Moin Rosiel!
Da waren jetzt viele richtige aber leider auch einige falsche Darstellungen in dem Text. Im Detail:
Lichtverschmutzung: Jupp, so ist das. Selbst wenn es im Zenit schön dunkel ist kann der Lichtdom einer fernen Großstadt oder eines nahegelegenen Kuhdorfs den Himmel erhellen. Ich mache deshalb 360 Grad Testaufnahmen von meinen Fotolokationen um zukünftige Fototouren besser planen zu können.
Ob man nun eine App nutzt oder sich selbst den Sternenhimmel beibringt ist wohl Geschmackssache. Ich 'sehe' mittlerweile die MS auch bei starker Lichtverschmutzung anhand der leuchtstärksten Sterne/Sternbilder.
Die light-pollution map nutzen viele, sie hat auch mehrere overlays. Der 'World Atlas 2015' beruht hauptsächlich auf der Bevölkerungsdichte wohingegen die anderen overlays Satellitendaten sind. Weitere Faktoren sind z.B. die Jahreszeit (Schnee reflektiert sehr gut), die Uhrzeit (nach Mitternacht werden manche Lampen ausgeschaltet) und natürlich der Mond. Die MS lohnt sich eigentlich nur ohne Mond wobei viele Nächte zumindest einige Stunden ohne Mondlicht haben (s. timeanddate.com oder Stellarium). Das Mondlicht kann für die Aufhellung der Vordergrunds genutzt werden und der dunkele Sternenhimmel wird dann in der Bildbearbeitung eingefügt. Ich habe zusätzlich Polarlichter als Lichtverschmutzung

Für WW Aufnahmen, also 'Landschaft mit Sternenhimmel' ist das Seeing nicht ganz so wichtig und selbst dünne Wolken können manchmal ganz fotogen wirken. Bei deep-sky Fotografie ist das natürlich anders. Der Taupunkt bzw. das Beschlagen der Frontlinse ist ein Thema für sich.
Light-Pollution Filter: Ich kenne und nutze sie manchmal, aber sie bringen nur sehr wenig. Zum Redhancer/Didymium/Enhancer/Astroklar/... habe ich mich hier schon anderswo ausgelassen. Der 'tolle' Effekt beruht hauptsächlich auf einer Veränderung der Farbtemperatur. Hier (
https://www.lonelyspeck.com/purenight-faq/ etwas runterscrollen) gibt es gute Beispiele NACHDEM die Farbtemperatur angeglichen wurde. Der Unterschied ist sehr klein und die Belichtungszeit muß etwa verdoppelt werden! Für deep-sky können Interferenzfilter hilfreich sein aber das ist auch ein Thema für sich. Ich nutze bei schwachem Polarlicht manchmal einen Redhancer, aber im allgemeinen würde ich von Filtern abraten und die Lichtverschmutzung im post-processing reduzieren. Hier steht wie man es macht:
https://clarkvision.com/articles/astrophotography.image.processing2/ Gradienten sind schwer zu entfernen. Es gibt noch den kostenpflichtigen GradientXTerminator und das noch kostenpflichtigere PixelInsight, aber das sind Programme für Fortgeschrittene.
Die häufig in Fotos sichtbare blaue MS (die ist in Wirklichkeit rot-bräunlich) kommt aus der falschen Nutzung des Farbtemperaturreglers gegen die gelb-orange Lichtverschmutzung (Natriumdampflampen/Strassenlaternen). Mehr Blau macht den gelb-orangen Himmel neutral/bläulich und die MS wird dann leider auch bläulich. Die Farbtemperatur des Nachthimmel sollte um 5000 K liegen da die meisten Steren noch etwas rötlicher als unsere Sonne sind.
Fokus: Autofokus ist wie geschildert meistens nicht möglich oder zu ungenau. Mein üblicher Weg ist auch via LiveView, 10x Lupe (evt. plus zusätzlicher Plastiklupe) und ein heller Stern etwas außerhalb der Bildmitte um auch die zumeist schwächeren Bildränder scharf zu bekommen. Manuelle Scharfeinstellung und da der helle Stern nahe am Fokuspunkt überstrahlt suche ich für die Feinabstimmung schwächere Sterne auf dem Display die meistens nur in einem sehr kleinen Fokusbereich sichtbar werden. Danach wird der Einstellring festgeklebt (Ducktape, klebt bei mir immer am Objektiv und Ersatz an der Kamera und am Stativ). Manuelle Objektive können einfacher eingestellt werden als AF Objektive da AF Objektive nur einen kurzen Einstellungsweg haben. Danach kommt bei mir - je nach Wetterlage/Taupunkt - eine flexibele Tauheizung mit Klettverschluss (Bucht: dew-heater) und 12V Batterie um die Frontlinse.
Frustpotential: Jupp, das sollte hoch sein! Testen kann man fast immer solange Sterne sichtbar sind. Fehler sind sogar sehr wichtig, zumindest solange man aus ihnen lernt. Oder gibt es hier jemanden der noch nie eine Nacht mit unscharfem Fokus, beschlagerener Frontlinse, fehlendem Kabel/Batterie, falscher Kleidung etc. verbracht hat?
Welche Kamera und welches Objektiv sind 'astrofreundlich' :
Roger ist dein Freund:
https://clarkvision.com/articles/ch...-and-lenses-for-nightscape-astro-photography/
Eigentlich sind alle moderneren Kameras gut geeignet, egal ob Crop oder VF. Wichtiger ist aber das Objektiv zum Lichtsammeln. Eine möglichst große Öffnung - und nicht die relative f/x Zahl - ist wichtig! Die Abbildungsqualität von Sternen am Bildrand ist häufig nicht so toll. Das wird meistens als Koma bezeichnet. Bei lenstip.com wird das auch getestet. Lichtstarke und astrofreundliche Objektive sind meistens leider gross, schwer und $$$$. Dazu habe ich mich hier schon anderswo ausgelassen.
Sicherheit:
Es ist wichtig mit der Fotolokation vertraut zu sein um evt. Risiken/Gefahren abschätzen zu können. Man sollte einer Kontaktperson den Plan mitteilen damit bei Bedarf (ein Bein ist schnell gebrochen und meisten funktioniert dann das Handy nicht mehr) - und wohl erst am nächsten Tag - die Kavallerie geschickt wird.
In Deutschland war ich gerne auf Industriebrachen unterwegs wegen des interessanten Vordergrunds. Also auf unfreundliche andere Nachtbesucher und Stolperfallen achten.
In einem amerikanischen NP ist mir ein Bär durchs Bild gelaufen. Dort gabe es eine stabile Grizzly & Schwarzbären Population. Wilde Tiere können auch hier ein Risiko darstellen. Wohl weniger der Wolf als tollwütige Tiere, stechende Insekten (Tritt ins Bienennest), usw.
In den Bergen kommen die üblichen Gefahren dazu (Lawinen, Kälte, Orientierung), zumal man als Nachtfotograf häufig alleine unterwegs ist.
Die größte Gefahr ist vermutlich die Heimfahrt nach einer anstrengenden Nacht. Ich nutze Koffeintabletten (Kaffee tut's auch) und einen Power-Nap am Strassenrand wenn ich merke das ich zu müde werde.