Ich habe seit Marktstart im letzten Jahr mit der NEX-5N fotografiert. Dazu habe bzw. hatte ich das 18-55, 24 1.8, 18-200. Ich habe mich schon lange von größeren-u. kleinerern DSLR-Bodys verabschiedet, da mir die größeren meist zu viel Geschleppe waren und mit den kleineren bin ich nicht warm geworden bzgl. des Handlings. Da konnte ich gleich so eine kleine Systemkamera nehmen wie die NEX, die sich auch nicht wesentlich schlechter in der Hand hält.
Nachdem ich mich nun mit der NEX eingelebt hatte, habe ich letztens mal meine Bilder durchforstet und mir angesehen, was ich da hauptsächlich festhalte, mit welchen Einstellungen ich gearbeitet habe etc.
Da kamen für mich einige Punkte auf, die ich gern hätte, die ich bei der Nikon V1 wiedergefunden habe:
- schneller AF
- schnelle Bildfolgen
- integrierter Sucher
- drehbarer Blitz
- GPS möglich
Dagegen habe ich einige Sachen an der NEX nicht mal annähernd betrachtet:
- Effektfilter
- Panorama
- klappbares Display
- hohe ISO-Bereiche (über ISO1600)
etc.
Dann habe ich es einfach mal gewagt, trotz so vieler negativer Kritik, die V1 inkl. des Doppel-Zoom-Kits zu ordern. Vor 2 Tagen kam sie dann an.
Handling/ Bedienung:
Das erste, was mir auffiel, war die Griffigkeit der Kamera und der Objektive. Liegt mir beides sehr gut in der Hand (mittelgroß). Ich mag außerdem, dass sie etwas größer ist als die NEX. Ich glaube Nikon hat sich sehr wohl Gedanken gemacht, ab wann klein, zu klein sein kann. Jedenfalls für mich liegt sie optimal in der Hand.
Die Bedienung über die Menüs ist für mich weniger ein Problem, da ich zwischen den Bildern bei einem Event nur wenig verstellen muss und die Einstellungen liegen bei der V1 auf den Tasten (Blende, Zeit). ISO habe ich bei der NEX der Automatik überlassen und bin damit sehr gut gefahren. Die V1 werde ich auch nicht anders handhaben. Die Anpassbarkeit der Knöpfe an der NEX habe ich zwar vollstens ausgenutzt, aber sie fehlt mir nicht an der Nikon, da die Knöpfe und Rädchen, die ich oft brauche, auf der einfach gehaltenen Rückseite vorhanden sind. Muss man doch mal ins Menü, dann geht das sehr flott, da auch hier Wert auf eine flotte Navigation gelegt wurde. Kein Menüpunkt zu viel und eine schlichte Aufteilung helfen ungemein. Da kann ich auf ein "My Menu" wie bei den meisten Nikon DSLRs verzichten.
Was mir auch sofort sehr viel Freude bereit hat, ist die flüssige Bedienung. Von den Menüs, zu den Knöpfen bis zu den jeweiligen Reaktionszeiten ist das eine Welt gegenüber der NEX. Ich will nicht sagen, die sei langsam, aber das Feedback ist dort bei weitem nicht so schnell da, wenn man da auf einen Knopf drückt.
Sucher/ Display:
Nikon geht bei dem Sucher bzw. beim Display etwas anders heran als Sony. Diese versuchen auf Biegen und Brechen ein helles Sucherbild auch bei wenig Licht zu halten und das macht sich dann ab einem bestimmten Level mit Rauschen bemerkbar. Nikon hellt das Bild zumindest im Sucher auch stark auf, damit man in Innenräumen genug sieht, ab einem bestimmten Lichtlevel dunkelt das Bild aber drastisch nach und entspricht dann weniger dem, was man eigentlich noch erkennen kann. Dafür rauscht nix und mit dem AF-Hilfslicht kommt man trotzdem zum Ziel. Außerdem hat es noch einen zweiten großen Vorteil. Wenn die NEX anfängt im Screen/ Sucher zu rauschen, wird die Anzeige unendlich langsam. Das kann der Nikon aufgrund der beschriebenen Charakteristik nicht passieren.
AF/ Performance:
Der Hybrid-AF ist meiner Ansicht nach wirklich gut. Ich habe nun in den zwei Tagen noch nicht viele verschiedene Lichtsituationen gehabt. Trotzdem kann ich, denke ich, den AF schon gut einschätzen. Hier ist wohl auch der größte Pluspunkt zumindest zur NEX. Diese seht dagegen wirklich steinalt aus.
Selbst, wenn die Nikon in den Kontrast-AF wechselt, ist sie treffsicherer und wesentlich flotter als die NEX. Übrigens merkt man manchmal garnicht, in welchem Modus sie nun scharfstellt. Es ist mir kein großes "Focus hunting" aufgefallen. Sobald der Phasen-AF am Werk ist, ist mir noch keine Kamera/ DSLR begegnet, die da mithalten kann (meine Historie: D90, D700, Canon 7D, Canon 1D3, D5100, NEX). Die großen DSLRs haben zwar mehr das Gefühl gegeben, das sie sozusagen "zugepackt" haben, aber schneller war keine davon. Die V1 macht dies eher subtiler, aber dafür pfeilschnell.
Sonstiges:
Ich mag den Electronic Shutter. Gerade bei langen Verschlusszeiten hilft er, die Kamera ruhig zu halten. Auch wenn beim mech. Shutter die Erschütterung in der Hand noch so klein ist, fällt es mir gerade mit den leichten und kleinen Bodies schwer, dies auszugleichen. Der VR in den Kit-Optiken ist dann das zweite Element, was einem zum sauberen Bild verhilft.
Am PC folgt dann gleich der nächste positive Effekt. Die Files sind klein und lassen sich fix bearbeiten und sich für meine Ausdrucke bis max. A3 vollstens geeignet.
Dazu kommt eine wirklich tolle ISO-Performance dieses kleinen Sensors. Bis ISO1600 kann man ohne große Bauchschmerzen gehen. Und für den Notfall darf es auch mal ISO2000-ISO3200 sein. Ich will das Rauschen in diesen hohen Empfindlichkeiten nicht schönreden, aber die V1 schlägt sich resprektabel und für meine Zwecke völlig ausreichend.
Unter anderem auch, weil das Korn ein sehr angenehmes ist. Es erinnert nicht an einen digitales Rauschen, mit Mustern und anderen Nebeneffekten, die aussehen, als wenn das Rauschen quasi wie ein Nebel über das Bild gelegt ist, sondern lässt das Bild einfach in der 100% Ansicht etwas rauher wirken. Es gehen aber bei deaktivierter Rauschminderung kaum Details verloren. Das gefällt mir sehr gut. Am 52" Plasma bzw. auf Ausdrucken ist davon noch ein Hauch zu sehen, was das Bild zusammen mit den tollen Farben sehr griffig und rund wirken lässt. Das ist natürlich immer Geschmackssache, aber meinen trifft es voll. Dieses Verhalten zieht sich übrigens auch, natürlich abgeschwächt, durch die unteren ISO-Bereiche.
Wie ihr zweifelsohne aus meinen kurzen Erfahrungen rauslesen konntet, bin ich von der kleinen Nikon äußerst angetan. Das soll nicht heißen, das ich die NEX nicht liebgewonnen hab. Wenn es gerade um Low-Light geht, geht nix im APS-C Segment an ihr vorbei. Meine Schwerpunkte lagen halt woanders und dir Nikon V1 kam mir da zu voll entgegen. Am liebsten würde ich beide behalten, aber ich weiß, dass die NEX wohl nur wenig Gelegenheiten bekommen würde, ihre Stärken auszuspielen.
Ich wünsche mir jetzt lediglich noch die von Nikon versprochenen kleinen, lichtstarken FBs und dann bin ich lange Zeit glücklich. Blitz und GPS werde ich gleich nachordern.
Von allen, die der kleinen 1er Serie nicht viel zutrauen bzw. diese schon totreden, ohne sie jemals getestet zu haben, kann ich beim besten Willen keine Aussagen mehr bzgl. des 1er Systems glauben, auch wenn sie noch so mit technischen SchnickSchnack um sich werfen und jede scheinbare Schwäche zig-mal durchwalzen.
Meiner Meinung nach, hat Nikon alles das in den 1ern vereint, was zu so einem Produkt zwischen DSLR und Kompaktkamera gehört. Man versucht es nicht mit Riesensensoren in Winzbodies, sondern findet eine ansprechende Balance. So etwas hat man sich bei m4/3 wohl auch gedacht, aber da hat es für meinen Geschmack kein Hersteller bisher so perfekt auf den Punkt gebracht.