Chevrette und Rastkovic... Ich glaube ihr versteht mich nicht oder ich drücke mich unverständlich aus
Ich stimme Euch 100 % zu, dass generell jede Linse Ihre Eigenarten hat und man diese kennen muss, um beurteilen zu können. Und genau das ist wiederrum das Problem... man wird bei dem Preis des Nikkors, keinen finden der auch noch zusätzlich das Sigma hat - und zwar im langjährigen Praxis-Einsatz, auf entsprechend gutem Qualitätsniveau. Solch ein Mensch wäre hier wohl Gold wert.
So haben wir hier eine handvoll Nikkor User, die ihr Nikkor verteidigen und dem Sigma schlechte Eigenschaften attestieren.
Und dann gibt es noch die geballte Masse an Nikon/Canon/Pentax Leuten, die dank Sigma den Einstieg in die 35 1.4 Welt gemacht haben und nix anderes kennen und recht zufrieden sind.
Ich selbst kann leider zwar nur 3 Tage Nikkor 35 1.4 Erfahrung vorweisen, aber dafür knapp 3-4 Jahre Canon 35 1.4L an der 5D Serie und nun mehr als 3 Jahre das Sigma an der D800/810 und Canon 5D MK3 - alles im heftigen Einsatz mit insgesamt mehr als 150000 Auslösungen.
Zusätzlich hatte ich 4 Wochen eine Fuji X100 mit 35 2.8 KB- equivalentem System und seit 6 Monaten ein 65 4.0 an der Mamiya 67 (32mm f2.0 eq.)
So... kommen wir auf den Punkt und warum ich die meisten hier ohne 1:1 Vergleichsbilder nicht ernstnehmen kann:
Ich könnte mir niemals vorstellen irgendeiner dieser Linsen, ein "gruseliges" Bokeh zu attestieren.
Bei einem 35 1.4 ist einzig und allein der Fotograf für ein gruseliges Bokeh zu verantworten. Deswegen auch mein Hinweis auf die anspruchsvolle Brennweite.
Es gibt kein 35er, das z.B.auf 2 Meter Motiventfernung einen butterweichen Hintergrund erschaffen kann oder sich irgendwie stark vom Anderen absetzen kann. Da werden alle 35 1.4 gruselig aussehen, bei kopfloser Wahl des Hintergrundes.
Da muss sich der Fotograf schon relativ stark in der Wahl anstrengen oder die Ansprüche runterschrauben und einen relativ homogenen Hintergrund wählen (viel Himmel, wenig kompliziertes).
Alle 35mm 1.4-2.8, die ich aufgezählt habe unterschieden sich im Bokeh nur um Nuancen, aber stärker in der Schärfe und im Verlauf. (Das Zeiss 35/2 finde ich recht interessant, da es die einzigartigen, zeisstyptischen Attribute aufweist - das will ich noch ausprobieren)
Ein paar Worte zum Sigma: Das Sigma 35 1.4 ist ein guter Allrounder und erlaubt sich keine Ausreisser, wie z.B. das schmierige Bokeh, bei bestimmten Motiventfernungen zu den Rändern hin, wie beim 50mm oder 24mm der ART-Reihe.
Es ist auch erheblich unzickiger als das gute alte Canon EF 35 1.4L, das zwar einen tollen Verlauf hatte, aber auch bis f2.2 relativ weich war, vor allem bei grösseren Motiventfernungen (Aberrationen, stiegen exponentiell mit den Metern ...
).
Sorry, da kann ich beim verlässlich scharfen Sigma auch nachträglich mit einem globalen, gausschen Weichzeichner rüber und bekomme dann den gleichen "Charme".
So ähnlich kam mir das auch beim Nikkor vor. Da fehlten zwar die Aberrationen vom 35L und die Schärfe war besser... aber was nützt mir das, wenn es nur in der Mitte ist. In den Dritteln musste ich schon erheblich abblenden um auf die Schärfe der Mitte zu kommen - komischerweise kam es mir bei 2-3 "flacheren" Bildern vor, als wären die Ränder schärfer als die Drittel.
Dazu kamen die typischen LoCAs.
Da kann ich wohl beim Sigma am Ende einfach den gausschen Weichzeichner radial zur Mitte ausfaden und habe eine ähnliche Charakteristik.
Fazit:
Alle haben ihre Stärken und Schwächen. Das Sigma empfinde ich bisher als neutralsten, zuverlässigsten Allrounder.
Würde ich meinen Porträtfokus einzig und allein auf die Mitte setzen, dann wäre ich auch sehr mit dem Nikkor zufrieden (ähnlich wie beim 58 1.4g).
Ich könnte jetzt auch ganz ganz viele, allerliebste Beispielbilder vom Sigma posten... mit Bokeh von butterweich bis ultraecklig... nur ob das so sinnvoll ist ohne direkten Nikkor Vergleich?
Soetwas magisches wie "Charme" als Auswahlattribut für eine Linse vorranzustellen, kann ich mir noch nicht vorstellen. Dafür sind meine Motive und meine Bildsprache noch nicht gut genug.