Nimmt man mit einer solchen M-Variante nicht gerade den allerwichtigsten Teil des "Erlebnis" Leica-M weg?
in meinen Augen: Ja. Ein EVF mag durchaus hilfreich sein in bestimmten Situationen. Ich gebe auch zu, daß ich (wenngleich auch nur sehr selten) den Aufsteck-EVF auch schon genutzt habe. Aber dauerhaft auf den Meßsucher verzichten? Was für ein Kaufargument gibt es dann noch für eine Leica?
Klar, einige Objektive sind recht gut und die Kamera ist insgesamt recht kompakt. Aber das kriegen andere Hersteller auch hin. Mein Sekundärsystem ist Pentax, und icg kann mich weder über die Objektive (die einige Nummern schwerer und größer sind), noch über die Bildergebnisse beklagen. Klar, sieht etwas anders als bei Leica aus, Aber immer noch um Welten besser als Sony (nicht, daß ich Sony nicht mögen würde, aber die Bilder, die ich mit meinen A7ern mache, sehen immer irgendwie sehr steril, klinisch aus, es fehlt an "Strahlkraft" oder "Flair", irgendwas fehlt).
Fotografieren mit manuellen Objektiven und Focus Peaking kann man ja mittlerweile wirklich mit jeder anderen Kamera auch
"Mittlerweile"? Das ging schon vor zwanzig Jahren selbst mit einer Einsteiger-DSLR, wenngleich natürlich nicht über den Sucher, aber die Technik war schon da. Was verloren ging, war die bei der DSLR noch mögliche Auswahl des Fokusfeldes und die optische/akustische Rückmeldung, wenn auf den ausgewählten Punkt scharfgestellt war. Das haben viele Hersteller leider verworfen (canons Focus assist scheint das noch aufgegriffen zu haben) und nur focus peaking und Fokuslupe beibehalten.
Die Mattscheibe kann man bei DSLMs natürlich auch nicht gegen SchniBi austauschen, ist klar. Bleibt dann noch Meßsucher, als optisch/mechanische Alternative in der Digicam-Welt.
Für mich ist der Meßsucher auch wieder ein Stück Jugend, ein Stück Erinnerung. Ok, damals waren's eher SchniBis. Aber dennoch bleibt der Spaß, und das unmittelbare Erlebnis ohne elekktronische Bildverarbeitung zwischen meinen Augen und dem Motiv. Nur ich und die Mechanik. Die (digitale) M ist (für eine digitale Kamera) soweit reduziert, daß das, was übrig geblieben ist, immer noch und gerade deswegen Spaß macht. Klar, man könnte noch weiter reduzieren, indem man auch noch die letzten Automatiken (Zeit und ISO) wegnimmt, aber letztlich, wer das will, der kann auch wieder zu Pinsel und Leinwand greifen.
Auf der anderen Seite jedoch kann ich Leica auch verstehen, die damit auf jeden Fall auch wieder ein wenig Umsatz bei nur geringen Entwicklungskosten generieren können (es ist ein Unternehmen, keine Wohltätigkeitsveranstaltung, klar müssen die Gewinne erzielen!). Was ich nicht ganz verstehe, ist der Preis, der immer noch dafür aufgerufen wird. Die aufwendige Mechanik mit ihrer notwendigen Justage entfällt, stattdessen wird ein kleiner Bildschirm eingebaut. Auch, wenn der Mitarbeiter wahrscheinlich der günstigste Kostenfaktor ist, entfällt da einiges an Aufwand und Zeit, da ist die Preisdifferenz zwischen EV1 und der regulären M11 imho doch etwas zu gering.
Käufer wird's für die EV1 in jedem Falle geben. Mich spricht sie nicht an.