Hier ist mein erstes oberflächliches Review über den Wintec WBT-202.
Um es gleich vorweg zu sagen: ich habe mich bislang weder mit technischen Optimierungen noch mit der Bluetooth-Funktionalität befasst - mir ging es mehr um den Auspacken-Einschalten-Geotaggen-Modus.
Auspacken
Das Gerät wird zusammen mit einem marginalen Handbuch, einem Mini-USB-Kabel, einer 1GB SD, sowie einem selbstklebenden, auf die Rückseite passenden Antirutsch-Gummimättchen ausgeliefert. Eine Hand- oder Befestigungsschlaufe, die man an der im Gerät integrierten Schlaufenöse befestigen könnte, sucht man allerdings vergebens.
Die Größe entspricht in etwa der einer Streichholschachtel, das Gewicht ist dank des großen Akkus etwas höher als man vermutet (in etwa so schwer wie meine Maus). Das Gehäusematerial ist Standardplastik A (Zumindest fühlt sich's so an). Es sind drei Anzeige-LEDs vorhanden: Satellit, Bluetooth/SD-Zugriff, Batterie. Es gibt zwei Tasten: Ein/Ausschalten und Start/Zielflagge. Keine Ahnung, was letztere bewirkt, ich meine, etwas von "Neuen Track anfangen" gelesen zu haben.
An der Unterseite befindet sich der USB-Anschluss, der von einem kleinen Gummipropf wetterfest™ gemacht wird. Meine Vermutung ist, dass dieser Pfropf sehr bald abgerissen und verloren sein wird. Desweiteren ist er im Weg, wenn man das USB-Kabel einsteckt, man muss ihn explizit zur Seite drücken.
Alles in allem nix Schlechtes, aber auch nix Premiumartiges, was einen vom Hocker hauen würde. Am ehesten vermisst man wohl eine genauere Akkufüllstandsanzeige, denn so hat man überhaupt keinen Schimmer, wann das Gerät seinen Geist aufgeben wird.
Einschalten
Nach ca. 4-5 Std. Initialladung am USB-Kabel ist der Akku voll und man schaltet das Gerät unter freiem Himmel ein. Zunächst leuchtet die orangerote Satelliten-LED dauerhaft auf, desweiteren die blaue Bloothooth-LED. Bluetooth lässt sich durch einen kurzen Druck auf die Einschalttaste deaktivieren. Nach zwanzig bis dreißig Sekunden fängt die Satelliten-LED an, rot zu blinken und man denkt sich "Hm. Toll. Kein Empfang.", was aber falsch ist, denn rotes Blinken heißt, dass das Gerät einen Fix zuwege gebracht hat. Sobald man sich bewegt, blinkt auch die Bluetooth-LED, diesmal aber rot, um anzuzeigen, dass Daten auf das SD-Kärtchen geloggt werden. Mehr weiß man nicht, man muss sich also mehr oder weniger halbblind darauf verlassen, dass das Gerät seinen Dienst verrichtet.
Dank der mitgelieferten 1GB-Karte ist der Speicherplatz aber zumindest überhaupt kein Problem (ca. 60 Mio Punkte Kapazität, also knapp 2 Jahre bei 1Hz) und man kann das Gerät dann an seinen Wirkungsort bringen. Bei meinen Tests war das einmal im Rucksack und einmal in meiner Jackentasche.
Diese 20-30 Sekunden sind das längste, was an Zeit bis zu einem Fix vergeht (nach dem Einschalten), wenn man aus einem Tunnel kommt, geht die Wiederaufnahme praktisch ohne Zeitverlust vor sich. Das finde ich nicht schlecht!
Geotaggen
Zur Auswertung der Daten stöpselt man das Gerät per USB an seinen (Windows-)Computer, durch Drücken der Ein-/Austaste wird es in den Speichermedienmodus versetzt und taucht als externen Laufwerk im Explorer auf. Bei Doppelklick auf die dort befindliche WBT_Tool.exe wird automatisch wird der letzte Track aufbereitet und in einem GoogleMaps-Mashup angezeigt (Browser öffnet sich automatisch).
Das im zunächst im Systemtray sitzende Bedienungs-/Konfigurationsprogrämmchen sieht aus, als ob es direkt aus der Technikabteilung kommt, keinerlei Eye-Candy oder gar benutzerfreundliche Programmführung ist erkennbar. Ich habe damit bislang auch gar nicht großartig rumgespielt, sondern nur die Aufzeichnungsfrequenz auf 1Hz gesetzt (ist das hier einstellbare Minimum, reicht mir aber völlig) und natürlich die Daten zur Weiterverwertung auf meinen Rechner kopiert.
Man kann die Daten direkt aus dem WBT_Tool in div. Formate exportieren, z.B. eben als GoogleMaps.html (erzeugt ohne weiteres Dazutun eine Webseite wie diese hier:
http://www.teluff.com/dslr/GM_20101027080559.zip) oder auch im GPX-Format, das von Jeffrey Friedls Lightroom-Plugin (dazu später mehr) ad hoc verstanden wird. Weitere Formate s. Screenshot1.
Zur Güte der aufgezeichneten Daten: Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit der Performance des Gerätes (kann aber mangels Erfahrung nichts im Vergleich zu anderen sagen).
Einmal war das Gerät im Rucksack auf dem Rücksitz meines Autos, einmal in der Jackentasche in einem Regionalexpresszug unterwegs. Beide Male wurde ungefähr die Hälfte der Strecke makellos aufgezeichnet, für die andere Hälfte war der Empfang anscheinend zu schwach. Ich war aber dennoch überrascht, wie viel doch trotz des Ortes mitten in einem Faradayschen Käfig empfangen wurde. Ich habe den Eindruck, dass die Überland-Strecken, auf denen sich Auto/Zug sehr schnell bewegten, eher nicht gemessen werden konnten, wohingegen die Straßen in den Ortschaften sehr detailliert aufgezeichnet wurden.
Die Strecken, die ich zu Fuß in der Stadt (Nürnberg) unter freiem Himmel zurücklegte, ebenfalls mit dem Gerät in Rucksack/Jackentasche, zeigte dann (außer in Tunneln) überhaupt keine Ausfälle mehr, ungeachtet dessen, ob ich mich auf freien Plätzen oder in schmalen Gassen bewegte. Die Genauigkeit der einzelnen Punkte schwankt aber natürlich im GPS-typischen Bereich von ca. 10m.
Zur Weiterverarbeitung in Lightroom: ich habe mir Jeffrey Friedls Plugin runtergeladen (Donationware - man KANN bei Gefallen etwas spenden, MUSS aber NICHT)
und bin damit sehr schnell zurecht gekommen. Man muss zwar anhand eines Bildes, von dem man den genauen Aufnahmeort kennt, ein bisschen herumprobieren, mit welchem Zeitunterschied das Tool die Bilder taggen soll (schließlich ist die GPS-Zeit ultragenau, während die Kamerazeit eher nach dem Mond geht), aber wenn man das einmal gemacht hat, wird die gesamte Bilderserie (eines Tages) korrekt durchgetaggt.
Als Schmankerl kann das Plugin die Bilderserie als Route für Google Earth aufbereiten:
http://www.teluff.com/dslr/WintecTest.kmz (Google Earth muss natürlich installiert sein, wenn ihr das anschauen wollt

)
Fazit
Solange Canon keine eingebaute Lösung für das direkte Geotaggen anbietet, finde ich das nachträgliche Synchronisieren von Bildern mit GPS-Logs trotz erhöhten Aufwandes durchaus tolerabel. Dafür ist das Wintec WBT-202 trotz kleinerer Unschönheiten und relativ hohen Preises absolut geeignet.
4/5 Robodroid-Köpfen
Was ich mangels Gelegenheit noch nicht in Erfahrung gebracht habe: die Laufzeit mit vollem Akku. Dies werde ich aber mittelfristig bestimmt noch nachholen und hier berichten.
Viele Grüße,
- Don [:-]