Die Frage war ob sich Sony mit Kameras verpokert hat und die kann man eindeutig mit nein beantworten.
Wirklich?
Ich würde das "Verpokern" eigentlich weiter fassen. Sony hat mit der Übernahme von Konica seinerzeit viel Geld in die Kamera-Sparte reingesteckt. Danach haben sie auch einige lange Dürrejahre mit dem Aufbau des E-Mounts hinter sich. Haben quasi sehr viel investiert, was sich erst in den letzten 3-4 Jahren mit steigenden Gewinnen so langsam bezahlt gemacht hat. Und nun, wo es um die Ernte der Früchte geht, ist die gesamte Branche im Sinkflug. Da kann man schon sagen, langfristig gesehen ist es für Sony blöd gelaufen. Sprich man hat sich verpokert, wenn man damals auf eine gute Rendite im Kamerageschäft gesetzt hat. Denn selbst wenn sich der Markt wieder etwas beruhigt und Sony als einer der strahlenden Hersteller übrig bleibt, die Zeiten, in denen Canon einen dreistelligen Mrd-Gewinn (in Yen natürlich) und Umsatzrenditen von knapp 20% im Kamerageschäft erreicht hat, sind längst passé und werden auch nie mehr wieder kommen.
Canon macht einen größeren Teil seines Umsatzes mit Fotoequipment (genau wie Nikon), bei Olympus waren es so 5%, bei Sony hab ich keine Ahnung, aber das dürfte sich wohl in ähnlichen Größenordnungen wie bei Olympus bewegen.
Das ist selbst bei Canon nicht mehr so. Wenn man sich die gestern veröffentlichten Zahlen ansieht, errechnet sich für die Kamerasparte gerade mal noch ein Anteil von 8% am Gesamtumsatz. 2017 waren das noch knapp 20%. Die Kameras sind ja mit den Tintenstrahldruckern in einer eigenen Sparte geführt. Früher waren die Kameras doppelt so umsatzstark wie die Drucker, heute sind die Drucker stärker.
Wenn sich auch in Zukunft keine Gewinne mehr mit Kameras erzielen lassen, würden wohl alle Hersteller die Segel streichen.
Das ist es ja, was die Branche umtreibt. Im Canon-Geschäftsbericht steht beispielsweise als Strategie für die Post-Covid 19-Zeit:
Expand business areas that utilize optical technology
D.h. sie wollen ihre Kompetenz in Sachen Optik auf andere Geschäftsfelder ausweiten. So ähnlich steht es bei Nikon ja auch schon länger in den Management-Plänen mit dem ganzen Laser 3D und Sensorik für Automobile und Industrieanwendungen allgemein. Rein auf Kameras selbst setzt keiner mehr so richtig. Das läuft dann eben auf kleinerer Flamme nebenher oder wird, wie bei Olympus, halt ganz ausgegliedert.
Die Sony-Ausgliederung jetzt im Frühjahr ist ja auch ein Schritt in diese Richtung. Entweder sie können eigenständig überleben, oder halt nicht. Aber den Gesamtkonzern belasten sollten sie aus Gründen des Börsenkurses oder der Dividendenausschüttung möglichst nicht mehr (->
https://www.boerse-online.de/nachri...t-voran-was-anleger-wissen-muessen-1029223713). Ob sie sich wie Olympus ganz verabschieden, ist zwar unwahrscheinlich, aber wie gesagt, meine Hand ins Feuer würde ich dafür nicht legen.