GH1 - Aus der Praxis
Hallo zusammen,
bin gerade mit vollen Speicherkarten aus dem Urlaub (Dubai, Hong Kong, Shanghai) zurück und wollte mal ein paar Worte zu der GH1 als "Urlaubsknipse" schreiben.
Neben dem 14-150er hatte ich noch das 20mm 1,7er und ein Walimex Fisheye im Gepäck.
Bereits vor dem Urlaub hatte ich übrigens das erste Problem: Eine möglichst kompakte Tasche für die Kamera (mit aufgesetzter Streulichtblende) und dem 1,7er ist Mangelware. Da ich (auch) aufgrund der Kompaktheit bei dem mFT-System gelandet bin, wollte ich eine möglichst kleine Tasche haben und keinen Platz verschenken.
Ich war wirklich frustriert: Nach mehreren Besuchen in der Stadt hatte ich keine passende Tasche gefunden... Doch in letzter Minute sahe ich dann diese hier:
http://www.lowepro.com/impulse
Persönlich gefiel sie mir aus optischen Gründen zunächst gar nicht. Auch ist der Trageriemen nicht gepolstert und nicht abnehmbar. War quasi ein "Notkauf", da es nix Besseres gibt.
Mittlerweile habe ich mich in die Tasche verliebt

. Die GH1 paßt perfekt hinein ohne auch nur 1cm Platz zu verschenken. Auch das 20mm paßt Milimetergenau in eines der beiden seitlichen kleinen Fächer. In das zweite Fach geht der Ersatzakku und weitere Speicherkarten. In den länglichen Schlitz an der langen Seite geht das Ministativ und ein Objektivpinsel. Kompakter geht es nicht!
Das Fishauge wurde übrigens nur bei Bedarf aus der Handtasche meiner Freundin geangelt...
Nun zu der GH1 selber:
Um es vorweg zu nehmen - Ich sitze gerade vor Lightroom und bearbeite meine RAW-Aufnahmen. Die ersten Zweifel nach dem Kauf der Kamera (habe bereits eine E-P1 und eine FZ38) sind nun endgültig verflogen. Die Ergebnisse sind erste Sahne und ich bin wirklich begeistert.
Allerdings kann man bei der GH1 sehr viel falsch machen und man muss sich sehr stark mit der Kamera auseinandersetzen. Einfach Abdrücken wie bei einer Kompakten funktioniert nur eingeschränkt.
Hier meine Erfahrungen:
- Die JPEGs kann man getrost wegschmeißen. Die OOC-Qualität ist aufgrund einer völlig falschen Farbdarstellung unbrauchbar. Das Thema wurde hier auch schon mal diskutiert... Es handelt sich nicht um einen falschen Weißabgleich, sondern einzelne Farbtöne werden im Farbspektrum verschoben. Insb. Blau wird zu Cyan, Rot zu Pink, Grün zu Braun.
Sobald man die RAWs durch Lightroom entwickelt erhält man die korrekten Farben.
RAW-Bearbeitung ist also Pflicht!
- Üblicherweise verwende ich bei meinen kompakten Lumix-Kameras den OIS Modus 2. Bei der GH1 zieht aber der OIS häufig >1s lang nach. Man muss also die Kamera eine kurze Zeit lang ruhig halten, damit der OIS in die Ausgangsposition kehren kann. Im Modus 2 wird dieses "Reseten" verschleiert, da man nicht sehen kann, was der OIS gerade macht.
Daher verwende ich bei der GH1 den Modus 1 und drücke erst ab, wenn das Bild wirklich stabil ist.
- Der automatische Weißabgleich funktioniert sehr zuverlässig. Es gibt wenig Ausreißer und bei der RAW-Entwicklung übernehme ich meißtens die von der Kamera ermittelten Werte. Die Farbcharakteristik ist für meinen Geschmack genau richtig: Die Farben sind nicht so übertrieben warm wie bei der E-P1 (hatte ich mehrfach kritisiert), aber lange nicht so kühl wie z.B. bei einer GF1 oder G1. Die GH1 ist definitiv wärmer abgestimmt als die anderen Kameras der G-Serie (die neue GH2 mal ausgenommen).
- Sogar bei ISO 1600 sind die Ergebnisse absolut brauchbar. Allerdings muss man hier einen Trick anwenden: Man muss die Rauschunterdrückung der Kamera auf +1 oder +2 stellen. Obwohl völlig unsinnig, werden so die RAW-Aufnahmen deutlich besser, da es geringere Banding-Artefakte in dunklen Bereichen gibt.
Eigentlich darf sich so eine Einstellung nicht auf die RAWs auswirken. Ist bei der GH1 aber so

... es gibt entsprechende Diskussionen im dpreview-Forum.
- Sofern man das 3:2 oder 16:9 Seitenverhältnis nutzt, sollte man immer etwas mehr abblenden, da sich Randunschärfen deutlich stärker ausprägen als unter 4:3.
Zu der Bedienung der Kamera:
Das ist für mich der Punkt, wo die GH1 wirkliche Defizite besitzt. Teilweise sind bereits einige Verbesserungen in die GH2 eingeflossen.
- Ich habe mit dem Zählen aufgehört: Ständig bin ich auf den (für mich absolut überflüssigen) Videoknopf gekommen. Genau da wo der Daumen die Kamera stabilisiert (insb. wenn das "schwere" 14-150er verwendet wird), sitzt dieser blöde Knopf. Ich habe so viele Videos vom Inneren meiner Kameratasche...
- Das Drehrad befindet sich für meinen Zeigefinger an einer extrem unergonomischen Position. Ich muss meine Hand stark verkrampfen

.
- Der RAW-Puffer läuft ständig voll. Bereits nach ein paar Fotos via Serienbildfuntion dauert es eine Ewigkeit bis man wieder auslösen kann. Teilweise bis zu 15s!
- Was wirklich übel ist: Bei der G-Serie kann man die Bracket-Funktion nicht mit der Selbstauslöser kombinieren. Das hat mich richtig genervt. Ich habe mehrfach versucht eine Skyline bei Nacht aufzunehmen und musste nach jedem Foto via Selbstauslöser die Kamera neu Einstellen. Dabei hat man zwangsläufig das Ministativ verstellt... Ein wirklicher Krampf!
- Ich hätte mir eine Direkt-Taste für das Verstellen des Seitenverhältnisses gewünscht. Der Weg über das Quick-Menü ist mir zu umständlich.
- Ein gravierender Punkt: Ich habe häufig die Kamera unbewußt beim Herumtragen verstellt. Meißtens war es der Weißabgleich der plötzlich auf Sonne statt auf AWB stand. Sofern das 14-150er Objektiv verwendet wird drückt mein Handballen leicht gegen das Gehäuse genau da, wo das Steuerkreuz sitzt. Das ist mir fast jeden Tag 1x passiert.
Vor jedem Foto habe ich also erst mal alle Einstellungen gecheckt. Das kenne ich so von meiner FZ38, die ich auf die selbe Weise in der Hand trage so auch nicht.
Es liegt wohl am schweren 15-150er, so dass die Kamera "kopflastig" wird.
Also viel Verbesserungspotential... Aber aufgrund der sehr guten Bildergebnisse zu verschmerzen.
Was gibt es sonst noch zu sagen (off topic):
In Hong Kong hat fast jeder eine fette Nikon oder EOS (nein, nicht die 3 stelligen, immer 2 oder 1 stellige Modelle). Wenn nicht so etwas, dann entweder eine GF1, GF2 (eine G1, G2, GH1 habe ich dagegen nicht gesehen) oder eine E-P1/2, E-PL1.
Kompaktkameras sieht man selten.. und wenn doch, dann die Edelknipsen (LX3 / LX5, S95).
Ist schon kraß - ein völlig anderes Konsumverhalten. Ich habe an einem einzigen Tag bestimmt 10 Leute mit einer Olympus PEN in der Hand gesehen. In Deutschland habe ich in einem halben Jahr noch keinen einzigen gesehen

Überhaupt scheint Olympus in Asien einen anderen Stellenwert als bei uns zu besitzen.
Schnelle Speicherkarten habe ich nie gesehen - alles über Class 4 gab es quasi nicht (dafür ganz viele Class 2). Auch komisch.... Habe mir eine gekauft und merke keinen Unterschied zu meiner Class 10 Karte (egal ob Serienbildgeschw. oder Video).
Kameras sind teurer als bei uns (im Internet)... war früher wohl mal anders.
Viele Grüße
Tobias