(...)Frage(...): Worin unterscheiden sich analoge Kameras(...)? (...) ... ist eine analoge Kamera nicht einfach nur ein simpler Halter für Film und Objektiv?
Worin unterscheidet sich eine 200€ Anaolge von einer 2000€ Analogen? (oder gab es überhaupt nie so teure Gehäuse?) (...)
Das ist eine ehrliche Frage von jemandem, der im digitalen Zeitalter mit Fotografie begonnen hat.
Zwischen den einzelnen Kameramodellen und auch -marken gab es ganz erhebliche Unterschiede.
Zum Beispiel hinsichtlich — die einzelnen Themen möchte ich, nach und nach, etwas beleuchten :
1 • das Belichtungs- Mess- System.
2 • den Bedienungskomfort.
3 • die Langzeithaltbarkeit.
4 • das Objektiv- und Zubehör- Programm, unter diversen Gesichtspunkten.
5 • die Zukunftsfähigkeit des Objektivanschlusses.
6 • die Service- Möglichkeiten, — auch durch Dritte (!).
7 • das Design.
8 • die Möglichkeiten zum Ausbauen der Kamera / Flexibilität des Systems.
9 • ...und, für so manch' stolzen Besitzer überaus wichtig: Das PRESTIGE
Ich finde, dass das Ausgangsthema stellenweise zerfasert wurde. Schade drum.
So fragte der TO nicht etwa nach Marken oder Kameramodellen oder Zementsäcke- Tragen, sondern ganz generell.
(Oder hab' ich da 'was falsch verstanden?)
1 • Belichtungs- Messsystem:
Die
Innenmessung, zumal mit
Blendensimulation und bei voller Öffnung (davon später) war zum Beispiel in den 1950er Jahren noch nicht "aus dem Sack".
• Ab etwa Ende der 1950er Jahre kam, als ganz große Neuerung, die "vollautomatische" Objektiv-
Springblende (VSB) auf. Von da an trugen mehr und mehr Objektive die stolze Zusatzbezeichnung "Auto" (URL:
https://www.minolta.rokkor.de/minoltalenses.htm ). Indessen fand die Lichtmessung noch nicht (als sog. Innenmessung) durch's Objektiv statt, sondern entweder
• per Handbelichtungsmesser
oder
• per sogenannte Außenmessung.
Manche Kameragehäuse — auch Spiegelreflexen ! — hatten am Prismenhaus eine Fotozelle, evtl. mit einem kleinen "Dach" drüber, zur Abschirmung von Fremdlicht. An andere SLR's, wie etwa Minolta SR-3 (URL:
http://camera-wiki.org/wiki/Minolta_SR-3 , und auch Sucherkameras konnte eine Messeinheit außen an das Gehäuse angesetzt werden.
Die Sucherkamera
Voigtländer Vitessa, etwa hatte die (Selen-) Messzelle oben rechts (in "Fahrtrichtung") im Gehäuse.
Dazu Schnellaufzug, Ultron- 1:2- Objektiv und gekuppelten Entfernungsmesser. im Jahre 1958 kostete diese feine Kamera DM 468.— . Und das war damals sehr viel Geld, bei einem Arbeiter- Stundenlohn von wohl 2 oder 3 D-Mark.
Hierzu: »Voigtländer’s “Vitessa” foldable rangefinders are some of the prettiest 35mm film cameras ever made.«:
URL:
https://www.analog.cafe/r/voigtlander-vitessa-a-7a41
Als erste
Spiegelreflexkamera mit Offen(blend)messung kam, im Jahr 1963, die
TOPCON RE- Super an den Markt. Die Topcon RE-Super bot die Möglichkeit zum Sucherwechsel sowie, als Zubehör, einen Motorantrieb mit Rüclspulfunktion.
Von der US- Navy wurde diese Kameratype damals der Nikon F (diese damals noch mit Außen- Lichtmessung!) vorgezogen.
Die Zeiss Ikon/Voigtländer
CONTAFLEX BC folgte im Jahr 1965 — ebenfalls mit Offen(blend)messung.
Selbst die im Jahr 1964 auf den Markt gekommene
Leicaflex kannte, mMn nach unverständlich konservativ, noch keine Offenmessung. Auf dem Bild (URL:
https://www.mikeeckman.com/wp-content/uploads/2020/06/Leicaflex-1.jpg ) beachte man das Fensterchen zur Lichtmessung und die Batteriekammer; beide vorn am Prismenhaus.
Selbst das Flaggschiff des Herstellers Carl Zeiss (Westdeutschland), die ab dem Jahr 1961 auf die
Contaflex (diese noch mit Festobjektiv Tessar 1:2.8 / 45) folgende
Contarex, zu erkennen am
Bull's Eye genannten Belichtungsmesser (URL:
https://de.wikipedia.org/wiki/Contarex ), im Jahre 1965 die US- amerikanische
Gemini- Mission als "Bordkamera" begleitende (und als besonders zuverlässig geltende) Kamera, musste auf Innenmessung verzichten.
Diese gewisse Langsamkeit mehrerer namhafter deutscher Optik- Hersteller, in den Jahren bis etwa 1967 und zum Teil noch darüber hinaus (vgl. die Rolleiflex SL35), sollte sich markttechnisch rächen. Eine Reihe engagierter japanischer Optik- Hersteller wusste diese für sich zu nutzen:
Auf die oben genannten, im oberen Preissegment der Spiegelreflexen liegenden, Kameramodelle der Hersteller Topcon und Zeiss/Voigtländer folgte in 1966 das erste "Volumenmodell" mit Offenblendmessung, nunmehr aus Japan, mit einem Erzeugnis aus dem Hause MINOLTA (von jap minoru ta = reiche Reis- Ernte), in 1966, mit einer Kamera.
Im Falle der Kameratypen mit Offen(blend)messung wurde der Grad der Abblendung über eine Art Nocken, dieser zumeist am Blendenring des Objektivs angebracht, vom angesetzten Objektiv auf mechanischem (!) Wege an das Kameragehäuse "weitergereicht".
Dies mit dem fulminanten Ergebnis, dass das Sucherbild bei jeglicher Abblendung hell (!) blieb.
Für die damals noch mit (inzwischen) Cadmiumsulfid- Messzellen bestückten, nun
intern messenden Belichtungsmesser bedeutete diese Neuerung einen Riesensprung nach vorn, denn jene CdS- Messzellen, damals wurden bei geringerer Helligkeit spürbar träge:
Der allfällige Messwerkzeiger kroch, bei stärkerer Abblendung, mehr über die Messwert- Skala, als — zumal bewegten Motiven — angemessen zügig zu folgen.
Abgesehen davon, dunkelten
Einstellhilfen wie
Schnittbild (EN "splitting image") und
Mikroprismenraster jenseits von Blende 4.5 (spätestens jedoch jenseits F 5.6) bis zur Unbrauchbarkeit ab.
Anm.: Spätere Schnittbild- Scheiben erlaubten (in Einzelfällen) eine Benutzung bis F 8.
Ein
Wermuthstropfen der Innenmessung bei Offenblende: Von der zunehmenden Schärfentiefe bei Abblendung war — nichts — im Kamera- Sucher zu sehen. Telegrafenmasten und Bäume konnten auf diese Weise munter den portraitierten Personen aus Kopf, Hals und Schultern "wachsen": Solche Aufnahmen waren damals, schlicht und einfach, im Eimer.
Umso wichtiger wurde die zusätzliche Abblendtaste.
Das damalige Minolta- Kameramodell trug die stolze Bezeichnung
SR-T 101 — SR- (single lens reflex-) T- (lightmetering through the lens) 1-0-1.
Und mehr noch: Die "101" aus dem Hause Minolta hatte einen ganz besonderen Belichtungsmesser an Bord, denn:
Ausgehend von der Beobachtung, dass ein gewöhnliches Landschaftsmotiv zumeist zu etwa 60...75 Prozent an Himmel und 25...40 an Prozent an Boden besteht, wurden die Messzellen der "101" so angeordnet und verschaltet, dass man mit ihr nicht nur affenartig schnell, sondern auch fast immer treffsicher einstellen und augenrichtig belichten konnte.
Mit zwei CdS- Messzellen bestückt — einer oberhalb der Bildmitte, mit etwa 20...25% Anteil am Messergebnis) sowie einer unterhalb der Bildmitte, für etwa 75...80% des Messergebnisses) angeordneten Musszelle — konnte die "101" eine Art "Normalmotiv" bei einem "Normal- Grobkontrast" von 1:30 erstaunlich treffsicher belichten.
Dem Kostendruck in der Fertigung fiel dieses geniale Messprinzip, von Fa. Minolta auch
CLC oder
Contrast Light Compensating System genannt, leider rund zehn Jahre später zum Opfer: Die legendären Minolta XE- Kameras waren (in 1974) die letzten Kameras mit dem (weitgehend automatikfesten) CLC- Belichtungsmesser. Die XD- und XG- Kameras (ab 1977) sollten dieses wunderbare Feature nicht mehr an Bord haben. Leider. Denn "CLC" war automatikfest, will sagen: Auch im Automatikbetrieb wurden richtige Belichtungen hervorgebracht (was bei simpler Integralmessung eben nicht sichergestellt ist (damalige Plaympus OM-1, Pentax, Yashica, Praktica u.v.m.)
Dem vor allem von den Herstellern
Olympus und
Asahi Pentax gesetzten Trend zu kleineren und leichteren Fotogeräten folgend, kamen ab etwa 1976, nach und nach, kleinere und leichtere Fotogeräte an den Markt.
In 1972 die zeitautomatische, mittenbetont messende
Nikkormat EL, später ergänzt durch die
Nikkormat EL-W (Winder).
In 1973 (?) erreichte die
Canon EF, neben
Miranda Sensorex EE und
Konica Autoreflex- Kameras der einzige Blendenautomat am SLR- Markt,
In 1973 die (noch) vollmechanische
Olympus OM-1, mit Ganzfeld- (Integral-) Messung, Motordrive und z.T. exzellenten Objektiven.
Die wunderschöne, zeitautomatische
Minolta XE-1 kam 1974 auf den Markt, wog aber noch konservative fast 800g (ohne Objektiv).
Im Jahr 1975 erreichten das
Pentax K- Bajonett mit den Bodies der Typen K1, KX und K1000, und in 1977 wiederum kleinere, leichtere Pentax- Kameras ME und MX den Markt.
In 1976 kamen die
Canon AE-1, 1977 die
Nikon FM und FE hinzu.
-- zu ergänzen --