Der Schärfeeindruck entsteht nicht durch gerade noch aufgelöste hochfrequente Anteile, sondern eher mittelfrequent. Das Modell geht ja von 1/1500 der Bilddiagonale als "Schärfegrenze" aus, aber auflösen kann das Auge viel mehr.
Im übrigen sagt das übliche einfache strahlenoptische Schärfentiefemodell, dass die Unschärfe-"kleckse" kreisrund, scharf begrenzt und auf ihrer ganzen Fläche gleich hell sind, und dass ihr Durchmesser auch nahe der Fokusdistanz genau proportional zu |1-g/x| ist (g=Fokusdistanz, x=Abstand des unscharf abgebildeten Punkts). All das ist nicht der Fall. Und das Modell des zulässigen Zerstreuungskreises sagt, dass die Schärfegrenze ausschließlich durch den Durchmesser der Zerstreuungs-"kleckse" bestimmt wird, also bspw. völlig unabhängig von der Helligkeitsverteilung innerhalb des "Kleckses". Auch das ist sicher nicht perfekt richtig.
Und deshalb sollte jedem, der mit Schärfentieferechnern jongliert, klar sein, dass das eben nur eine ziemliche grobe Schätzung ist, die eine große Zahl von Einflüssen überhaupt nicht berücksichtigt.