Hallo Carsten,
Nein, Carsten, Du hast den Punkt genau getroffen und verstehst das schon richtig.
Das „Problem“ ist ein vielschichtiges: Entweder Du nimmst mit einem vordefinierten WB der Kamera auf – und weiß nicht, was dabei herauskommt – oder Du nimmst den manuell ermittelten und in der Kamera abgespeicherten WB – und bekommst genau das, was das Motiv an Farben zeigt.
Wenn das Motiv „farbstichig“ ist, (Sonnenauf-, -untergang), dann hast Du genau die Lichtstimmung im Bild, die Du bei der Aufnahme vorfandest – und die gewährt Dir (vermutlich nur) der man. WB.
Zum anderen: Woher weiß der „Voreinsteller“ des WB eigentlich, was für Lichtstimmungen Du „vor Ort“ antriffst? – Also kann er nur einen (aus dem relevanten Spektrum gegriffenen) Wert in der Kamera ablegen, und hoffen, es wird schon irgendwie „stimmig werden“.
Ich dagegen möchte aber die Lichtstimmung erhalten und nicht irgendwie auf einen mitgelieferten Wert hin „kompensieren“.
Der „Trick“ mit dem man. WB ist doch folgender:
Die Belichtungsmesser werden werksseitig auf einen genormten Grauwert hin abgeglichen, und zwar anhand eines entsprechenden Eichobjektes (18 prozentiger Grauwert). Nehme ich nun eine Kodak-Graukarte und „eiche“ meine SD 10 entsprechend auch auf dieses Objekt hin aus, habe ich quasi die Graukarte digital in der Kamera abgespeichert. Allerdings ist bei der „Herstellung“ der digitalen Kopie darauf zu achten, daß das Sonnenlicht selbst nicht „stichig“ ist. Deshalb meine Betonung, ein klares Mittags-Sonnenlicht dafür zu nehmen. Es ist ziemlich egal, ob dafür die weiße oder die graue Seite verwendet wird. – Ich habe (durch die Schräglage etwas abgeschwächt) die weiße Seite der Karte genommen. Zum einen, damit die Belichtung nicht zu lange dauert – und die Schräglage mit leichtem Schattenwurf der genarbten Oberfläche) damit ich mit AF arbeiten konnte!
Erst wenn Du den digitalisierten Wert in der Kamera abgespeichert hast, wird ein weiteres WB-Feld im Menü unter Weißabgleich aktiviert, das nennt sich „manuell“. Dann brauchst Du im Menü nur noch unter „Weißabgleich“ auf „manuell“ zu stellen – und brauchst Dir keine Sorgen über wechselnde Lichtsituationen (einschl. Blitz) mehr zu machen. Mit dem man. WB bist Du immer auf der “richtigen Seite“. - Die Kodak-Karte brauchst Du dann allerdings auch nicht mehr! Dafür brauchst Du dann auch nicht vor jeder Aufnahme das Menü öffnen, um nachzusehen, welcher WB denn überhaupt noch von der letzten Aufnahme eingestellt ist, – um ihn ggf. zu ändern! – Du wirst also bei Schnappschüssen nicht langsamer, sondern verfügst über die höchst mögliche Schnelligkeit bzgl. des WB und Deiner Aufnahmetechnik – und hast einen „zeitraubenden Engpaßfaktor“ elegant ausgetrickst!
Auf Beispiele für die richtige Wiedergabe von unterschiedliche Farbtemperaturen (Lichtern) habe ich Anfang des Beitrags „Farbrauschen selbst produzieren“ und auch bei meinen „Nachtaufnahmen“ schon hingewiesen. Im Beispiel „Farbrauschen“ sind mindestens 3 unterschiedliche „Lichter“ enthalten: Das Neonlicht, das senkrecht von oben auf den Eingang fällt, das Glühlampenlicht (rötlich) im Fenster – und mindestens die kleine rote Signalleuchte für das Treppenhauslicht. Bei den Nachtfotos sind es neben Neonlicht, von innen beleuchtete Reklametafeln und indirekter Schaufensterbeleuchtung auch Jod-Dampflampen, die senkrecht von oben in einige Bilder strahlen und das orange-rötlich-gelbe Licht erzeugen, das wir von den Lampen an Straßenkreuzungen kennen. Diese Aufnamen sind bewußt auf das vorherrschende Licht hin aufgenommen worden.
Der Hintergrund: Ein Kollege von mir hatte mich auf das „Rauschverhalten“ meiner (damals, 2004) neuen SD10 angesprochen. Er selbst hatte derzeit von Nikon die neue Nikon (xD2?) für Testzwecke erhalten – und war mit deren Rauschverhalten überhaupt nicht zufrieden! (Er würde sofort auf SIGMA umsteigen, wenn er denn seine ganzen Objektive an der SD 10 einsetzen könnte.) –Die Nachtfotos waren übrigens damals die weltweit ersten, die das Märchen von den „verrauchten“ Nachtaufnahmen der SD 10 widerlegten. Seitdem werden die Nachtfotos vermehrt von japanischen Servern aufgesucht, darunter sogar von Kamera-Herstellern. Es muß also schon was dran sein an „meinem“ Prinzip.
Das Problem, das viele Nutzer dieses Forums haben, ist für mich eindeutig, daß sie Licht überhaupt nicht „sehen“, deshalb auch nicht analysieren können – und sich keine Fragen stellen können. Dabei kommt „Photographie“ doch aus dem Griechischen und bedeutet „mit Licht schreiben.
Gruß Heinz