Wobei sich die Frage stellt, wie und womit fotografieren wir in 20 Jahren, brauchen wir dann überhaupt noch stabile Stative und Kugelköpfe "für die Ewigkeit"?
Zugegeben, die Aussage ist ein wenig überspitzt, aber durchaus nicht von der Hand zu weisen.
Zudem, selbst wenn sich nichts grundlegendes ändern sollte, neue Technologien, Materialien, Konzepte werden sich in dieser Zeit mit Sicherheit ergeben, will damit sagen, es werden neue Produkte kommen, die die alten aus welchen Gründen auch immer in den Schatten stellen und zum Kauf ebendieser animieren werden.
Ich selbst würde eine Investition in Stativ/Kugelkopf auch für nur etwa 10 Jahre planen, auch eine lange Zeit und mir dann wieder etwas Neues (Besseres) gönnen (wollen).
MfG
Manni
Nun - die Anforderungen an einen KK sind ja ebenso schlicht wie schwer zu erfüllen, weil teilweise widersprüchlich: Er muss halt bei geringstmöglichem Gewicht ohne (oder mit möglichst geringem) Feststelldrift BOMBENFEST alles halten und gleichzeitig hart im Nehmen sein (Umwelteinflüsse, Transportbedingungen, Stoß, Fall, ... )
Damals war ein Monoball fertigungstechnisch extrem engtoleriert, aufwendig, daher ziemlich teuer.
Aber er war sein Geld allemal wert. Bis letztes Jahr habe ich über 25 Jahre lang nie an einen Wechsel gedacht, erst mit der Anschaffung eines Carbonstativs kam mir der Gedanke, mich wieder einmal sehr gründlich umzusehen.
Was sich in all den Jahren generell auf dem Markt geändert hat, ist im Wesentlichen lediglich Eines:
Dass - wie Du richtig schreibst - in der Materialwahl mehr Möglichkeiten bestehen. Diese haben jedoch oftmals nur Vorteile für den Hersteller im Sinne der Kostensenkung. Darüber hinaus auch den Vorteil, vermeintliche (!) Überlegenheit durch agressives Marketing zu behaupten und damit einen VEKAUFSvorteil (nicht zu verwechseln mit echten NUTZUNGSvorteil, sondern leider eher ein Scheinbarer Nutzen) zu haben.
Im Wesentlichen nur das Gewicht hat sich durch die neuen Materialien positiv verändert.
Es sind aber - im Gegensatz zu Stativen, wo das eine erhebliche Rolle spielt - bei KK nicht derart enorme Größenordnungen. Witzigerweise wird ja bei den neuen KK ausgerechnet auch der BH-55 so viel empfohlen - nicht gerade ein Leichtgewicht, oder? Er hat also gegenüber dem Monoball nicjht einmal einen Gewichtsvorteil! Zudem ein völlig konventionelles Konstruktionsprinzip - allerdings mit "Overkill"-Haptik, man verkauft also hauptsächlich über die Emotionale Ansprache des Käufers: "Ist schwerer als die Anderen, muss also stabiler/besser sein"...
Ich habe mich vor einem Jahr sehr viel mit KK auseinandergesetzt und sogar eine Reihe von KKs der engeren Wahl selber gekauft, um mir persönlich mein eigenes Bild zu machen. der Grund war lediglich, daß ich mir ein CArbonstativ gekauft habe, welches dramatisch weniger wog als ähnlich stabile konventionelle Stative. Da wollte ich mal schauen, ob und was sich auf dem Kopf-sektor so getan hat in all den Jahren...
Wirklich innovativ im Sinne von praxisrelevanten und sinnvollen technischen Merkmalen, die über Marketing-Gags hinausgingen und deutlich leichter waren eigentlich lediglich ganze zwei, naja, sagen wir drei Kugelkopf-serien:
Die Acratech- GP-Köpfe wegen der gleichzeitigen (weltweit einzigartigen) Nutzbarkeit als Gimbal - tolle Idee, auch Ausführung, aber Klemmung der Kugel über einen Delrin-Einsatz (langfristige HAltbarkeit bei harten Umelteinflüssen, insbesondere UV-Licht, nicht voraussehbar) , der bei meinem Modell nicht so extreme Haltekräfte ermöglichte wie der alte Monoball seit Jahrzehnten bereits, eine gewissen minimalen Feststelldrift hatte und sich daher den beiden anderen KK-reihen geschlagen geben musste, die da wären:
ARCA p0 (und p1) : Bombenfest, leicht, tolle Handhabung, erstaunlich guter Preis. Hochinnovativ gleich in 3 verschiedenen Punkten:
Invertierter Kopf OHNE die Nachteile des MagicBalls, dazu mit obenliegender PAnoramaplatte, was klare, bestechende Vorteile ergfibt.
Hochinnovatives Klemmkonzept mit Planetengetriebe und zusätzlich zentral umlaufendem Klemmring - man sucht nicht mehr den Knauf zur Verstellung, man findet ihn immer blind - egal ob Rechts- oder Linkshänder . Es ist noch nach einem Jahr Einsatz faszinierend, welch enormen Kräfte dieser "Winzling" stabil hält. Ein Meisterstück der Feinmechanik (Es ist für das Fotografieren zwar völlig irrelevant, aber sogar das Design und die Haptik sind großartig) .
Gitzo GH-serie (ich habe den GH 3780, allerdings mit einer Fremd-Wechselplatte) :
hochinnovativ, weil erstmalig zwei hohle (!) Magnesium-Halbkugel zu einer extrem leichten Kugel verschweißt und anschliessend teflonbeschichtet.
läuft nach kurzem "Einfahren" am Anfang später supersoft und ist mit der Feststellvorichtung sehr gut zu fixieren, hält bombenfest, aber die supergenau laufende Panoramaeinrichtung ist .- wie ja bei fast allen KK üblich - unten. Wenn man so will, ein sinnvoll verfeinertes klassisches Kugelkonzept, welches wegen der Hohlkugeln erstaunlich leicht wird.
der Gewichtsunterschied zwischen diesen sehr leichten KK, die aber dafür trotzdem absolut fest fixieren (beim GP allerdings mit gewissen Einschränkungen bei Feststelldrift und max. Haltekraft) , und dem alten Monoball sind (wenn man die Schnellwechselplatte berücksichtigt) ganze ca. 300g - das ist nicht viel, wenn man das gesamtsystem Stativ+Kopf betrachtet - beim Stativ kann man viele kg rausholen, ohne Qualitätseinbußen, wenn man viel Geld ausgibt.
Alles andere an KK auf dem Markt sind lediglich Neuausgaben oder gar hemmungslose schlechte Kopien alter Bauprinzipien, die leider oftmals dramatische Mängel in der Verarbeitung und leider gelegentlich auch in den verarbeiteten Materialen und erst recht in den Toleranzen aufzuweisen haben.
der Monoball und seine Nachfolger war nicht zufällig über Jahrzehnte DIE Referenz bei Kugelköpfen.
Lediglich ARCA selber hat nun mit einem regelrechten Feuerwerk an radikalen Neukonstruktionen neue Wege beschritten und eine neue Ära eingeleitet: Der C1, der D4(m), die P-serie. Nachdem sie mit dem Z1 zuvor ebenfalls bereits das Kugel-in-Kugel-Prinzip auf den Markt brachten.
Und Gitzo hat immerhin neben seinen nach wie vor altbewerten Köpfen immerhin mit den Mg-Hohlkugeln das alte KK-Prinzip dramatisch leichter gemacht.
Dafür ist deren hauseigenes Schnellklemm-System einfach nur für den Müll - aber man kann die Köpfe von Gitzo ja gottseidank ohne deren schwachsinniges Klemmsystem bestellen.
Ansonsten blieb uaf dem Markt seit 25 JAhren alles beim Alten.
Klar, Du hast recht, man kann heutzutage mit hoher ISO und Bildstabilisatoren noch Bilder machen, wo man früher erst garnicht die Kamera zückte, weil ohne Stativ sinnlos, da gbe ich Dir recht und das ist ein großer gewinn.
Aber nach dem segensreichen Carbon- Schub kommt weder bei der Stativtechnik noch nach den beiden erwähnten Kopf-Innovationen noch nennenswert etwas Neues für lange zeit. Stabil ist Stabil.
Gewicht und Stabilität nähern sich asymptotisch dem faktisch (=Technisch-physikalisch) Möglichen und Noch-Sinnvollen, während sich in der anderen Achse der dafür zu zahlende Mehr-Preis jenweits der momentanen Top-10-Produkte in schwindelerregende Höhen begibt.
Und ob jetzt irgendeine zukünftige Technik ein bereits sehr leichtes Stativ noch einmal 150g leichter macht als die Konkurrenz oder gleiches bei den KK, ist letztlich nicht mehr relevant und nur noch Marketing-gedröhne.
Insofern glaube ich tatsächlich, daß es noch lange Stative geben wird und auch Kugelköpfe UND daß sich in Sachen Gewicht dort jenseits von Carbonfasertechniken nicht mehr viel tun wird - erst recht nicht in Sachen Präzision. Und ganz gewiß nicht in Sachen Preis/leistung!
Daß Leute den BH-55 einem alten Monoball vorziehen, zeigt lediglich, daß der Schwerpunkt der Kaufanreize heutzutage weg von der sachlich-inhaltlichen Betrachtung des nüchternen Nutzens und hin zum "Edeldesign" und "Haptik-fetisch" durch eine gnadenlose "Marketing-Schlacht" geht, mehr nicht.
sozusagen wie "B&O" im Hifi-Breich, wo solche durch Marketing-Schlachten geförderten Fehlentwicklungen ja bereits seit langem ihre irrwitzigen Blüten treiben...
Gruß
MF