Hallo Friedrich (Olaff),
da ich dieses Forum, im Gegensatz zum anderen (Nur) Leica-Forum in der Tat für sachlicher halte, möchte ich einmal ganz ohne Polemik darauf hinweisen, dass man sich nicht glaubwürdig macht, wenn man fast jedes Problem rund um die M8 einfach schön redet, so wie Du es tust.
Soviel ich weiß, besitzt Du momentan ein altes Hektor, das hoffentlich noch nicht verpilzt ist, hast also keine Erfahrungen mit dem M-System. Daraus schließe ich, dass Deine Erwartungen einfach zu groß bzw. überzogen sind.
Wenn man jahrzehnte Erfahrung mit Ms hat (M2, M4-P, M5, M6) und entsprechenden Linsen, dann relativiert sich das ganze Gerede um Qualität insofern, weil auch andere es gut bzw. besser können. Damals, in der Dia-Zeit bewiesen die Ms klar ihre großen Abbildungsqualitäten. Aber schon die Contax G2 und die Zeiss-Optiken relativierten das ganz ungemein. Ich erinnere mich noch an englische Tests, wo das 90er Zeiss im Vergleich zur
Leica Linse als geradezu phänomenal bezeichnet wurde. Und wer es besser haben wollte, bevorzugte eh Mittelformat.
Mit der M8 haben wir es nun mit einem Paradigmenwechsel zu tun. Die Qualität digitaler Bilder hängt nun von so vielen Faktoren ab, dass die Optik nur ein wichtiger Teil des Ganzen ist. Was Elektronik angeht, hat Leica sich nie besonders hervor getan. Man denke an Pannen wie Fehler beim Ablesen der ASA Zahl beim Film, als Leica DX-Codierung erstmals bei der M einführte, an die Pannen beim DMR, an die elektronischen Pannen bei der R8 usw.
Die Einführung der M8 hat viele Leica-Freunde gespalten. Die einen -ich nenne sie Dogmatiker oder Fundamentalisten- reden jedes Übel klein, die anderen sind skeptisch bis enttäuscht.
Aus meinem Blickwinkel, also aus der Erfahrung mit Messsucherkameras, hat solch ein System ja wirklich nur eine Existenzberechtigung, wenn es zu hundert Prozent qualitativ überzeugt.
Die ersten Bilder im Internet sind -wie Du selber weißt- äußerst zwiespältig. Es gibt hervorragende Qualitätsbeweise und erschreckende Beweise für die Fehler des Systems.
Die von Leica angebotene Lösung mit den IR-Sperrfiltern ist eine NOTlösung, welche auch wieder die Leica-Freunde spaltet. Die einen geben sich damit zufrieden, die anderen akzeptieren eine Filterlösung nicht, weil sie kein System wollen, das womöglich durch dieses Filter (Streulicht) die Qualität negativ beeinflusst, zumal man das im Messucher nicht sieht.
Dein absolut bewundernswerter Enthusiasmus kommt m.E. auch daher, wil Du mit einer M noch nie eine Reihe von Bildern gemacht hast. Wie reagierst Du beispielsweise, wenn Du bemerkst, dass Du gerade bei der M8 deutlich (!) mehr auf dem Bild hast als es im Sucher sichtbar war? Egal? Kann man ja freistellen? Was bringt die Praxis in den nächsten 12 Monaten noch zutage? Ich glaube, dass es momentan einfach viel zu wenig Praxiserfahrung gibt. So kann ich mir vorstellen, dass es durchaus Moire-Probleme geben wird. Wie wird sich der Crop wirklich in der Fotopraxis auswirken? Immerhin ist das Objektivangebot eingeschränkt. Echtes WW ist sehr, sehr teuer. Kauft man sich ein sauteures 21, um den Effekt eines wesentlich billigeren 28er zu haben? Das sind Fragen, die wird die Praxis zeigen.
Bis zum heutigen Tag kann kein Mensch ernsthaft behaupten, dass die M8 in der 10MP-Klasse führend ist. Dazu gibt es noch viel zu wenig Erfahrung und Vergleiche. Am Bildschirm ist das sowieso kaum beweisbar. Ich könnte heute im Leica-Forum ein schönes Bild -geknipst mit einer 400 Euro Kompakten- einstellen, die Exifs rausnehmen und behaupten: Schaut her, das ist M8-Qualität.
Wir kennen letztendlich viele Macken der M8 aber noch keine seriös belegten Vorteile. Immerhin hat Leica ja selbst die Arbeit einiger Tester aus dem Verkehr gezogen. Zu Recht. Aber nicht gerade seriös.
Du solltest Dir die Möglichkeit verschaffen, einmal ein paar Tage mit einer M zu arbeiten. Du wirst sehen, da ist nicht alles Gold, was glänzt. Vielleicht relativiert sich Deine rückhaltlose, ja kritiklose Begeisterung. Man kann ja durchaus von der Marke und Tradition der Firma begeistert sein. Fundamentalismus oder Dogmatismas macht aber blind. Momentan habe ich den Eindruck, dass sehr viele Leute nur noch staunen über die "Problemlösung" bei Leica, die aus meiner Sicht nur möglich ist, wenn man viele Fans hat, die absolut kritiklos jeden Mist gut heißen. Und diese Fans sind für mich die Letzten, deren Qualitätsurteile für mich glaubhaft sind.
Beste Grüße
Rolf