Lieber Don, ich bin im Vorstand und Organisationsteam von zwei sehr erfolgreichen Fotoclubs im Allgäu. Zusammen sind das mehr als 150 Fotografen vom Anfänger bis zum Profi. Einige von denen nutzen auch als Zweitsystem eine spiegellose Systemkamera, aber wenn es darauf ankommt nehmen sie ihre DSLR. Die Auswertung vom German International DVF Photocup 2014, ein internationaler Fotowettbewerb mit ca. 9000 Bildern hat ergeben das die erfolgreichsten Bilder zu 94 % mit einer DSLR und nur zu 1 % mit einer spiegellosen Systemkamera gemacht wurden. Das spricht jetzt nicht besonders dafür, daß der EVF bei diesen Fotografen besonders beliebt ist.
Gruß Roland
Lieber Roland,
wenn ich solche Statements lese, krieg ich einen Schreikrampf….
Du implizierst in Deiner Aussage, dass die Teilnehmer von Wettbewerben, oder Fotoclubmitglieder der Maßstab für den Markt, oder noch schlimmer, der Fotografie hinsichtlich Anspruch und Qualität sind. Beides ist definitiv NICHT der Fall.
Ich bin seit über dreißig Jahren Berufsfotograf, habe selbst rund 100 Fotografen ausgebildet und meine Kunden sind die größten Luxusgüterkonzerne der Welt.
Im Laufe dieser Zeit habe ich so ziemlich jede technische Entwicklung mitgemacht und sämtliche Formate durchlaufen, egal ob Film oder digital.
Die 3 segensreichsten Erfindungen der letzten 100 Jahre im Rahmen der Fotografie (
Autofokus, Digitalkamera und nun EVF) waren genau jene, die von Leuten wie Dir (und vielen tausend "konservativer" Amateure (ich schreib jetzt extra nicht Fotografen, da das eine geschützte Berufsbezeichnung ist) zu Beginn verteufelt wurden.
Ich hab das xmal miterlebt- hab ja genügend Kurse für Clubs abgehalten.
Gerade im Profisegment wird sich der EVF noch schneller etablieren, als damals der Autofokus, oder die Digitalkamera.
Der Grund dafür ist ziemlich einfach: er lässt jedem Hersteller deutlich mehr Freiheiten in der Konstruktion und ist schon heute jedem optischen Sucher in praktisch jeder Situation überlegen.
Für den Profi bedeutet das, dass er Dank der neuen Funktionen (direkte Belichtungskontrolle, Farbkontrolle, Histogramm usw.) mit einem Minimum an Zeitaufwand ein Maximum an Qualität herausholen kann, folglich "mehr" verdient (pro Zeiteinheit)- und eine höhere Erfolgsquote hat.
Ich hoffe inständig, dass Hersteller wie Habla oder PhaseOne in absehbarer Zukunft das System dahingehend modernisieren, dass sie einen großen EVF anstelle des optischen Suchers verbauen.
Der Wegfall der mechanischen Komponenten reduziert nicht nur das Gewicht, sondern vor allem eine massive Störquelle (Erschütterung, Zeitverzögerung) und steigert gleichzeitig die Präzision, da direkt das Sensorbild beurteilt werden kann- und NICHT ein umgelenktes optisches Bild.
Gerade für Sportfotografen wird die Komposition in Zukunft (bei entsprechend leistungsfähigen EVFund AF-Systemen) deutlich erleichtert, ebenfalls mit deutlich gestiegener ERfolgsrate. Im Kleinen kann man das schon bei den mFT Systemen (Olympus und Panasonic) sehen, die mit den besten DSLR aufgeschlossen haben.
Die Spiegeltechnik ist in Zeiten wie diesen für ALLE BETEILIGTEN (also den Hersteller genauso, wie den Endverbraucher) überholt und uninteressant.
Dass sich viele Anwender noch auf dieses anachronistische Detail verlassen, liegt einfach daran, dass HEUTE die Auswahl noch eingeschränkt ist.
In den nächsten 2 Jahren schaut es da garantiert anders aus….und ich freue mich darauf!