"Sonntag: Besuch eines Gottesdienstes" lautete der Wunsch meiner Freundin. "Wenn schon, denn schon" sagte ich und brachte uns am Sonntagvormittag in die Abtei Sainte-Madeleine du Barroux. Ich hatte eigentlich keine Ahnung, was uns erwartete, und auch heute stehe ich noch mit sehr gemischten Gefühlen diesem Besuch gegenüber. Wir sahen einen Kirchenbau im neoromanischen Stil, in dem eine große Gemeinschaft aus Mönchen jeglichen Alters im alten Ritus die Messe feierte. Viele Besucher feierten die Messe mit, die Kirche war voll, und das, obwohl alles so konservativ anmutete: lateinische Gebete, die Tonsur der Mönche (die Gleichmacherei fiel mir auch anderweitig auf: alle Brillenträger trugen die gleiche, rundglasige Brille), die Trennung zwischen Klerus und Laienvolk, das Läuten der großen Turm-Glocke per Hand über ein langes Seil. Ich war erschreckt und fasziniert gleichzeitig... Ins Kloster selbst oder in den Kreuzgang kam ich nicht, wohl aber in den gut sortierten Klosterladen. Die Mönche sind „Selbstversorger“ und leben der Benediktiner-Tradition entsprechend von ihrer Hände Arbeit. Hergestellt wird z.B. Olivenöl, Wein, Kekse, Baguettes und vieles mehr. Dort erwarb ich ein Büchlein über das Kloster und beim ersten Durchblättern entdeckte ich den Hinweis, dass ganz in der Nähe auch ein Frauenkloster sich befinde.
Dorthin fuhren wir am Nachmittag. Auch hier ein wunderbar reiner Bau, der romanischen Schlichtheit folgend. In der Kirche fiel mir das große Gitter auf, das den Bereich der Nonnen von dem der "normalen" Besucher trennte. Auch hier kam man nicht in den inneren Bereich das Anlage, konnte aber ein wenig außen herumspazieren. Im dortigen Klosterladen wurden wunderbare Produkte verkauft, die Marillenmarmelade habe ich neulich erst geöffnet. Bewegten sich die Mönche frei im Gewusel der Einkäufer, so saßen die Nonnen hinter einem Gitter an ihrer Kasse, nur ein Fenster erlaubte die Kommunikation und die Bezahlung. Puh, hier war ich dann doch mehr erschreckt als fasziniert.
Nr. 101: Abtei Sainte-Madeleine du Barroux (Dem Foto wollte ich entsprechend der Eindrücke einen altertümlichen Look geben).
Nr. 102: Abtei Notre-Dame de l'annonciation (Von außen wirkt die Abtei so hell und einladend, besonders im Licht der Nachmittagssonne; drinnen möchte ich allerdings nicht leben)
