Moderne Kameras haben sicherlich einige elektrische oder elektronische Funktionen, die die Bedienung der Kamera und das Fotografieren erleichtern. Die Frage ist nur, was braucht man und was macht Sinn? Meine 30D hat auch "Liveview". Kaum blicke ich durch den Sucher, sehe ich was ich anvisiert habe und zur Schärfentiefenkontrolle gibt es eine, wenn auch elektrische, Abblendtaste. Für was also soll ich eine Abbildung, die mir mein Objektiv liefert, erst mit großem Aufwand in elektrische Signale umsetzen um es in Echtzeit und vielleicht ein oder zwei Zentimeter weiter wieder in ein elektronisch erzeugtes Bild umzuwandeln. Inwiefern dabei irgendwelche Algorithmen und sonstige Unzulänglichkeiten das tatsächliche Bild auf dem Weg zum Auge verfälschen, ist dabei nicht mehr nachvollziehbar. Jeder Fotograf, der sein Bild gestalten will, will Blende, Belichtungszeit usw. selbst bestimmen und sich nicht von irgend einer Automatik bevormunden lassen. Und, jede Automatik ist auch nur so gut wie der Schalter mit der sie sich abschalten lässt. Dazu kommt, dass bislang keine Kamera der Welt meine Gedanken lesen kann und deshalb auch nicht weiß wie ich mir das fertige Bild vorstelle.
Wie groß der Spieltrieb der Entwickler und Marketingleute ist, zeigt allein das Verfallsdatum der DSLR's von kaum mehr zwei Jahren. Und je mehr Elektronik und Software in den Kameras steckt, umso höher ist die Ausfallwahrscheinlichkeit. Die Automobilindustrie liefert ja permanent die besten Beispiele dafür und degradiert den Autofahrer zum Betatester der ganzen elektronischen Helferlein. Warum also aus falscher Sparsamkeit bei der Entwicklung entstandene mangelhafte optische Sucher durch Elektronik ersetzen, wenn ich mit ähnlichem Aufwand auch ein gutes optisches Sucherbild erzeugen kann? Technische Unzulänglichkeiten durch Elektronik und Software ausgleichen zu wollen, ist sicherlich nicht der ganz richtige Weg.