Der Thread zeigt, bei dem Thema war das zu erwarten, dass auf der einen Seite wie immer die Trennung zwischen objektiven und subjektiven Argumenten, zwischen Fakten und Ansichten, schwer fällt; auf der anderen Seite aber auch das Gefühl bei der passenden Ausformulierung der eigenen Meinung häufig fehlt (das reine "meiner Meinung nach..." reicht bei einer rein schriftlichen Kommunikation kaum aus). Beides passiert bei vielen ohne böse Absicht, bei wenigen vorsätzlich - aber man kennt seine Pappenheimer in dem Punkt - und kann in Kombination mit einer gewissen Dünnhäutigkeit schnell vollkommen missverstanden werden. Auch das bei wenigen durchaus gewollt.
Was bleibt, außer der vielen heißen Luft und dem verspielten Renommee der Schreibenden? Das Gelächter jener, die sich daran ergötzen - auf beiden Seiten.
Ein paar Gedanken von mir zum Thema E-M5 und GH3
Während die GH3 auch vom Hersteller als professionelles Gehäuse positioniert wird, sieht Olympus ihr Modell eher in einem semiprofessionellen Umfeld und lässt sich Platz für ein neues Topmodell (das bekanntlich im Herbst 2013 erscheinen soll). Dementsprechend ist auch die Auslegung der Kameras unterschiedlich. Die GH3 ist in der Tradition der "klassischen" professionellen Spiegelreflexkameras mit vielen direkten und individuell konfigurierbaren Einstellmöglichkeiten ausgestattet, bietet Flexibilität dort wo sie nützlich sein könnte (etwa beim Display), verzichtet aber dort darauf, wo sie unnötig erscheint (etwa beim Griff). Ziel ist es, möglichst schnell blind die wesentlichen Funktionen einstellen zu können. Das ist gerade im schnellen tagesjournalistischen Arbeitsumfeld wichtig, genau in diesen Bereich will Panasonic auch drängen. Hinzu kommen geniale Möglichkeiten durch die Fernsteuerung, die auch aber nicht nur im Studiobereich sinnvolle neue Möglichkeiten erschließen soll. Nicht umsonst hat mit dem neuen Portraitobjektiv von Panasonic der Angrif auch in diesem Bereich begonnen.
Die E-M5 hingegen räumt den ursprünglichen Tugenden von µFT, also Größe und Gewicht, mehr Raum ein und verzichtet dafür auf die blinde Bedienbarkeit vieler Funktionen zugunsten einiger weniger. Ihre Flexibilität ist dem Konzept der Kompaktheit unterworfen, das Klappdisplay ist genauso ein Kind dieses Gedankens wie der modulare Griff. Dem gegenüber steht eine professionelle Robustheit genauso wie eine professionelle Unauffälligkeit. Beides spielt im Reportagebereich ihre Stärken aus, nicht ungewollt von Olympus.
Für mich persönlich ist die GH3 gegenüber der E-M5 das professionellere Gehäuse bei der Mehrheit der Anwendungen. Bisher gab es für mich drei Gründe, noch immer eine DSLR mit Sub-KB-Sensoren zu nutzen: das Objektivangebot, die Autofokusleistungen (im kontinuierlichen Bereich) und das Bedienkonzept. Letzteres hat sich durch die GH3 weitgehend erledigt, auch wenn ich noch einige relevante Punkte vermisse. Dazu gehört auch ein einfaches, kleines, platz- und stromsparendes OLED-Schulterdisplay mit den wichtigsten Informationen: Zeit, Blende, Empfindlichkeit, Korrektur, AF-Modus, Belichtungsmessung, Serienbildmodus, Akku und Speicher.
Es gibt in meinen Augen auch einige Punkte, bei der ich die E-M5 unter der Voraussetzung der Professionalität im Vorteil sehe. Der Sucher ist in meinen Augen noch immer besser, schneller in der Reaktion und gefälliger vom Layout. Bei dem von mir getesteten Exemplar der GH3 funktionierte auch die Auto-ISO im M-Modus nicht, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sich das Thema mittlerweile erledigt hat. Und der Bildstabilisator ist und bleibt gerade für reaktionsschnelles Arbeiten für mich sehr wichtig. Dafür bleiben eben die Einschränkungen beim Bedienkonzept.
Vielleicht wird der ein oder andere, der meine Beiträge häufiger verfolgt, fragen warum ich hier so kritisch über die E-M5 und deren Bedienkonzept schreibe, obwohl ich sonst immer berichtete, wie gut ich damit zurecht komme.
Der entscheidende Punkt ist eben die Frage nach den Anforderungen und Aufnahmesituationen. Die E-M5 wird von mir unterwegs eingesetzt, bei Reisereportagen und Städteportraits. Dafür bevorzuge ich eine kleine und leichte, aber robuste Ausrüstung, die mir eine hohe Qualität bei guter Flexibilität gibt ohne mich in den wesentlichen Punkten einzuschränken. Ich muss nicht in sekundenschnelle alle Funktionen einstellen können, mir reichen die wesentlichen Möglichkeiten: Zeit, Blende (bzw. Belichtungskorrektur je nach Modus), Empfindlichkeit und Fokus (inklusive Feldwahl). Genau das schafft die E-M5 hervorragend und liegt mir dabei gut in der Hand, mit den kleinen Objektiven besser als mit den Großen. Genau deswegen bevorzuge ich auch das Klappdisplay gegenüber dem Schwenkdisplay, einfach weil ich unauffälliger auf der einen Seite und gleichzeitig bei Bedarf besser in Kontakt mit den Motiven bleiben kann. Das ich dabei auf das Querformat beschränkt bin ist mir lieber, als auf diese Variante nur durch das seitliche Display zurückgreifen zu können. Das hatte ich lange genug, und es machte mir keine Freude.
Für mich erledigt die E-M5 damit die Aufgaben, für die ich eine Leica M nutzen würde, wenn ich sie mir leisten könnte (die neue, weil ich Live-View bei Landschaften mit exakter Fokussierung nicht mehr missen wollen würde

), und die bisher von einer DSLR erledigt wurden, weil es für mich qualitativ ausreichend sonst nicht möglich war.
Die GH3 hingegen ersetzt eine DSLR nicht nur unter Kompromissen und nicht nur bei der Leistung, sondern eben auch in der Handhabung. Das ist, wie zuvor erwähnt, dann wichtig wenn man die vielen Funktionen schnell und sichere bedienen will. Zwischen den AF-Modi schalten, zur Spotmessung wechseln, schnell noch die ISO hoch und die Blende zu - das geht schneller und intuitiver, sofern man das generelle Konzept erstmal verinnerlicht hat. Größere Hände dürften es mit dem Griff zudem einfacher haben, ich bin da im Vorteil: mir passen beide Modelle. Ich habe einige Veranstaltungen im Jahr, rein privat heutzutage, bei der ich genau diese Vorteile benötige. Das führt zu der amüsanten Situation, dass ich rein privat typisch professionelle Anforderungen habe, während das Professionelle eher zu üblicherweise privaten Betrachtungen verleitet. Wenn es jetzt noch ein schnelles, längeres Tele gäbe (100-300/4 mit optimiertem Konverter, oder 350/4 als Festbrennweite und ein x1,7-Konverter für das 150/2,8), dann wäre nur durch die GH3 ein Wechsel auch in diesem Bereich möglich. Die E-M5 schafft das nicht.
Alles eine Frage der Prioritäten also. Leistungsmäßig sind abgesehen von der konzeptionellen Auslegung in meinen Augen beide Modelle sehr ähnlich. Die Bildleistung ist nahezu gleich, mit den entsprechenden persönlichen Einstellungen kommt man sogar JPEG-seitig in sehr ähnliche Bereiche. Die Autofokusleistung ist auch auf einem Niveau, das ich durchaus als identisch bezeichnen würde.
Wer vor der Wahl steht kann sich in meinen Augen besser als bei fast allen anderen Vergleichen zwischen zwei Marken ganz auf die "subjektiven Eindrücke" beschränken. Bedienkonzept, Größe, Gewicht und Sucher - da liegen die relevanten Unterschiede und darüber wird man entscheiden müssen. Auf der einen Seite ist das gut, auf der anderen wird vermutlich noch genau das für lange Diskussionen sorgen. Denn letztlich sind es doch immer die kleinen, subjektiven Dinge die hier zum Streit führen. Das Duell GH3 gegen E-M5 ist voll davon...