Um etwas zum Thema zurück zu kommen, muß man bei der Ausgangsfrage, wie sich hier offen zeigt, berücksichtigen, daß es Mitmenschen gibt, die mit Bildbearbeitung nichts am Hut haben. Aus welchen Gründen im Einzelfall auch immer.Denn das verfälscht einen objektiven Vergleich m.E. nicht unerheblich!
Jene betrachten enstprechend Aufnahmen aus Smartphones deutlich wohlwollender, weil ihnen hier der Aufwand der Fotoentwicklung und Endbearbeitung weitgehend bzw. vollständig abgenommen wird.
Das Ziel ist nicht maximale Qualität, sondern geringstmöglicher Zeiteinsatz nach dem Druck auf den Auslöser, weil bspw. das Bedürfnis besteht, das Foto sofort ins Internet stellen zu können. So jemandem mit dem Argument der Bildqualität und auch manch gestalterischem Element zu kommen, das bei der Smartphonefotografie zu kurz kommt, wird meist nichts bringen. Sie wollen ein schnelles Ergebnis um sich nicht mit der Bildbearbeitung auseinander setzen zu müssen. So wie ich mich langweile, wenn sich zwei über Rotwein unterhalten, weil ich den allenfalls in meinen Apfelsaft kippe für ein fruchtigeres Aroma. Mir ist schnurz, wo der herkommt, es interessiert mich nicht. Ich will nicht den Lebenslauf der Anbauregion erzählt bekommen. Davon wird er für mich nicht besser. Ich will nur meinen Durst auf angenehme Weise stillen.
Etwas das ich neulich bei einem Bekannten miterleben konnte. Er fotografiert seit Ewig und drei Tagen, früher analoges Mittelformat, hatte sogar schon früh mit der Nikon D100 den Sprung ins Digitalzeitalter gewagt. Beruflich nutzte er Photoshop ständig ohne da aber jemals tiefer einzusteigen.
Ich war mit ihm vor 2 Monaten mal Abends durch Berlin gezogen. Seine Fotos hatten wie üblich deutliche gestalterische Mängel. Bildgestaltung war noch nie seine Stärke. Ihm reicht meistens die Dokumentation, wie er das Motiv gerade mehr oder minder 1:1 vor Augen hat. Dabei fotografiert er seit jeher wie ein Weltmeister, aber eben hauptsächlich im Knipsermodus.
Dann haben wir uns seine Fotos in Lightroom angesehen und ich habe ihn auf die eine oder andere Kleinigkeit hingewiesen. Größtenteils Architekturaufnahmen. Also meine beiden hauptsächlichen Kritikpunkte/Ratschäge: Gebäuden nicht das Fundament nehmen und nicht achtlos anschneiden und stürzende Linien vermeiden, wo sie nichts weiter als Fehler sind.
Also habe ich ihm einfach gezeigt, wo er in Lightroom die automatische Perspektivenkorrektur und die Objektivkorrektur aktiviert und welch erheblichen Auswirkungen das hat. Ihm sind fast die Augen rausgefallen und vielleicht habe ichs sogar geschafft, zu ihm soweit durchzudringen, daß er demnächst die Gebäude nicht mehr anschneidet und sogar genug Raum für Perspektivenkorrekturen läßt.
Und so ist es auch mit anderen Automatiken wie der Auto-Tonwertkorrektur und DRI-Programmen. In vielen Fällen reicht es, die Fotos im entsprechenden Programm zu öffnen, 2-3 Automatiken oder automatische Korrekturen anwenden zu lassen und fertig. Sowas ist selbst vielen alten Hasen überhaupt nicht richtig bewußt und so drehen sie selbst in Photoshop nur am Helligkeits- und Kontrastregler und lediglich Sonntags auch am Sättigungsregler.
Manchen Leuten muß man somit etwas die Aversion gegen die Bildbearbeitung nehmen. Zeigt man ihnen, daß es auch ohne großen Aufwand ganz einfach geht, steigt vielleicht hier und da die Bereitschaft, das Smartphone liegen zu lassen, weil es eben doch ganz einfach ist, Fotos aus der DSLR/M zu bekommen, die so fertig wirken wie die Bildchen auf dem Smartphonebildschirm, mit dem Unterschied, daß man in die auch noch hineinzoomen kann und Details präsentiert bekommt statt Augenkrebs zu bekommen.
Wie sahen seine Nachtaufnahmen im Vergleich mit meinen aus? Man kann es sich denken, wenn ich dazu noch erwähne, daß ich ihn nicht dazu bringen konnte, ein Stativ für die Nachtaufnahmen, um die es primär ging, mitzuschleppen. Entsprechend unterschiedlich fielen die Bldergebnisse nach Einbruch der Dunkelheit aus, als ich das Stativ einsetzte und er weiterhin ISO 3200 und 6400. Er hatte mich vorher schon um Infos zu Stativen gefragt, vielleicht half diese Fotoauswertung, ihn dazu zu ermuntern, zukünftig tatsächlich etwas mehr Arbeit zu investieren, also ggf. für Nachtaufnahmen und sonstige schlechten Lichtverhältnisse ein Dreibein anzuschaffen und mitzuschleppen und in Lightroom auf die richtigen Knöpfe zu drücken.
Aber ich habe starke Zweifel. Bespricht man die Fotos und zeigt den Vergleich sagen sie selbst, dass die Unterschiede so groß sind, daß man es noch nicht einmal mehr als Vergleich betrachten kann. Aber wie lange wirkt das nach? 10 Stunden, 1 Woche, 3 Monate? Ist wie bei meiner Mutter, ich schenkte ihr die kleinen Sony RX100, erkläre ihr wiederholt die Unterschiede und mit was fotografiert sie meistens? Mit ihrem 4 Jahre alten 250 Euro Smartphone.

Vielleicht wärs zumindest etwas anders, wenn ich nicht bereit stehen würde um manche wichtigen Motive für sie mit meiner Kamera abzulichten. Vermutlich nicht, weil ihr dann sogar dieser Vergleich fehlen würde, der ihr immer wieder erbarmungslos die bildqualitativen Unterschiede vorführt. Ein Jammer, denn ich nehme an, daß sie Talent für die Fotografie hat, dieses aber lediglich nicht nutzt, weil ich sie nicht dazu bekomme, es zu nutzen. Denn letzten Endes fotografiert sie zu über 90 Prozent auch nur zu dokumentarischen Zwecken, wo Bildgestaltung nebensächlich ist und auch die technische Bildqualität nur geringen Mindestanforderungen genügen muß, damit man genug erkennen kann.
Da ist es wie mit Musik. Der Eine hört sich seine Lieblingsstücke mit geschlossenen Augen im abgedunkelten Raum mit Top-Kopfhörern oder aus einer guten Stereoanlage im Stereodreieck sitzend an. Und der nächsten Person reicht es, sich das aus einem Küchenradio bei eher geringer Lautstärke anzuhören. Und denkt sich, ok, klar klingt das mit guten Köpfhörern bestimt etwas besser, aber ich sehe nicht ein, mich dafür jetzt extra hinzusetzen oder mir gar Kopfhörer für einen 3-stelligen Betrag zu kaufen und extra aufzusetzen. Das ist doch "nur" Musik, das klingt auch so gut genug. Mehr brauche ich nicht.
Man macht zum Spaß nur was einem Spaß macht oder seinem Ziel dient und muß darüber hinaus entscheiden, wofür man seine Zeit einsetzt. Und Bildbearbeitung kann eine zeitraubende Angelegenheit sein, also gehen viele den Weg des geringsten Widerstands und das heißt Smartphone. Insbesondere wenn das Wissen fehlt, wie mit geringem Aufwand viel zu erreichen ist.
Ich frage mich, wie würde wohl eine Sony RX100 III/IV-Version mit leistungsfähigerer Hard- und Software ankommen, bei der die Fotos intern auch sofort nach dem Druck auf den Auslöser so durch den digitalen Fleischwolf gedreht werden können, wie in Smartphones. So daß man erheblich bessere Bildqualität als bei jedem Smartphone erhält, auch wegen des guten optischen Zooms und smartphonetypisch fertig bearbeitete Bilder erhält, sofern man möchte!
Sie lassen sich ja auch heute schon per Wifi einfach aufs Smartphone übertragen, so daß sie sofort auch unterwegs nutzbar sind. So ließen sich die hohen Aufpreise für die Topsmartphones, die man regelmäßig auf den Tisch legen muß, einsparen, so daß sich diese Spezial-RX100 schon beim zweiten Smartphone rechnet, wenn es bei dem doch immer nur um die Kamera darin geht und der Rest der Smartphonetechnik unwichtig ist, weil da auch die Technik eines 150-200 Euro-Modells für alle sonstigen Aufgaben völlig zufriedenstellend ist. Oder können das die letzten 2-3 Generationen sogar schon? Teuer genug sind sie ja, daß sie es können sollten.
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