- Und, funktioniert es für Sie?
- Ja.
- Dann bleiben Sie dabei.
Chuck Palahnjuk: Fight Club
Natürlich gibt es keine allgemeingültige Lösung. Ein Kollege klebt den roten Leicapunkt ab, seine M6 sieht abgerockt aus, macht aber prima Bilder. Die OM-D eines anderen sieht noch aus wie am ersten Tag, auch wenn die ständig im Gebrauch ist.
Ich reinige die Linsen vorsichtig mit Wattestäbchen und demineralisiertem Wasser und wenn sich Schmutz abgelagert hat, nehme ich auch einen Pinsel in die Hand. Aber ich mache es vor allem, weil ich denke, dass es gut ist für das Material und für die Ergebnisse. Ein 24/1.4 ist ohnehin schon für Flares anfällig. Mit Lackabrieb und Kratzern am Bodyboden bin ich schon häufiger klargekommen.
Der technische Umgang mit Fotografie – vor allem im Labor - erforderte früher viel eher sauberes und gewissenhafteres Arbeiten als heute (vom Sensordreck einmal abgesehen, den es früher nicht gab). Aber mich macht das nicht glücklich. Allerdings weiß ich auch, dass sich viele Leute von dieser Tätigkeit angezogen fühlen, die sauberes und genaues Arbeiten besonders schätzen. Es bedeutet aber nicht, dass andere, die nicht so fixiert sind, zum Konvertieren genötigt sind. Sie müssen sich nur andere Wege suchen.
Was ich meine: Wenn ich den Vergrößerer penibel nach Staub absuchen muss und das Negativ wienere, wenn ich das ausbelichtete Baryt noch mal retuschieren muss, weil doch noch ein Fussel auf dem Abzug zu sehen ist usw. – dann nervt mich das. Für andere ist das etwas Schönes, dafür zu sorgen, dass alles prima ist. Wer "American Beauty" gesehen hat und sich an die Gartenszene erinnert, in der die Ehefrau der Hauptfigur vorgestellt wird, weiß, was ich meine: "Das ist meine Frau Carolyn. Sehen Sie, wie der Griff der Baumschere zu ihren Garten-Clogs passt? Das ist kein Zufall."
Aufgefallen sind mir die Wortmeldungen von EOS, weil dieser nicht nur Parallelen zog zwischen dem Umgang mit der Ausrüstung und der Persönlichkeit des Anwenders, sondern auch, weil er noch den nächsten Schritt wagte und sagte: Das eine ist richtig, das andere ist falsch. Er argumentierte mit der "Mehrheit" (die kann sich offenbar nicht irren und ist offenbar am Festmachen von Wahrheiten beteiligt) und argumentiert mit Marktgepflogenheiten. Mir geht da das Wort Fixierung nicht aus dem Kopf.
Falsch und richtig kann es nicht geben. Dem einen ist es egal, ob er seine 5D MkII für weniger verkaufen kann, weil der Body Schrammen hat. Dafür hat das Handling gestimmt, während die Kamera in Gebrauch war. Andere empfinden seelische Nöte dabei, wenn sie sehen, dass jemand den Apparat ohne Displayschutz verwendet oder die Kamera ohne Objektivdeckel in die Kameratasche steckt. Dass dann die Frontlinse mit der Zeit nach Gebrauchsspuren aussehen mag, muss dann eben in Kauf genommen werden.
Wir sind doch alt genug, um zu sehen, was für uns passt und brauchen uns weder in die eine noch in die andere Richtung Vorhaltungen machen zu lassen, was wie zu machen ist.
The things you own end up owning you.
Tyler Durden