Liebe Leser
Ich möchte euch hier aus aktuellem Anlaß etwas über mein Mißgeschick berichten.
Als gelegentlicher Hobbyfotograf ist mir die Sauberkeit meines Sensors nicht ganz so wichtig. Erst wenn ich massiv Staubkörner auf den Fotos sehen kann, oder wenn ich vorhabe, hochwertigere Bilder zu machen, dann unterziehe ich mich der ungeliebten Prozedur einer Sensorreinigung.
Schon von Anfang an hatte ich mich nicht durchzuringen vermocht, mit irgendwelchen Reinigungsflüssigkeiten auf dem Sensor herumzuwischen. Dann erfuhr ich von diesem Discofilm. Die ersten Versuche waren zaghaft und nervenaufreibend. Meine Fehler: viel zu dünn aufgetragen, Discofilm zu dünnflüssig gemacht und oft genug noch zu feucht abgezogen. Inzwischen habe ich keine Angst mehr, weil ich weiß, daß der Film auch total ausgetrocknet nicht reißt und sich hervorragend abziehen läßt.
Mit der Zeit aber wird man nachlässig. Man meint die Sache zu beherrschen und fängt das Schludern an.
Mein erster Fehler war, daß ich den Discofilm zu viskos aufgetragen habe. (Ich hätte einen Hauch Wasser mehr dazugeben sollen.) Dadurch wurde das Verteilen auf dem Sensor mühselig, eine dickere Schicht jedoch viel einfacher und somit verlockender. Der Zweite Fehler war der, daß ich die Kamera nicht waagrecht genug ablegte. Durch den dickeren Auftrag dauerte die Trocknung nun wesentlich länger. Nach etwa drei Stunden, als ich daran dachte, den Film abzuziehen, sah ich, daß dieser noch lange nicht am Abtrocknen und noch recht „flüssig“ war. Zu meinem Erschrecken war die Flüssigkeit bereits vom Sensor herunter in benachbarte Spalten geflossen mitsamt dem Papier. Das Papier konnte ich zurückschieben, der Spalt jedoch blieb verkleistert.
Nachdem es bereits recht spät in der Nacht war und ich im Moment eh nichts ausrichten konnte, begab ich mich zu Bett.
Nach meinem Erwachen dann das böse Erwachen! Mein dritter Fehler. Ich hatte die Kapazität meines (frisch geladenen) Akkus grob überschätzt: der Spiegel war heruntergeklappt. Weniger schlimm, aber der Verschluß! Der war ja lustig verklebt mit Papier und nun getrocknetem Film. Beim Schließen dann waren die Lamellen natürlich hängengeblieben und bogen sich vor Schadenfreude. Ein kapitaler Schaden.
Nachdem jetzt eh alles zu spät war, entschloß ich mich, den Film am Papier unter dem verbogenen Verschluß hervor zu zerren, egal ob ich ihn mit herausreißen würde. Das gelang mir tatsächlich, die Filmschicht war hervorragend zu entfernen. (Natürlich mit entsprechender Gewalt.) Allerdings hatte ich dabei auch die Lamellen aus ihrem Führungsschlitz gezogen. Sie bogen mir ihre nackten Enden hilflos entgegen. Ein grausamer Anblick.
Nachdem ich nun alles zerstört hatte, war es mir egal und ich nahm eine Pinzette, um die Enden der Lamellen wieder in ihren Schlitz zu zwingen. Das ging zwar nicht ohne sichtbare Blessuren, aber ich konnte sie wieder an ihren Platz bringen. Danach probierte ich, und tatsächlich bewegte sich der Verschluß wieder und machte Fotos. Ob der Verschluß seine Arbeit aber ordentlich macht, und wenn ja, wie lange noch, das sind die Fragen, die ich erst demnächst beantworten kann.
Und die Moral von der Geschicht?
Eine teuere Ermahnung.
Ich werde sorgfältiger arbeiten in Zukunft.
Aber weiterhin mit Discofilm.
Es grüßt
Johannes
