AW: Weißabgleich
also die automatische Weißabgleichfunktion ist weitestgehend okay
... das sehe ich ähnlich; man sollte den Weißabgleich auch nicht überbewerten - allerdings löst der Verweis auf das RAW-Format auch nicht immer das Problem; macht man nämlich die Entwicklung erst in zeitlichem Abstand zur Aufnahme, kann einem das Korrigieren nach "Erinnerungsfarben" ganz schön in die Irre führen (denke da an eine Reisereportage im naturfoto, wo die Kodakfarben der 60er-Jahre geradezu "kühl" dagegen wirkten).
Verwundert hat es mich zumindest, das hier im Forum Tageslichtaufnahmen als Beispiele für die Eignung des einen oder anderen Tools verlinkt werden. Da machen Dinge wie die Expodisk nun wirklich keinen Sinn mehr (und das schon seit der seligen E-1).
Den Aufwand sollte man sich für spezielle Mischlichtsituationen und generell Kunstlicht aufbewahren, früher hat man ja auch nur bei Glühlampen und Neonröhren gegengefiltert.
Ein einfaches Testchart funktioniert am Schreibtisch: Weißes und Umweltschutzpapier, Seitenlicht vom leicht abgedunkelten Fenster, Glühlampenlicht von links, Halogen von rechts (z.B.). Dazu eine Grautreppe oder zumindest eine Graukarte und ein Stück schwarzen Karton (evt. noch Rot und Grün dazu). Damit kann man alle Einflüsse testen und sehen, wann sich das Schwarze, wann sich das Grau verändert.
Was man sofort erkennt: Der Weißabgleich ist kein Zaubermittel, sondern ein Verschieben der Farbballance, mehr nicht. Man muss sich entscheiden, was man will, "reines" Weiß oder Grau oder einen natürlicher Farbeindruck. Eigentlich verringert man sich nur den Arbeitsaufwand in der EBV für die Beseitigung eines Farbstiches, mehr aber auch nicht.
Manchmal hört sich das so an, als würden Teile wie die Expodisk zu einem optimal richtigen Ergebnis führen. So ein Ergebnis gibt es aber gar nicht. Entweder will der Fotograf (wie Du ja schreibst) eine atmosphärische Lichtstimmung transportieren, dann ist so ein Tool genauso verheerend wie ein Blitz. Oder man will Ausreißer verhindern, da muss man aber die Automatik zumindest bei Olympus-kameras nur dann abschalten, wenn das Motiv im Sommer im Schatten liegt oder Kunstlicht in Innenräumen oder Nachts hinzukommt.
Fast alle diese Hilfsmittel machen das Bild im direkten Vergleich zu kühl (auch die Expodisk, hatte sie aber nur testweise, glaube aber, keinen Fehler gemacht zu haben); und das, obwohl der Kameramonitor nicht das optimale für solche Vergleiche ist (macht man sich zu den Bildern aber in einer Testreihe mal Notizen, stimmen die meist mit dem späteren Eindruck am kalibrierten Monitor überein).
Will man den "Augeneindruck" haben, muss man bei Verwendung dieser Hilfsmittel in vielen Fällen wieder nacharbeiten, da z.B. Papier unter Glühlampenlicht immer einen leichten Warmton-Stich hat.
Out-of-the-cam sollte man solche Bilder von Problemmotiven trotz manuellem Weißabgleich nur unter Zeitdruck nehmen, eine Kontrolle (und evt. Manipulation) am PC-Monitor ist eigentlich immer ratsam.
Mein Fazit bis jetzt: Man kann mit halbtransparenten Abdeckkappen (z.B. von Projektionsobjektiven eines Beamers oder Diaprojektors) auch günstiger zu einem ähnlichen Ergebnis kommen; man zielt dann in solch einer "Lichtmessung" aber nicht direkt in die Lichtquelle, sondern an der hellsten Stelle des Motivs (Reflexionsfarbe).
Dieses Tool habe ich in der Tasche, wenn an der Kamera ein anderes Licht herrscht als an der Motivebene, ich dort mit einer "Zebrakarte" aber nicht hinkomme (den externen Sensor der E-3 braucht man in so einem Fall meiner Meinung nach nicht abschalten, da er nur arbeitet, wnn man im WB-Auto-Modus arbeitet ?).
Ansonsten ist meiner Meinung nach das Ausmessen einer speziellen Handkarte besser, die Trefferquote in Mischlichtsituationen ist da höher und in gewissem Umfang zu steuern. Man sollte aber aber darauf achten, den richtigen Winkel einzuhalten, sonst bekommt man völlig unterschiedliche Ergebnisse.
Ein Tesastreifen an einer Kante der karte hilft da dabei - Winkel der Karte zum Licht ändern und erst, wenn der Streifen am wenigsten spiegelt, den manuellen Weißabgleich machen. Die graue Seite kann man ebenfalls benutzen (auch zur Pipettenmethode in der EBV extra zusätzlich als Bild abspeichern), Situationen mit Mischlicht (besonders Glühlampen) werden meiner Meinung nach damit sogar natürlicher (evt. Grund: die graue Seite ist nicht so wie die weiße Seite empfindlich für einen Fehler beim Reflexionswinkel der Handkarte).
viele Grüße
Michael Lindner