Canon dümpelte SLR-mäßig eher am Rand des Mainstreams herum, konnte aber in den 90ern mächtig aufholen. Zum Teil war das auch einem gewissen Luigi Colani zu verdanken. Einem deutschen Designer mit italienischem Künstlernamen und einem mächtigen Faible für kantenfreie, aber kurvenreiche Formen. Nachdem sein bisher größter Erfolg dem Entwurf windkanaloptimierter Kloschüsseln für einen deutschen Sanitärkeramikmogul beschieden war, konnte er Canon überzeugen, ihm das Design einer neuen Generation von Kamerabodies zu übertragen. Und das Ergebnis waren rundungsreiche Gehäuse mit kantenfreien Dachkantprismaverkleidungen und ähnlichem Chi Chi. Kloschüsselästhetik im Kameraubau mit optimalen CW-Werten

.
Der Verkaufserfolg ließ anfangs noch etwas auf sich warten, wohl auch, weil Männerspielzeug nach damaligem Empfinden gefälligst kantig und ruppig auszusehen hatte und nicht so tuntig wie die neuen weichgespülten Canons. Auffällig waren diese aber allemal und steigerten den Bekanntheitsgrad der Marke enorm. Der Formfaktor hätte eigentlich primär weibliche Kundschaft ansprechen können - ganz entgegen Deinem Szenario. Was dann letztlich den Erfolg in der Männerwelt brachte, dürften technische Innovationen wie Ultraschall-AF und stabilisierte Objektive gewesen sein. Der Objektiv-Stabi war ja die einzige Möglichkeit der Stabilisierung bei analogen, filmbasierten Kameras. Und Canon war clever genug, diese Innovationen nicht nur zuerst auf den Markt zu bringen, sondern patentrechtlich derartig "einzumauern", dass es der Konkurrenz über Jahre verwehrt war, ähnliches anzubieten - trotz eigener Produktentwicklung. Denn der vorsorgliche Patentschutz Canons galt auch für technisch ähnliche Features, die nur irgendwie denkbar waren. So stand dann der Marktführerschaft nichts mehr im Wege.
Im übrigen kann ich aus meinen Beobachtungen keine geschlechterspezifische Verteilung der heute gängigen Marken erkennen. Der Marktführer hat einfach die meiste Kundschaft.
Gruß
Pixelsammler