Das Problem im DSLR-Bereich ist, dass außer Canon und Nikon kein Hersteller Gewinn macht. Um im Markt wenigstens den Fuß in der Tür zu behalten, werden die Kameras deswegen woanders zu Preisen verkauft, die die Kosten nicht decken. Laut einer vor kurzem veröffentlichten Meldung (wurde ja auch hier irgendwo diskutiert, habe den Link jetzt nicht zur Hand) steht Olympus zumindest in der Höhe der Verluste noch relativ gut da, auf jeden Fall noch vor Sony.
Die Frage ist nur, wie lange geht das gut, und ist denn da wirklich Land in Sicht. Ein noch so geringer Gewinn wäre ja schon was. (Wobei wir von der Finanzkrise, die sich gerade weiter zu einer veritablen Wirtschaftskrise, wenn nicht zu einer Krise des gesamten kapitalistischen Systems ausweitet, noch nicht geredet haben.)
Dass es speziell von Olympus außer der E-30 zurzeit nicht ein einziges konkretes Signal zur sinnvollen Weiterentwicklung der Four-Thirds-Palette gibt, außer dem lange überfälligen und jetzt wieder verschobenen 100er Macro kein einziges Objektiv und auch keine weiteren Kameramodelle in der Pipeline, während sich die "Innovation" auf lächerliche Features wie "Art Filter" beschränkt und eine hanebüchene Kontrast-AF-Funktionalität, die in der DSLR bis heute kein Ersatz für den Liveview Mode A der E-330 ist und einen Haufen von Kompatibilitäts- und Perspektivfragen aufwirft, liefert jedenfalls keine rationalen Gründe für Euphorie.
Währenddessen holt die Konkurrenz langsam aber sicher dort auf, wo Olympus lange Zeit gewisse Vorteile hatte, im Objektivsortiment, vergrößert den Vorsprung in der Sensortechnik weiter (z.B. Nikon D90), anstatt dass Olympus hier mal wenigstens ein bisschen aufholen würde, und bringt eine spannende Kamera nach der anderen, während das Kleinbildformat nun auch endgültig die Preisregion der E-3 und damit der DSLR-Mittelklasse erreicht hat (5D neu inzwischen unter 1500 €), und damit immer wieder die Frage aufwirft, ob es nicht Sinn machen könnte, sich seinen Vorteilen nicht länger zu verschließen.
Für ernsthafte Fotografen, die aus rationalen Gründen heraus auf Four Thirds gebaut haben und dort auch gerne bleiben würden, etwa weil die theoretischen und praktischen Vorteile im Telebereich existieren und weil erst das Format Kameras wie die E-4xx ermöglicht, wird die Luft da leider immer dünner. Warum gibt es keine Mittelklasse-DSLR im E-4xx-Format, sondern nur Einsteiger-DSLRs, die gegenüber den größeren Einsteiger-DSLRs (E-510/520) sogar noch künstlich in der Funktion abgespeckt werden? Warum gibt es keine "Pro"-Objektive in genau dem Brennweitenbereich, in dem Four Thirds den größten konstruktiven Vorteil hätte, nämlich oberhalb 200 mm?
Wenn Olympus keine wirklichen Gründe liefert, mit denen die Vorteile des kleinen Sensors auf dem Markt auch als solche wirklich sichtbar gemacht werden können, oder wirkliche Innovationen, wie Liveview Mode A+B eine war, anstatt mit Bullshit wie Art-Filtern zu kommen, dann wird Olympus erleben, dass von den Leuten, die ernsthaft in ein DSLR-System einsteigen und investieren wollen, sich immer mehr mit gutem Grund woandershin orientieren, und dass sich irgendwann auch immer mehr abwenden. Kunden, die des Gewichts wegen eine E-420 mit einem oder zwei Kit-Zooms kaufen und es dann dabei belassen, wenn sie nicht auch irgendwann umsteigen, weil sie merken, dass sie doch lieber mehr hätten und bei Olympus zuviele Nachteile sehen, werden die DSLR-Sparte von Olympus nicht auf Dauer finanzieren können.
Einen Hoffnungsschimmer gäbe es, würde sich Micro Four Thirds zu dem entwickeln, was Four Thirds immer sein wollte. Aber auch dahingehend gibt es keinerlei Anzeichen. Bei Panasonic existiert nur die geringfügig verkleinerte Kopie einer Einsteiger-Four-Thirds-DSLR mit ein paar neuen Features dank EVF-Technik ohne interessante Objektive, und bei Olympus existiert noch gar nichts, nicht mal eine etwas konkretere Vorstellung davon, mit welchen Kameras man dort auf den Markt kommen will (zur Photokina war noch nicht mal klar, ob das Erstlingsmodell überhaupt einen Sucher bekommen soll), oder welche Objektive man da plant – die Aussage aber, dass man nur einen kleinen Bereich dessen abzudecken beabsichtigt, was man mit der DSLR schon abdeckt, um dieser nicht selbst Konkurrenz zu machen, ist bereits offiziell, und damit ist auch bei Micro-FT von Olympus bis auf weiteres nichts für den ernsthaften Fotografen zu erwarten, der eine einigermaßen universelle Kamera- und Objektivausstattung mit ordentlichen Lichtstärken bis hinein in den etwas längeren Telebereich sucht.
Tut mir leid, aber wer unter diesen Aspekten eine rosige Zukunft für Four Thirds und Micro Four Thirds sieht, bei dem kann das eigentlich nur an der Brille liegen.
Grüße,
Robert