mandifoto schrieb:
200 lp sind ja der totale Extremfall. Habe mir willkürlich ein Objektiv rausgesucht:
Sigma EX 2,8 150 mm, erreicht abgeblendet 1000 LP/BH. Die BH (Bildhöhe) getestet an der EOS 20D beträgt 15mm.
1000 lp = 2000 px (alles pro mm) durch 15 mm = 133 px = 66,6 lp
Kurz: Ein gutes KB-Objektiv erreicht bei ca. 70 lp/mm seine Grenze Das Objektiv einer Prosumer (wie das der Canon S 80) liegt sicher wesentlich darunter, mein Ansatz von 45 lp/mm ist sicher nicht so aus der Welt.
Sorry, aber das ist weit gefehlt!
ERSTER PUNKT:
Wenn die Systemauflösung im Zusammenwirken aus Objektiv UND Kamera bei 66 lp/mm lag, dann sagt dies über die Optik alleine nur wenig aus.
Wenn es Dein Sigma schafft, mit der 20D 1000 lp/Bildhöhe aufzulösen, dann sagt dies lediglich aus, dass weder die Objektiv- noch die Kameraauflösung unter den berechneten 66 lp/mm gelegen haben können.
Selbst wenn Du ein Objektiv mit 1000 lp/mm Auflösung vor die 20D schrauben würdest, läge im Endeffekt die Systemauflösung kaum höher als mit Deinem Sigma-Macro. Der Grund dafür ist sehr einfach: eine 20D mit Pixelabstand von 6,4 µm hat nur knapp 78 Pixelpaare/mm (aud dann zu allem Überfluss noch ein Auflösungs-begrenzendes AA-Filter). Du kannst also Spitzenobjektive davorhalten wie Du willst, das Endergebnis *kann* nicht mehr als die 78 lp/mm ausweisen.
ZWEITER PUNKT:
Verkleinerst Du die Objektive im Objektivbau, so verkleinerst Du gleichzeitig einen großen Teil der Ungenauigkeiten. Dies bedingt, dass die Objektive für die kleinen Bildkreise der Kompaktkameras in der Auflösung durchaus Werte über 200 oder gar 300 lp/mm erzielen können. Da durch den sehr kleinen Pixelabstand von 2-3 µm die Samplingrate auf 160-200 lp/mm ansteigt, wird dann die Systemauflösung durchaus auf Werte von 120 lp/mm und darüber ansteigen. Dass dies auch tatsächlich der Fall ist, weisen die Auflösungscharts ja auch aus.
DRITTER PUNKT:
Schaust Du Dir einmal die Auflösung des reinen Objektivs an, so wirst Du im mikroskopisch vergrößerten Luftbild hinter dem Objektiv bei guten Festbrennweiten eine Grenzauflösung in Bereichen um 200-500 lp/mm haben. Die Aussage von Zeiss, dass an Film bis zu 200 lp/mm erreichbar waren, ist natürlich hoch gegriffen, zumal derzeit keine 35mm-Emulsion mehr kommerziell angeboten wird, die überhaupt diese Auflösung leisten kann. Dennoch bleibt auch hier wieder festzuhalten, dass es sich um eine *Systemauflösung* handelte, die also sowohl von Optik- als auch von Film-Seite jeweils eine entsprechende Dämpfung erfahren hat.
VIERTER PUNKT:
Wenn Du es selbst mal rechnen willst:
Systemauflösung = 1 / (1/Objektivauflösung + 1/Sensorauflösung)
Nimmst Du Deine beobachteten 66 lp/mm und eine für die 20D angenommene Grenzauflösung von 78 lp/mm (tatsächlich liegt sie wegen AA-Filter etwas niedriger), so ergibt sich nach Umstellung zur Objektivauflösung für Dein Sigma:
Objektivauflösung = 1 / (1/Systemauflösung - 1/Kameraauflösung)
also:
Objektivauflösung = 1 / (1/66 - 1/78) lp/mm =
430 lp/mm
Du hast ein feines Sigma-Makro!