Fluchtdistanz!
Insekten [...] haben überhaupt
keine Fluchtdistanz! Sie reagieren allein auf Bewegung [...]. Also das Spannen des Schnellschalthebels mit dem Daumen, [...] oder seitliches Bewegen der ganzen Kamera jagen Insekten meist
sofort in die Flucht.
[Quelle; Hervorhebung RS]
Ich finde es höchst bedauerlich, wenn solche sowohl in "objektkundlicher", hier also entomologischer, als auch fotografischer Hinsicht im Kern fundierte Ausführungen sich derart offensichtliche Mängel logischer und semantischer Art leisten, dass die zentrale Aussage (hier "keine Fluchtdistanz") sofort und unzweideutig vollkommen unhaltbar wird.
Und umso ärgerlicher für den Leser und peinlicher für den Autor wird die Aussage angesichts der Tatsache, dass sie als eine von oben herab getextete Belehrung daherkommt, ganz im Oberlehrerton.
Ich stelle fest: wenn Insekten keine Fluchtdistanz hätten, würden sie bei Annäherung nicht fliehen. Das tun sie aber, und zwar zuverlässig. Dass diese Fluchtdistanz im Unterschied zu anderen Tieren besonders stark je nach Art der Näherungsbewegung variiert (auch das ist grundsätzlich eigentlich noch kein Alleinstellungsmerkmal von Insekten), dass man den Fluchtzeitpunkt bei vorsichtiger Näherung und Vermeidung von Querbewegungen hinauszögern kann, bei einzelnen Insektenarten meinetwegen bis zum Zusammenstoß, ist eine völlig andere Sache. Sie ermöglicht mit Fug und Recht die Aussage, Insekten haben eine
weniger feste Fluchtdistanz - dass sie gar keine hätten, ist jedoch, mit Verlaub, nur Blödsinn, und in der Formulierung des zitierten Artikels ein rechthaberischer Blödsinn, angesichts dessen man sich fragen könnte, ob man für dumm verkauft werden soll.
Die übrigen Ausführungen auf jener Seite, besonders auch im Hinblick auf den Aspekt der Perspektive in Verbindung mit längeren (Makro-) Brennweiten, sind dagegen völlig richtig, und auch das "eigentliche" Fazit, dass man bei der Auswahl einer Makrobrennweite einen möglichst großen Arbeitsabstand nicht unbedingt als Hauptgewicht in die Waagschale legen sollte.
Grüße,
Robert