Als sich herausstellte, dass die E-M1 Mark II sich gegenüber dem Vorgänger, also der E-M1, vergrössern würde, war ich ehrlich gesagt auch ziemlich unzufrieden. Die E-M1 bietet samt HLD-7 eine wirklich gute Grösse, um ein 300/2.8 halten zu können, bis auf den Griffwulst, der ruhig etwas tiefer hätte ausfallen dürfen. Die E-M1 Mark II lässt sich etwas besser halten, wenn man mit grossen schweren Optiken unterwegs ist. Das ZD 300/2.8 wiegt immerhin gegen 3.5kg wenn der Tarnüberzug drauf ist. Dass ich in dem Fall auch die Mark II mit dem Grip bzw. dem HLD-9 verwende, versteht sich von selbst.
Die E-M1X ist nun nochmals gewachsen, wenn man sie mit der Mark II samt Grip vergleicht. Bevor die Spec's der Kamera geleakt sind, hatte ich mich zum engeren Kreis des Zielmarktes angesprochen gefühlt. Ich hatte mir auch lieber gewünscht, dass dies so nicht kommen wird. Da ich bis Dato die Kamera jedoch noch nicht in den Händen halten konnte, verzichte ich mir ein Urteil darüber, ob die Kamera zu gross ist. Klar ist, dass dieses Gerät nicht dazu gemacht wurde, einfach mal so auf eine Bergtour mit kompakten Objektiv mitzunehmen. Dieses Teil wurde dazu gemacht, mit langen schweren Brennweiten in widrigen klimatischen Bedingungen zu hantieren. Irgendwie scheinen viele dies dauernd auszublenden, wenn sie mit Vergleichen mit kompakten FF-Kameras daherkommen. Und was sowieso immer wieder ausgeblendet ist, dass die Grösse der Optiken durch die Grösse der Kamera in keinster Weise tangiert werden. Und genau diese Optiken machen ein System gross und unhandlich oder klein und kompakt. Wem Bildqualität des mFT Sensors genügt, muss nun mal bei Verwendung der E-M1X in Kombination mit dem 150-400/4.5 wesentlich weniger herumschleppen, als jemand, der lieber die höhere Bildqualität wünscht, dafür an der 1DX II ein 300-800/5.6 montiert hat. Erstere Ausrüstung schreit geradezu danach, auf Wildlife in ferne Länder mitgenommen zu werden oder auf eine Wanderung frei von jeglichem Stativ. Wenn man bereit ist, den Kompromiss der schlechteren Bildqualität einzugehen, dann hat man immerhin eine Ausrüstung dabei, die es einem erlaubt, dennoch tolle Bilder zurück zu bringen, und die ja nicht zwingend auf 60cm Seitenlänge ausgedruckt werden müssen. Wenn wir ehrlich mit uns selber sind: wie oft kommt es vor, dass wir unsere Fotos in Grossformat ausdrucken und dann mit 5cm Abstand zur Nase beäugen?
Nach allem, wass man bis Dato über die Gehäusekonstruktion gesehen und gehört hat, wird sich die E-M1X in Sachen Festigkeit und Dichtheit von keinem der bisherigen Canikon Sport-Boliden verstecken müssen. Im Gegenteil, Olympus scheint (so wie ich es verstanden habe) bis dato der einzige Hersteller zu sein, der ein Gerät dieser Kategorie mit einer IPX-Dichtheit zu vermarkten. Auch wenn das IPX1-Rating nur Tropfen von oben bedeutet, so wissen wir, das Olympus das Teil bei den Tests von allen Seiten mit Wasser eingesprüht hat.
Die Frage darf und soll erlaubt sein, ob für so ein konstruiertes Gehäuse wirklich ein Bedürfnis vorliegt und wenn ja, ob in dem Fall auch die dabei benützten Optiken sich ähnlich widrigen Bedingungen stellen dürfen? Wenn jemand in wirklich harschen Bedingungen fotografiert, dann setzt normalerweise als erstes das schwächste Glied aus. Ich gehe davon aus, dass es die Verbindung zwischen Optik und Kamera sein wird, da hier keine aussergewöhnlich gute Abdichtung vorhanden ist. Und wenn bei montierter (schwerer) Optik das Teil von 1m Distanz auf den Boden fällt, dann wird höchstwahrscheinlich das Bajonett an der Optik herausgerissen. Des weiteren wird man die Ausrüstung gerade im Winter oder in kalten Regionen auch schnell unter die zugelassenen -10°C bringen wollen, da diese Temperatur in vielen Regionen dieser Welt nun mal nichts aussergewöhnliches darstellt. Ein professionelles System, das für kaltnasse Bedingungen konstruiert wurde, müsste meiner Meinung nach mindestens bis -20°C ordnungsgemäss funktionieren, die Optiken eingeschlossen. Eher -30°C. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Klar, dass die verwendete Akku-Technologie auch tiefere Temperaturen zulassen sollte, ohne dass gleich die Nennspannung unter die Entladespannung zusammenbricht.
Ich denke die spezielle Konstruktion des Gehäuses ist mitunter ausschlaggebend für die Grösse und das Gewicht und vor allem für den hohen Preis. Was ich als Interessent sehr schade finde, dass man einmal mehr mit alten (wenn auch bewährten) Komponenten geizte und nicht bereit war, aus dem grossen Gehäuse etwas mehr herauszuholen (grösserer Bildschirm, TOP-LCD oder zumindest zusätzliche Tasten. Ob ich mir jemals dieses Gehäuse kaufen werde, ist inzwischen wesentlich unklarer, als vor der Vorstellung. Ich denke, dass ich ohnehin warte, bis dass das 150-400/4.5 verfügbar ist, um zu sehen, was es optisch am langen Ende zu leisten vermag (insbesondere im Vergleich zum 300/2.8 in Kombination mit dem EC-14 und natürlich auch zum 300/4 in Kombination mit dem MC-14). Des weiteren warte ich die Erscheinung der E-M1 Mark III ab, um zu sehen, ob Olympus sich in Sachen Sensor bemüht hat (für mich das wichtigstes Argument: Auslesezeit). Die E-M1 Mark III sowie das 150-400/4.5 werden für mich richtungsweisend sein, ob ich mir überhaupt nochmals ein Gehäuse kaufen werde. Natürlich hoffe ich darauf, dass die E-M1X beim AF-C und Tracking ordentlich zugelegt hat, oder noch zulegen wird (FW Updates). Aber wie es scheint, ist der Unterschied zur E-M1.2 nur marginal. Und solange ich mit dem 300/2.8 fotografiere, würde die Leistung der ursprünglichen E-M1 genügen. Selbst die E-M1 Mark II konnte in Sachen C-AF nicht sonderlich viel ändern, da der AF-Antrieb der besagten FT-Optik nicht genug schnell reagieren kann.