Ich habe mir lange Zeit überlegt, hier überhaupt zu antworten. Was mich stört ist die Polemik. Geht es hier eigentlich wirklich um dein Fokusproblem, Andreas? Mir scheint eher, du willst dich mit aller Macht selbst bestätigen und beweisen, dass der Kontrastautofokus doch fehlbar ist (was im übrigen niemand anzweifelt, der etwas von der Sache versteht). Nicht umsonst sprichst du von Dogma, den du zum Mythos gemacht hast. Nur ist keines davon richtig. Ich schreibe hier trotz meiner Zweifel, weil ich denke, dass die folgenden Informationen zumindest für den einen oder anderen hilfreich sein können:
Natürlich kann ein Kontrastautofokus eine Fehlfokussierung provozieren. Sei es, weil das Messfeld zu groß bzw. nicht eindeutig genug ist, weil das Motiv zu wenig oder im falschen Spektralbereich Kontrast bietet, weil die Ansteuerung der Fokussierung im Objektiv mechanisch oder elektronisch fehlerhaft konstruiert bzw. ausgeführt wurde oder, wie hier vermutet, weil das Objektiv durch Aberration die Kontrastverhältnisse bei den relevanten Ortsfrequenzen "stört". Wie bereits gesagt dürfte das kaum jemand mit Sachverstand anzweifeln, geschweige denn die Fehlerlosigkeit unter den Umständen zum Dogma erheben.
Die Aussagen zur Fehlerfreiheit des Kontrastautofokus beziehen sich in der Regel nur auf die fehlende Schwachstelle der notwendigen Justierung und regelmäßigen Kalibrierung beim Phasenautofokus, da dort der messende Sensor und der aufzeichnende Sensor zwei an sich unabhängige Systeme darstellen. Prinzipbedingt handelt es sich beim Kontrastautofokus um ein einziges System, das in sich weder justiert noch kalibriert werden muss und daher keinen darauf beruhenden Fehler, wie etwa Front- oder Backfocus, erzeugen kann.
Was die Antriebstechnik angeht so setzt Panasonic meinem Gedächtnis nach beim 14-140mm Superzoom und beim neuen 45-175mm Schrittmotoren ein, bei den restlichen sind es Mikromotoren mit präziser Schrittsteuerung. Olympus setzt demnach bei allen Modellen außer den neuen Festbrennweiten auf Mikromotoren. Für die neuen Objektive habe ich noch keine Infos. Falls das alles jemand genau wissen will, kann ich auch in meinen Unterlagen nachschauen. Eine Notwendigkeit sehe ich hierfür allerdings nicht, da der Unterschied in der Praxis für die Präzision und Genauigkeit unerheblich ist. Die Informationen stammen direkt aus der Technikabteilung der beiden Hersteller, unsere eigenen Messungen beziehen sich nur auf die möglichen Schwankungen. Anhand der Daten sehe ich kein Problem einer genauen Ansteuerung der jeweiligen Fokusposition.
Nicht ganz korrekt ist die Aussage, dass es keinerlei Kontrolle des Fokuspunktes gibt. Eine absolute Kontrolle wie beim Phasenautofokus ist tatsächlich nicht vorhanden und prinzipbedingt auch nicht möglich, es findet aber eine relative Kontrolle zum Kontrastmaximum statt. Nachdem das Maximum überfahren wurde (es handelt sich dabei allerdings um mehr als einen Schritt) und die genaue Position angesteuert wurde, wird eine weitere Kontrastmessung mit dem aufgezeichneten Maximum verglichen. Ich weiß nicht, wie hoch die zulässige Abweichung ist, aber bei einer zu hohen Abweichung wird eine Fehlfokussierung weitergegeben. Bei der aktuellen Sensorgeneration mit doppelter Sensorausleserate wird beim zurücklaufen ein zweites Profil erstellt und mit dem ersten abgeglichen. So können Unterschiede bei der Kontraststeigung direkt ausgewertet werden und in die Berechnung der Schrittfolge einfließen. Das erleichtert die Auswertung gerade bei kleineren Fokusfeldern. Aus dem Grund ist der neue Autofokus gerade bei gutem Licht nochmal schneller geworden.
Für den Fall, und das wurde hier ja auch schon mehrfach genannt, ist das aber weitgehend unerheblich. Ich denke, dass der gedankliche Weg über den Einfluss der Aberration auf die Fokussierung grundsätzlich richtig ist. Hinzu kommt aber, dass in meinen Augen das Fokusziel für eine genaue Kontrolle eines Kontrastautofokus nicht gerade optimal ist, schlicht weil es sich eben nicht um eine reine Linear- oder Kreuzmessung wie beim Phasenautofokus handelt, sondern um eine Flächenmessung. Optimal wäre ein Muster mit verschiedenen Ortsfrequenzen ähnlich einem gekreuzten Strichcode, oder noch weiter einer willkürlichen Strichanordnung. Solche Muster verwenden wir mit großer Zufriedenheit, entwickelt zusammen mit den Technikern verschiedener Hersteller.