kann man die beiden "Lager" denn nicht sinnvollerweise auf einen gemeinsamen Nenner bringen, der meiner Meinung nach auch dem entspricht, was man beim täglichen Umgang mit DSLRs in der Praxis erlebt?...
Diese Übereinkunft würde zumindest meiner Nutzung derartiger Kameras im Alltag entsprechen. Nicht der eine, nicht der andere hier vorgetragene Standpunkt ist in Alleinstellung korrekt, das Ergebnis beider Argumentationen in der Summe trifft die Praxis viel mehr.
Hallo Guenter,
Ich unterstütze Deinen Vorschlag zur salomonischen Lösung des Konflikts. Prinzipiell. Aber ich sehe nicht, wie uns das hier weiterhelfen könnte. Es gibt eine Menge Situationen, in denen man das Histogramm nicht braucht, weil sie völlig unkritisch sind, damit hast Du völlig Recht. Allerdings hat hier niemand behauptet, dass man man das Histogramm nutzen
muss, und das wäre ein Voraussetzung für ein solches "Lager". Dagegen steht die Behauptung, das Histogramm würde überschätzt werden, und die ist nun wirklich absolut. Sachlich begründet wurde das aber nicht, sondern nur polemisiert. Ich vermisse die Sachargumente von Robert und Rolf. Ich vermisse den Beweis, dass das Histogramm keine nützlichen Informationen liefern kann.
Ich würde nie jemandem vorschreiben wollen, dass er das Histogramm zu nutzen hat. Gute Bilder kann man auch ohne machen. Ich würde auch nie auf jemandem herabsehen, der sich mit derlei Zeug nicht auseinandersetzen will. Das ist absolut o.k. Aber darum geht's hier ja nicht, sondern darum, dass das Histogramm hier quasi abgeschafft werden soll. Dann kommen solche Sachen, dass das Histogramm irgendeine Art statistischer Auswertung sein soll. Das kann man kaum anders denn als Blödsinn bezeichnen. Sorry, aber es geht, bei aller Höflichkeit nicht anders. Genausogut könnte jemand kommen, und behaupten, dass 2+2=6 ist. Oder damit, dass man die Feuerwehr abschaffen kann, weil es in den letzten Jahren nicht mehr gebrannt hat. Ich habe mehrfach versucht, die Zusammenhänge sachlich darzulegen, aber das ging völlig unter, die Leute nehmen nur die Polemik wahr. Traurig genug. Aber ist mir egal, um des Forumsfriedens willen kann ich auch schweigen, aber der Sache dient das nicht.
Deswegen muss ich trotzdem eine Lanze für Horstl brechen. Der Mann hat da ein paar Sachen ausgegraben, bzw. auf Dinge aufmerksam gemacht, die mir entgangen sind. Z.B. diese ominöse SAT-Technologie im E-P1 PDF, oder die Funktion des Life-Histogramms bei der E-510. Mea Culpa, mir wäre das glatt entgangen, und Hut ab. Ich glaube, in der digitalen Fotografie sind ein paar Sachen im Busch, die wir uns noch gar nicht vorstellen können. Und Olympus ist möglicherweise innovativer, als manchen Usern hier lieb ist. Ich habe die Einführung der Belichtungsautomatik und des Autofokus miterlebt, und wie sich Leute mit Händen und Füßen dagegen gewehrt haben, und den Widerstand gegen die digitale Fotgrafie als Teufelszeug. Und was ist das Ende vom Lied? Dieselben Leute schleppen heute eine 1DSII oder D2x durch die Gegend, und dilettieren euphorisch mit der RAW-Entwicklung.
Jetzt ist die Frage, wie wir hier im Forum mit alldem umgehen. Das Histogramm abzulehnen, wäre alles andere als ein Start in die neue Ära. Ich bin gerne bereit, Mühe und Zeit darin zu investieren, um Funktion und Nutzen des Histogramms zu erklären, wenn das gewünscht ist, aber wenn sich hier eine Verweigerungshaltung durchsetzen kann, muss ich kapitulieren. Dann geht nichts. Nichts liegt mir ferner als ein Lagerdenken. Aber wer per se das Histogramm ablehnt, der blockiert letztlich das Forum. Oder macht die Oly-Ecke zur Lachnummer. Dabei geht es nicht um Meinungen und Standpunkte. Das Histogramm ist nicht irgendein Feature oder eine Spielerei, sondern es ist essentiell. Es
ist das Bild. Niemand wird gezwungen, es zu nutzen, so wie auch niemand den Motor seines Autos selber einstellen muss. Aber wenn wir das Histogramm zur Grundsatzfrage machen, über die man beliebig diskutieren kann, dann sind wir hier im Kindergarten. Dann brauchen wir auch keine Rookies mehr. Dann ersetzen wir Wissen und Kompetenz durch Gefühl und Neigung. Man kann das Histogramm ignorieren, und es gibt Leute, die nicht mal wissen, was ein Histogramm ist, und hervorragende Bilder machen. Aber wenn man sich auf die theoretische Diskussion einläßt, dann muss man auch ein wenig mehr bringen, als nur Polemik. Wenn man den Fehdehandschuh aufnimmt, muss man bereit sein, sich im Tjost zu messen, den Standpunkt des Gegners zu verunglimpfen, reicht da nicht.
Mir ist diese Verweigerungshaltung nicht fremd. Es gab tatsächlich Leute, die einem vor ein paar Jahren nicht mehr die Hand gegeben haben, weil man auf Digital umgestiegen ist. Aber das sind meistens auch die Leute, die in ihrem Leben keinen einzigen Film selbst entwickelt haben, und somit vor Belichtungs- und Gradationsdiagrammen verschont blieben. Aber, falls sich jemand erinnert, es gab diese Zettel, die die Hersteller früher in ihre Filmpackungen gesteckt haben. Und die waren nur die Spitze vom Eisberg. Gradation, Schärfe, Verdünnung der Stammlösung, Berücksichtigung der Gamma-Kurve, und ob man jetzt einen Kaltlicht- oder Kondensor-Vergößerer hat, maximale Dichte in Abhängigkeit von Belichtung und Entwicklung mit den Parametern Zeit, Temperatur, Bewegung und Verdünnung... da ist das Histogramm direkt kinderleicht dagegen. Wer möchte, kann mal Feiningers große Fotolehre durchblättern, oder Ansel Adams Trilogie "Die Kamera", "Das Negativ" und "Das Positiv". Dagegen sind wir hier in der Sesamstraße. Und, nein, das ist keine Polemik. Jeder, der selbst im Labor gestanden ist, weiß, was ich meine.
Die Frage ist, was wir mit den Newbies im Forum machen. Bringen wir ihnen die Grundlagen der digitalen Fotografie bei (wozu nun auch mal das Verständnis des Histogramms gehört), oder konfrontieren wir sie mit beliebigen Meinungen, weil jeder hier seine Meinung haben darf und jeder andere die auch gefälligst akzeptieren muss, damit Friede herrscht?
Es geht hier nicht darum, wer Recht hat, oder wer recht behält. Es geht um die Sache selber. Und die ist zu wichtig, um einen Grabenkrieg draus zu machen. Wenn wir das zulassen, schneiden wir uns letztlich nur ins eigene Fleisch.