@ Gienauer
ich kann zwar nur zu gut deine Begeisterung für die alten Leica FB verstehen, aber man sollte keine verrenkungen machen, um seine Vorstellungen zu "Untermauern" ....
Zunächst kurz zum völlig unzulässigen vergleich von Tomaten und Äpfeln:
Natürlich ist es völlig falsch, ein Zoom mit einer festbrennweite zu vergleichen.
Zooms sind IMMER Kompromisse, AUCH BEI LEICA! Niemals wirst Du einen Autotest finden, wo jemand ernsthaft einen Porsche 911 mit einem geräumigen Familienkombi vergleicht.
Kannst ja mal selber spaßeshalber ein Leica zoom 70-210 aus der Objektivbörse eines FAchhändlers kurz testen... und mit dem Canon 70-200 vergleichen, dann tritt bei Dir sofort wieder eine Erdung ein...
DA ich selber rund ein Dutzend Leica-FB und auch noch die komplette alte Analogausrüstung (4x R-Gehäuse etc) habe, und diese über JAhrzehnte auch genutzt habe, erlaube ich mir mal diesen Hinweis... ich weiß, wovon ich rede...
Bei der Beurteilung von Objektiven kommt es meiner Meinung nacheinzig auf die Bewertung der optischen Qualität und ihre Handhabbarkeit an - und am Ende auch auf den Preis, weil nur wenige ein unbegrenztes Budget haben.
Die Beurteilung der optischen Qualität von Objektiven beginnt jedoch genau DORT ihren rationalen Sinn zu verlieren, wo das Endprodukt (von mir aus ein Ausdruck in 60x90, was aber heutzutage eine Seltenheit sein wird) davon nicht mehr Sichtbar profitiert.
Fotografie gewinnt nicht dort, wo man total happy nur noch eine excellente Optik durch die Gegend trägt, sie gewinnt oder verliert einzig durch den Bildeindruck beim Betrachter. Und der besteht zu 95% aus der Bildgestaltung und -komposition, der Bildidee.
Zu starke Bildqualität kann durchaus störend sein! DAs weiß jeder leicafotograf, der die superscharfen aspherischen Optiken bei Offenblende nutzt und das besch. .. Bokeh verflucht und neidisch auf die alten Optiken schaut, die zwar weniger (aber immer noch mehr als ausreichend) Scharf sind, aber eben einen weniger unruhigen, soften Unschärfebereich haben.
Gerade Derienige, der mit den excellenten FB von Leica fotografieren durfte, weiß nur allzugut, daß technische Perfektion nicht alles ist. Es ist traumhaft, sie benutzen zu können, um eine gute Bildidee umzusetzen - aber so manches Foto, was mich noch heute begeistert, habe ich mit anderen Kameras gemacht, die ich halt gerade in dem Moment zur Hand hatte
Mir sind auch eine ganze reihe von Leuten persönlich bekannt, die sich den Spaß gemacht haben, im Leica-Forum Bilder zu zeigen, die fotografisch verdammt gut sind, aber mit Kameras und Objektiven gemacht wurden, auf die die dortigen User zumeist mit tiefer Verachtung herabschauen. Du glaubst garnicht, welch euphorischen Kommentare dort AUCH über die technisch überragende Qualität , "typisch Leica!" gemacht wurden...
Den Vogel hat ein Kumpel abgeschossen, der dort ein Foto mit einer Canon G-5 einstellte und begeisterte Kommentare (auch zur technischen Qualität) erhielt....
mein Traum ist seit vielen Jahren ein Doppelblindtest, wie er auch bei HiFi-Komponenten oftmals zu Ernüchterung führt, weil man angeblich deutlichste Unterschiede nicht mehr hört, wenn man nicht mehr weiß, welche Komponenten gerade spielen...
Das gleiche würde ich gerne mal mit einem (leider sehr aufwendigen) Test bei gleichen Aufnahmen mit verschiedenen Kameras und Objektiven machen.
Eine Ausstellung mit Ausdrucken/Ausbelichtungen verschiedener Größe, wo die Besucher sich festlegen müssen, was mit welcher von 2-5 Kameras/Objektiven das wohl geschossen ist... bzw. eine Qualitätsrangfolge festlegen müssen.
Nach meiner Erfahrung wird das vielen die Augen öffnen...
Im Übrigen - auch leicaobjektive werden durch (geringes) abblenden zumeist noch besser, bis auf sehr wenige Ausnahmen. Auch das 3,4/180 ist bei Bl. 5,6-8 am besten, obwohl bereits bei 3,4 sehr gut.
Wohlgemerkt: Es ist immer noch ein absolutes Weltklasse-objektiv, keine Frage!
Übrigens wurde es bei leitz Canada entwickelt und gebaut... dort wurde auch das wunderbare Summicron 2/90 entwickelt und gebaut.
verantwortlich war der geniale Walter Mandler.
Es ist insofern hochinteressant, als es sehr hoch und kontrastreich auflöst, aber ein perfektes cremiges Bokeh hat - perfekt für Portraitaufnahmen. Und es ist auch bei Offenblende in der Mitte bereits sehr scharf.
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Mandler
Und nun zurück zum Endergebnis: In der schnöden Praxis wird eben bei Fotos aus der Hand ein Großteil der Bilder mit einer 5DII vom IS und dem AF viel mehr profitieren als von theoretisch und im Messlabor, aber eben NICHT in der Praxis nutzbaren, winzigen Restvorteilen von reinen MF-Objektiven.
Bisweilen ist das zwar möglich (Ab Stativ, extrem kurze Belichtungszeiten) , aber eben nur dort.
Wohlgemerkt: Ich kann Deine Begeisterung nur zu gut nachvollziehen, sie ist ja auch berechtigt. Aber man sollte irgendwo auch realistsich sein und sich nicht zu überschwenglichen Behauptungen hinreissen lassen,m die der knallharten Prüfung
in der Praxis des fotografischen Gesamtresultats nicht mehr standhalten..
Gruß
MF