AW: Neutraler Weißbagleich - Für und Wider
Was passiert nun, wenn ich die Kamera auf Weißabgleich AUTO stelle? Nun, jetzt hat die Kamera quasi den Befehl, JEDES vorhandene Licht (egal welches zum Ausnahmezeitpunkt vorherrscht) als "neutral", also "weiß" darzustellen. Im einen Moment wird das Tageslicht 5000K als "weiß" angenommen, im anderen Moment (wenn ich in den Raum gehe), wird das Kunstlicht 3000K als weiß angesehen. Entsprechend regelt die Kamera intern (nach vorgegebenen Referenzwerten) die Farbabbildung jedemal neu und stellt alle Aufnahmen "neutral" dar.
Das ist nicht unbedingt so.
Nur vorweg: Meiner Erfahrung nach bekommt man natürliche Ergebnisse - was freilich immer auch eine Geschmackssache ist - wenn man im Freien auf Tageslicht fix einstellt. So sieht man dann die Lichtfarbe. Wenn es sehr extrem blau ist, kann das trotzdem falsch ausschauen, aber dann stellt man noch auf "blauer" ein, aber nicht ganz für eine neutrale Darstellung, sodass die Farbe noch sichtbar bleibt.
Sehr extrem ist es freilich bei Kunstlicht, weil das wird dann regelrecht massiv farbig. Da bekommt man halt eine gute Einstellung mit 3200 K, weil das Glühlampenlicht ca. 2700 K hat und dann sieht es etwas wärmer aus und erscheint so natürlich.
Ein wirklich neutraler Weißabgleich ist in vielen Fällen eigentlich falsch. Das schaut dann nicht sehr natürlich aus. Ich bin sehr froh, dass durch die hochempfindlichen Sensoren nun das Blitzlicht schon wegfällt, was ja immer die Lichtstimmung verändert hat. Es ist eben auch gut, wenn man die Farbe natürlich bewahrt.
Der Automatische Weißabgleich arbeitet oft nicht direkt auf neutral hin, sondern hat einige Einrastpunkte. D.h. wenn es ähnlich Tageslicht ist, dann stellt er sich auf Tageslicht ein und dann hat man den oben beschriebenen Effekt, dass die Farbcharakteristik des Lichts natürlich erscheint. Eben nicht neutralisiert. Es ist nicht bei allen Kameras so, aber bei manchen ist das so gelöst und ich finde das gut. Jedenfalls bei Tageslicht. Bei Kunstlicht ist es dann eher genau, wenn es Fluoreszenzlicht ist. Dieses schaut ja eigentlich scheußlich aus - oft grünlich -, was man ja nicht unbedingt so sehen will und es entspricht auch nicht dem Seheindruck.
Mischlicht ist immer sehr schwierig, da muss man sich entscheiden, welches Licht man sozusagen als normal sehen soll. Ich finde in den meisten Fällen ist es am besten den Weißabgleich auf das "kältere" Licht zu machen. Man muss sich jedenfalls für eines entscheiden oder man nimmt ein Mittelding. Das ist dann der Fall, dass ich ein RAW mache, weil jedenfalls ich kann das bei der Kamera nicht immer gleich bei der Aufnahme richtig entscheiden. Da muss man dann am Bildschirm schauen, wie das gut und natürlich ausschaut.
Der völlig korrekte Weißabgleich ist halt nötig bei Sachaufnahmen, damit man weiß, welche Farbe die Oberfläche des Objekts hat. Bei Portraits sollte es auch möglichst genau sein, weil Hautfarbe ja sehr heikel ist. Aber da ist es dann oft besser - sofern man nicht einen speziellen anderen Effekt erzielen will -, wenn man die Abstimmung eher wärmer macht. Auch das ist Geschmackssache. Aber ein perfekt neutraler Weißabgleich ist eigentlihc in den meisten Fällen ein Lichtstimmungs-Töter. Auch Tageslicht hat ja die Standard-Lichttemperatur über den Tag hinweg nur für ein paar wenige Stunden.