Lese hier seit Wochen still mit und habe enorm profitiert, da ist es auch irgendwann mal an der Zeit heraus zu treten.
Habe im Job eine Canon S90, die mich schwer beeindruckt hat; nach langem Lesen hier habe ich mir dann eine TZ10 gekauft, weil ich plötzlich bei HD-Video auf den Geschmack gekommen war. Fand die TZ10 auch immer besser, je länger ich sie hatte; musste sie aber auf höhere Weisung hin zurück schicken. Danach habe ich immer und immer wieder den Markt gescannt, aber es schien immer auf die S95 oder die LX5 hinauszulaufen, weil ich einen großen Sensor wollte (oft Fotos drinnen), dazu natürlich PASM und eben HD-Video. Erst gestern habe ich überhaupt von der Existenz der WB2000 erfahren, und habe sie mir heute gekauft. Hätte ich auch nicht gedacht. Ich glaube, die ist mir so lange durch die Lappen gegangen, weil dkamera sie in der Kaufberatung nicht gelistet hat.
Videos kann ich nach ein paar Stunden noch nicht beisteuern, aber über das Thema Datenrate und SD-Karten-Geschwindigkeit bin ich schon gestolpert, als
whopper schrieb :"Das wären dann etwa 1,95 MB pro Sekunde, ist ja nicht gerade viel für FullHD, hatte mehr erwartet!". Also, das würde bei 1:40 Stunden etwa 12 GB machen, und MKV-Kinofilme in allerbester Qualität haben bei dieser Länge oft weniger! In anderen Worten: Da die Qualität der WB2000 in aller Freundschaft nicht mit BlueRay-Qualität mithalten kann, ist die Datenrate eher zu hoch.
Mein Lieblingsprogramm zum Anzeigen von Medieninfo ist die Freeware SUPER. Ich habe unten mal die Daten von drei Filmen reinkopiert: Ein Video von der WB2000, ein MKV von "Operation Walküre" und eins von "Herr der Ringe: Die zwei Türme".
Vorweg noch: Es geht immer ein bisschen durcheinander mit dezimalen (MB = 1.000) und binären (MiB = 1.024) Megabyte und Megabit (Mb), und kb ist nicht dasselbe wie kB. Die Analyse unten nimmts genau mit den Bezeichnungen, es werden die binären Maßeinheiten verwendet (1.024).
Die Grundinformationen sind vermutlich schon bekannt, die WB2000 verwendet AVC (ein H.264-Codec), Profil High@L4.1, kein CABAC, 29,970 fps, variable Bitrate. Audio ist AAC und macht nur 1% der Datenmenge aus. Die Kinofilme sind sehr ähnlich, nur haben sie CABAC (besser, aber hohe Ansprüche an die Hardware) und der Audioanteil ist sehr viel höher. Ist klar, sie haben DTS und mehrere Audioströme, ist aber auch egal, hier geht es um die Video-Datenrate.
Und die ist bei der WB2000 14,6 Megabit pro Sekunde, also grob 2 MB/s. Bei der Walküre sind es nur 12,9 Mb/s (!). (OK, ist nicht 1080 sondern nur 1040.) Und die Türme kommen nur auf 6,8 Mb/s! Zwar auch nur bei bei 800 Pixeln Höhe, aber wir reden hier von Kinofilmen! Die Datenrate der WB2000 ist also im Grunde völlig überzogen. Bei meinen Spontankreationen liegt sie so zwischen 14 und 16 Mbit/s. Wenn man sich die Zigarettenschachtel anguckt, aus der das alles kommt - nicht zu glauben.
So, jetzt zu den SD- oder SDHC-Karten: Die muss also 2 MB/s schreiben können. Da frage ich mich, ob man heute überhaupt noch Karten kaufen kann, die weniger leisten. Zumal, wenn man bedenkt, dass es Fragmentierung bei SD nicht gibt und der Controller zur gleichmäßigen Abnutzung die Daten sowieso immer wild verteilt. Eine Class 4-Karte heißt lediglich, dass sie unter allen Umständen eine Mindest-Datenrate von 4 MB (oder 4 MiB?) schaffen muss, aber niemand verbietet ihr, auch mehr zu leisten! Ich habe mal meine Class 2-Karte getestet, und die schafft locker 7 MB/s. Vielleicht irre ich mich, aber ich vermute, die Diskussionen über Class 6 oder gar Class 10-Karten sind völlig überzogen und sorgen nur bei der Industrie und den Händlern für Freude.
Zum Schluss noch ein Hinweis auf das Ruckeln und die diversen Empfehlungen für Abspieler. Wenn die CPU das Dekodieren eines H.264-Codecs bei 1080p leisten muss, dann kommt sie nur bei sehr schnellen Maschinen nicht ins Schwitzen. Ich habe noch einen schlichten Athlon Dual Core-Sparprozessor, und bei 1080 ist der Prozessor völlig ausgelastet und das Bild ruckelt total, wenn ich den VLC benutze. Bei MPHC hingegen ist die Auslastung 2% und selbst bei den bewegtesten Szenen steigt sie nicht über 5%. Ist der MPHC also besser? Nein! Er kann einfach nur DXVA, also Hardwarebeschleunigung! Die GPU macht alles und die CPU spielt so gut wie keine Rolle mehr. Man muss eben ein Mainboard mit dem richtigen Chip oder eine entsprechende Grafikkarte haben, die die Dekodierung von H.264 hardwareseitig unterstützt. Dann muss man auch noch den MPHC richtig konfigurieren und den richtigen Grafiktreiber installieren (ATI hat in einigen Treiberupdates DXVA-Unterstützung einfach gekappt!) Hat mans geschafft, ist das nicht nur gut für die Filme von der WB2000. Bei Nvidia heißt die Hardwarebeschleunigung "Pure Video"; ich hingegen habe ein Mainboard mit einem - billigen! - ATI-HDxxxx-Grafikchip, der das aber auch kann. Und erfreulicherweise benutzt die WB2000 das High@L4.1-Profil, denn beim High@L5.1-Profil versagt der MPHC leider.
So, jetzt ist es spät und ich habe eine halbe Flasche Rotwein intus - ich hoffe mal, das ist trotzdem alles verständlich.
PS: Da fällt mir noch ein, die WB2000 muss natürlich auch so einen Chip drin haben, sonst ginge das alles (HDMI -> Flachbild-TV) ja gar nicht.