Seitenverhältnisse sind in Zeiten digitaler Aufnahme und Präsentation meiner Meinung nach (wieder) absolut zweitrangig geworden.
Komischerweise bestehen nur Fotografen auf einem bestimmten Seitenformat - Maler, Grafiker, Bildhauer usw. lachen, wenn man ihnen erklärt, dass sich nur mit einer 3:2-Leinwand, einem 3:2-Kirchenfenster oder auf irgendeinem 3:2-Medium etwas anständiges produzieren ließe.
Warum sich Fotografen im Digitalzeitalter immer noch mit den technisch bedingten Krücken der Analogzeit geißeln und diese sogar gebetsmühlenartig zum Nonplusultra glorifizieren, verstehe ich nicht, zumal diese festen Formate auch nur auf einem Teil des Weges von der Aufnahme zum fertigen Foto technisch notwendig waren (für den Film und damit sinnvollerweise auch für den Sucher). Spätestens die Fotoschere hat bei kreativeren Fotografen dann wieder für Gestaltungsfreiheit gesorgt, und gerahmt wurde/wird nach Fotoformat.
Ich schneide heute meine Bilder am Schirm so zu, wie sie für mich am besten passen - und wenn da 15,3:6,37 rauskommt, ist mir das ehrlich gesagt total egal. Ich kann jedenfalls nicht erkennen, wo genau die Vorteile einer festen Beschränkung auf 3:2 oder 4:3 oder 1:1 oder oder oder liegen sollen und wie ich von diesen Formaten Vor- oder Nachteile für ein Kamerasystem herleiten könnte. Ich kann in Sekunden aus einem 3:2 ein 4:3 machen oder aus einem 4:3 ein 3:2 oder aus beiden ein 1:1, und die heutigen Sensoren ermöglichen solche Umschnitte selbst für größere Ausgabemedien.