Ein spannendes Thema, zu dem ich eine deutliche Meinung habe.
Die Vorstellung, diese Thematik mit Verboten angehen zu können, zeugt m. E. von einer gewissen Weltfremdheit.
Gerade in der Werbung ist ein „Bild“ nie ein Photo mit dem Anspruch, „möglichst realitätsnah“ zu sein (im Gegensatz zum Photojournalismus), sondern dient ausschließlich dazu, dass beworbene Produkt für den potentiellen Kunden attraktiv erscheinen zu lassen.
Die aufgenommen Photos dienen oftmals nur noch als Ausgangs- / Rohmaterial für das gewünschte Bild / die gewünschte Graphik. In der Automobilindustrie beispielsweise werden mittlerweile kaum noch Fahrzeuge photographiert, sondern fast ausschließlich CGI-Renderings verwendet. Ab welcher Grenze ist ein „Bild“ noch ein manipuliertes Photo oder bereits eine computergenerierte Graphik?
Vor diesem Hintergrund ein Verbot oder eine Kennzeichnung von Bildbearbeitung zu fordern, dürfte nur schwer machbar sein.
Wenn man nun das gewünschte Ergebnis nicht
nach der Aufnahme erzielen könnte / dürfte, müsste man halt
bei der Aufnahme entsprechend arbeiten. Dann werden für die Aufnahme Models mit entsprechenden Maßen genommen. Was auf den Laufstegen ja auch immer öfter der Fall ist.
Und hier nähert man sich auch der zugrunde liegenden Problematik.
Zielführend wären die Fragen:
- Warum wird in der Werbung ausgerechnet dieses (fast schon pervertierte) Schönheitsideal als Transportmittel für die entsprechende Werbebotschaft verwendet?
- Wo hat jeweils die Erziehung / Sozialisierung versagt, dass sich Menschen derart (einfach?) manipulieren lassen und zwanghaft versuchen, einem unrealistischen (und ungesunden) Musterbild zu entsprechen?
Die Lösung
dieser Probleme von einem Verbot von Bildbearbeitung zu erwarten, scheint mir doch sehr naiv. Die Verwendung von PS & Co ist nicht die
Ursache dafür, dass dieses Ideal überhaupt propagiert wird. Sie ist lediglich ein mögliches Werkzeug von vielen, um Bildern zu erstellen, die dieses Ideal bewerben.
Ebenso amüsant finde ich die Vorstellung, dass das Verbot einer bestimmten Software Menschen dazu bringen könnte, die ihnen angepriesenen Ideale (jeglicher Art übrigens) kritisch zu hinterfragen.
pit15
P.S.: Und der Effekt eines Warnhinweises dürfte wahrscheinlich genauso groß sein wie der des Warnhinweises auf Zigarettenpackungen – nämlich gar keiner.