Hier mein Erfahrungsbericht, den ich am 19.03.04 im Forum
www.webdigital.de veröffentlicht habe:
Bisher hatte ich schon mit folgenden Kameras gearbeitet und traue mir durchaus zu, diese mit der D70 zu vergleichen. (Canon 1Ds, 1D, 10D, D60, Kodak SLR/n und diversen kleinen).
Die D70:
ist eine faszinierende Kamera. Sie macht einen sehr wertig verarbeitenden und stabilen Eindruck. Die Bedienung ist absolut intuitiv und man hat nach wenigen Minuten den Eindruck, dass man mir ihr schon seit Wochen gearbeitet hat.
Der Autofokus:
ist absolut präzise und arbeitet sehr schnell (auch ohne AF-S). Selbst bei widrigsten Lichtbedingungen und geringen Kontrasten arbeitet dieser zu 100% treffgenau. Die bei der Canon 10D üblichen AF-Toleranzen und Ungenauigkeiten bei schlechtem Licht sind der D70 absolut fremd. Auch das bei der 10D sehr gut zu beobachtenden Nachstellen des Autofokus bei erneutem Andrücken des Auslösers gibt es bei der Nikon nicht. Bei weit über 100 Testbildern war kein einziger Ausreißer dabei.
Der Sucher:
ist relativ klein und nicht sehr hell. Vermutlich ist für die Helligkeit die Spiegeltechnik anstatt des üblichen Prismas verantwortlich. Jedoch ist er auch für Brillenträger geeignet.
Der Sensor:
ist von einem sehr schwachen Antialiasingfilter geschützt. Dadurch kann es bei ungünstigen Motiven zu Moire-Bildung kommen. Diese tritt äußerst selten auf und beeinträchtigt die Bildqualität kaum.
Staubempfindlichkeit:
Bisher zeigt der Sensor selbst bei Blende 16 keinen einzigen Flecken. Vermutlich wurde der AA-Filterabstand zum CCD groß genug gewählt.
Die Bildschärfe:
ist durch den schwachen Filter absolut beeindruckend. Es kommt definitiv keine CMOS-bestückte Canon an die Grundschärfe der Bilddaten heran. Ich habe alle Aufnahmen im RAW-Modus durchgeführt und in Nikon Capture 4.1 konvertiert. Dabei stand die Schärfe auf ?Normal?. Selbst die Kodak SLR/n, die ohne AA-Filter arbeitet, zeigt keine nennenswert höhere Grundschärfe, aber viel mehr Moire. Man muss sich immer vor Augen halten, dass nur ausreichend scharfes Bildmaterial durch USM nachgeschärft werden kann. In sofern ist eine hohe Grundschärfe in meinen Augen sehr wichtig.
Das Bildrauschen:
ist etwas höher als bei der 10D / 300D. Dies fällt bei unterbelichteten und nachträglich aufgehellten Bildern besonders auf. Auch gestaltet sich der Unschärfebereich etwas grober als bei den soften Modellen von Canon. Jedoch bleibt durch die geringere softwareseitige Unterdrückung die hervorragende Bildschärfe erhalten. Ich würde es im unteren ISO-Bereich mit der 1D vergleichen. Höhere ISO-Werte habe ich noch nicht testen können. Persönlich ziehe ich ein geringes Rauschen einer weichen Bildwiedergabe vor.
Die Farbwidergabe:
ist durch die beiden sRGB- und den Adobe-RGB-Modus sehr gut an die Bedürfnisse anpassbar. Die Farben sind brillant und äußerst natürlich. Selbst die sehr wichtigen Grüntöne machen einen absolut realistischen Eindruck.
Die Belichtungsmessung:
ist eine der absoluten Stärken dieser Kamera. Die Mehrfeldmessung arbeitet sehr zuverlässig und bedarf weit seltener der Korrektur, als das bei Canon der Fall ist.
Die mittenbetonte Messung ist im Durchmesser durch eine Sonderfunktion von 6 ? 12mm einstellbar (ähnlich den 1er von Canon).
Die 2%-ige Spotmessung ergänzt das System hervorragend. Alle Tests mit der Spotmessung ergaben eine sehr genaue Belichtung. Somit ist die Belichtungsmessung wesentlich vielseitiger und praxisnäher als bei der 10D und 300D.
Das Menü und dessen Bedienung:
Die Menüstruktur ist umfangreich aber sehr übersichtlich gegliedert. Das Display ist hell, hoch auflösend und brillant. Die Bildrückschau ist durch das sehr groß einblendbare Histogramm von großem Nutzen.
Die Speichergeschwindigkeit:
gehört neben der 2DH und Kodak 14n / SLR/n zu der schnellsten am Markt. Im Forum von Robgalbraith ist sie mit ca. 4,7MB pro Sekunde belegt. Eine 10D schafft hingegen nur 1,4MB pro Sekunde. Auch die 1Ds liegt bei nur 2 MB.
Selbst RAW-Dateien speichert die D70 so schnell wie die Wettbewerber es höchstens bei JPEG schaffen.
Das Kit-Objektiv:
Das AF-S 18-70 liefert eine sehr gute Bildqualität bei hervorragender Rand- bzw. Eckschärfe. Die Abbildungsqualität ist vorbildlich und nur schwer zu verbessern (Verzeichnungs- und Vignettierungstests stehen noch aus). Vermutlich wird nur noch das AF-S 17-55 eine Steigerung bringen. Die Verarbeitungsqualität des Kit-Objektives ist sehr gut und der Tubus hat wenig Spiel (weniger als das sehr teuere Canon EF 24-70 f/2,8, obwohl dieses weitgehend aus Metall besteht.)
Der Sensor scheint sich sehr gut für ältere ?analoge? Objektive zu eigenen. Ich habe für meine Freundin noch ein altes AF 70-210 f/4,0-5,6 erstanden, dass eine erstaunliche Bildschärfe liefert. Lediglich der Kontrast könnte besser sein. Das AF-D 50 /1,8 bietet ebenfalls eine hervorragende Bildqualität.
Für mich ist es derzeit eine der besten DSLR-Kameras auf dem Markt. Hoffentlich wird das auch derart publik gemacht, so dass die Vormachtstellung von Canon nicht auf Dauer bestehen bleibt.