Sehr gut "zusammengefasst".
Alex schrieb es recht "untechnisch", das ist keine Kritik sondern eher positiv gemeint. Ich möchte deshalb noch meine (technischen) Erfahrungen ergänzen.
Ich fotografiere Bands (vor allem härterer Gangart = wenig(st) und stark wechselndes Licht), Hochzeiten, Portraits und ab und an mache ich auch einmal Produktfotos.
Bis ISO 4000 und auf die selbe Größe gebracht (was erstmal ein Mehraufwand für D800-User ist) nehmen sich die D4 und die D800 nichts. Auch 6400 ist mit beiden sehr gut machbar. Danach ist für die D800 aber "Ende", wenn man qualitativ hochwertige Bilder machen möchte. Wichtig ist auch: die Kameras rauschen unterschiedlich! Das Rauschen der D4 ist feiner und liefert mehr Details. Die D4 schieße ich bei Bands, Hochzeiten (dunkle Kirche, abends beim Tanz, etc.) auch ohne schlechtes Gewissen bis 10.000 oder 12.800. Darüber gehe im Grunde nie (auch 10.000 ist schon sehr sehr selten aber es ist gut zu wissen dass es geht wenn man es braucht).
Der Autofokus ist als gleich anzusehen. Beide haben leider immer mal Probleme dass er davor oder dahinter greift. Beides keine Sahnestücke und da ist Canon aktuell vorne (wie es bei der D4s ist weiß ich nicht). Der AF ist für mich in der aktuellen Generation DER Nachteil bei Nikon-Kameras. Er ist nicht schlecht, aber auch nicht 100% zuverlässig. Leider.
Auflösung. Tja, das ist jetzt der Streitpunkt. In 80% der Fälle reichen mir die 16MP locker. Wie Alex schon sagte kann man damit immernoch gut croppen wenn man es braucht. Die 36MP sind keinesfalls mehr als "doppelt so gut". In kontrollierbaren Umgebungen, also bei Produktfotos oder Portraits bei denen ich mir Zeit lassen kann gewinnt die D800. Ich kann mit den Bildern danach einfach ein Stückchen flexibler Arbeiten. Aber nicht so dass es ein himmelweiter Unterschied ist.
Workflow. Hier sind die 36MP leider negativ spürbar. Die Speicherkarten sind deutlich schneller voll was gerade bei Hochzeiten nerven kann. Hier liegts wieder am Einsatzszenario was gut und weniger gut ist (D4/D800). Ich habe einen aktuellen iMac und ein aktuelles Retina Macbook. Auch hier spürt man die 36 gegen 16MP. Nicht immer aber häufig genug um denjenigen, die den Unterschied abstreiten, zu sagen dass sie einfach nicht die Wahrheit sagen. Wir reden hier jetzt NICHT von Farben etwas anpassen sondern von mehreren Layern in PS oder größeren Anpassungen in LR. Vom Speicherplatzbedarf fang ich jetzt nicht nochmal an.
Was ein Vorteil der D800 ist: sie hat durch den intergrierten Blitz einen zusätzlichen Commander und ich kann mit SB700 und 910 wireless blitzen. Bei der D4 "verliert" man da einen von den beiden.
Haptik und Einsatz: ein zweischneidiges Schwert. Die D4 ist ein Panzer. Sie ist wahnsinnig schnell und fühlt sich an als würde sie dich nie im Stich lassen. Das dritte Display ist mir ggü der D800 relativ egal. Ich benutze zu 95% nur das Schulterdisplay. Die D4 speichert VIEL schneller und fühlt sich auch insgesamt deutlich fixer an. Hier sind wir wieder beim Einsatzszenario. Bei Portraits ist mir das egal. Wenn ich nicht weiß was wie wo wann passieren wird (Hochzeiten, Bands) nicht.
Ein gewichtiger Nachteil für die D4: sie ist riesig! Sie is so groß dass sie mir teilweise ZU groß ist. Da liegen meine tollen 1.4rer und 2.8er Objektive daheim und ich nehme lieber die X100s mit weil ich mich mit der D4 im Privatleben nicht frei bewegen kann ohne dass in einer Stadt wie Nürnberg zig Augenpaare auf mich gerichtet sind. Hier gewinnt die D800 (ohne Batteriegriff) deutlich. Viele Leuten haben heutzutage eine Kamera in der Größe D700 / D7000 / D800. Fast niemand hat eine D3/s/D4/s. Man fühlt sich einfach immer als sticht man aus der Masse heraus. Und das meine ich negativ. Hierfür wäre und ist mir eine D800 lieber, und ich überlege ernsthaft ob ich mir genau aus diesem Grund (neben der D4!) eine zulege. Die Objektive daheim rumliegen zu lassen ist mir einfach zu schade. Ja das ist ein Luxusproblem. Aber ich merke (für mich ganz persönlich im Privatleben und Hobby, nicht bei bezahlten Einsätzen!) dass die D4 mich dort einengt und mir etwas den „Spaß“ nimmt.
Bei Aufträgen dagegen liebe ich die Größe und Wirkung (!) D4. Auf Hochzeiten gibts auch genug andere Kameras von Gästen und wenn ich da mit der selben auftauche wie Opa Fritz verliere ich etwas von meinem Status so arrogant das anfänglich klingen mag. Das Brautpaar bezahlt Geld für mich. Ich WILL das sie sehen dass ich mit Top-Equipment komme und nicht Tante Gertrud die selben in der Handtasche hat (etwas überspitzt formuliert). Das beruhigt auch die Auftraggeber, so "oberflächlich dämlich" das auch ist oder klingen mag.
So, der Text wurde jetzt länger als ich dachte... ich hoffe er bringt dir etwas.
Viele Grüße
Torsten