(....) .... so sehr muss ich mich fragen, was dies denn nun tatsächlich in der Praxis für Auswirkungen auf den normalen Anwender hat.
Wir können doch per heute zwei Fakten feststellen:
1.: Olympus arbeitet seit nunmehr Jahren an einem professionellen Modell.... .Bislang ohne greifbares Ergebnis -weil die Entwicklung im Markt nach meinem Dafürhalten die Olympus-Planung mehrmals überholt hat.
So wird es gewesen sein.
2.: Olympus entwickelt in hoher Geschwindigkeit und permanenter Abfolge Kameras für den normalen Consumermarkt, der sich nicht nur auf Einsteiger konzentriert, sondern ob der in diesen Kameras enthaltenen Features durchaus sehr weit in den Bereich des "gehobenen Anwenders" hineingeht.
Bei vollkommen emotionsloser Betrachtung mag das fast stimmen. Aber nur fast. S.u.!
Durch Punkt 2 ist sichergestellt, dass ein Alltagsanwender.... Kameras erhält, die in ihrem Leistungsumfang durchaus äusserst interessant sind. Gerade die neu vorgestellte E-510 enthält Features, die ihr eine Alleinstellung im Markt geben -zumindest aus heutiger Sicht.
Mit einer solchen Kamera kann man dermassen viele Anwendungen abdecken, dass kaum ein Defizit bleibt. Anwendungen, von denen wir vor ein oder zwei Jahren noch träumten (LiveView und Stabi) - und das vor allem in dieser Preisklasse.
Zunächst ist nur sichergestellt, dass man irgendwann im Sommer eine E-510 kaufen kann, wenn sie ihm zusagt. Es ist in keiner Weise sichergestellt, dass die E-510 auch einem Olyaner zusagen muss.
Mit der Ankündigung, dass die E-X alles noch etwas besser machen wird und besser kann, ist m.E. sichergestellt, dass man hoffen kann, dass die E-X genau das besser kann, was die E-510 eben nicht anbietet. Zum Beispiel Klappdisplay. Wahrscheinlich auch ein "standesgemäß" dunkler optischer Sucher.
(...)Viele Derjenigen, die so heftig nach der neuen E-x rufen, werden sie sich letztendlich nicht kaufen, weil auch "kleinere" Kameras des Systems ihre Anforderungen dicke zu erfüllen in der Lage sind, ja selbst in ihrer Vielfalt nicht vollständig ausgenutzt werden.
Das wissen m.E. die Betroffenen aber heute schon. Es gibt ja durchaus sehr positive Reaktionen auf die E-510. Und eigentlich keine wirklich negativen, weil diejenigen, die auf eine E-X warten, die 510 ja nicht daran messen wollen.
Und genau Denjenigen steht doch heute schon eine solche Bandbreite von Kameras (unter Einbeziehung der jetzt neu angekündigten Modelle), eine solche Bandbreite an fotografischen Möglichkeiten auch durch die breite Palette sehr guter Optiken offen, dass sie nur in sehr wenigen Punkten an echte Limitierungen (im Sinne eines Hindernisses) stossen - und diese Hindernisse gibt es bei jedem System.
Ich verstehe ja durchaus den immer lauter werdenden Ruf nach einem E-1-Nachfolger - und kann ihn aus meiner Sicht ja in Teilen auch nachvollziehen-
aber überlegen wir doch mal eines:
wären wir nicht vor etwas mehr als drei Jahren über eine Kamera, die das kann, was die E-510 heute aufweist, ins Träumen geraten -teils auch als Profi?
Aber Günter! Das gilt doch für jedes technische Produkt. Demnach hätte jeder E-1-Besitzer sich mit Freude auf die E-330 oder E-500 oder E-400 stürzen müssen.
Es geht doch um etwas ganz anderes. Und das ist nichts Rationales.
Der Schrei nach einer E-1-Nachfolgerin war im Laufe der Zeit nach meiner Wahrnehmung immer stärker aus dem Amateurlager zu hören. Die Profis haben da aus meiner Sicht viel rationaler gehandelt, haben das System gewechselt oder haben die eine oder andere E-XXX zusätzlich gekauft oder noch ein anderes System.
Da die E-X aus meiner Sicht eine typische, gute Mittelklassekamera werden wird, spricht sie wahrscheinlich auch eine Klientel an, die es in der Fotografie immer gegeben hat. Und das sind Amateure mit einem Hang zu wertigen, guten Geräten, die in bestimmten Bereichen spitzenmäßig sind, in anderen Bereichen durchschnittlich. Bestes Beispiel: Leica M8-Kunden.
Du bewertest den emotialen Teil eines Kamerakaufes viel zu niedrig!
Die E-1 ist ein gutes Beispiel. Viele haben sie gekauft, weil sie eine sehr wertige Kamera ist, wohlwissend, dass andere es vielleicht besser können. Hinzu kam das tolle Objektivangebot von Oly. Diese Klientel will sich nicht mit "billigen" Zwischenlösungen zufrieden geben. Selbst wenn es vernünftig wäre. Sie will es einfach nicht. Das hat übrigens nichts mit "ich will nur das Beste" zu tun, sondern mit einer besonderen Wertschätzung für etwas Wertiges (sofern das überhaupt bei Digikams Sinn macht - aber das ist eine andere Baustelle).
Wenn ich beispielsweise sage: "Ich will eine Kamera mit einem hervorragenden optischen Sucher und einem erstklassigen, robusten Gehäuse aus Metall. Es soll eine Olympus sein." Dann muss ich warten. Oder ich muss wechseln. Dass ich u.U. meine Enttäuschung äußere, dass mir Olympus mit der E-1 eine tolle "Einstiegsdroge" verkauft hat und nun nicht in die Pötte kommt, ist doch irgendwie berechtigt. Oder?
Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten Rufer nach einer E-x letztendlich selbst für ihr engagiertes Hobby nicht mehr benötigen als eine E-330 oder E-510 (wenige Spezialfälle ausgenommen). Diese beiden Kameras in Verbindung mit den excellenten Optiken (und selbst die sehr preisguenstigen Kitobjektive sind wirklich als gut zu bezeichnen) bilden doch ein Gespann, das vielfältigste Aufgaben hervorragend zu erledigen in der Lage ist. Bei diesen Kameras -wie zahlreichen anderen des Marktes- ist doch heute schon viel mehr der Fotograf der limitierende Faktor, als dass die Kamera diesen darstellen würde.
Mein Nachbar ist 81 und bekam gerade seinen neuen Porsche, mit dem er übrigens ziemlich gemütlich durchs Bergische hier rauscht. Auch er ist der limitierende Faktor. Das weiß er sogar. Und dennoch leistet er ihn sich.
Du argumentierst hier wieder zu rational in einem Bereich, wo eben sehr viele Hobbyisten unterwegs sind. Beim Hobby spielen aber rationale Argumente keine wesentliche Rolle, was nicht heißt, dass man beides, Rationalität und Hobby, in Einklang bringen kann.
Du argumentierst eben wie ein typischer Berufsfotograf.
Wenn ich Baggerführer wäre, dann hätte ich vielleicht auch eine Vorliebe für bestimmte Bagger, aber letztendlich zählt das Ergebnis, wenn ich damit mein Geld verdiene.
(...) Mir ist die Hype um das bei Olympus kommende Profimodell bei aller Berechtigung auch der fordernden Nachfrage doch insofern weit überzogen, als dass -und alle hier wie andeernorts bestätigen es ja immer wieder mit eigenen Worten- die potentielle Nutzerschaft momentan doch recht klein geworden ist und erst wieder von Olympus "erarbeitet" werden muss.
Damit bestätigst Du ja selber, dass da vieles schief gelaufen ist. Der Hype spiegelt das wider, ist also in dem Maße überzogen, wie einiges bei Oly "überzogen" falsch läuft bzw. falsch kommuniziert wird.
(...)Und was ist die tatsächliche Folge: Olympus verkauft heute im Conusmersegment mehr Kameras als jemals zuvor, entwickelt weiter, verdient sogar gutes Geld und prosperiert.
Das ist das Ergebnis einer "Kehrtwendung". Weg von den guten, kostenintensiven Produkten wie 5060, 7070, 8080 und hin zu einfachen, billigen Konsumerprodukten. Bei den DSLR allerdings mit einem deutlichen Hang zu ausgezeichneter Leistung für den Preis. Aus diesem Grunde rechne ich damit, dass Olympus sich im DSLR-Segment auf gute "Einsteigerkameras" (blöder Begriff, weil eigentlich falsch) konzentriert und höchstens noch im Bereich "Mittelklasse" etwas anbietet (E-X). Ein Anschluss an die Profiliga (auch blöder Begriff) der Konkurrenz halte ich für ausgeschlossen und auch nicht notwendig.
Aber auch die "Kehrtwendung" hätte man besser kommunizieren können. Nicht wenige schließen ja durchaus nicht aus, dass selbst eine E-X nicht mehr an die altenden Tugenden der E-1 hinsichtlich Robustheit und Wertigkeit anschließen wird, weil Olympus sich das "erspart".
Ich will nicht in Zweifel stellen, dass es Olympus sehr gut tun würde, eine wirklich professionelle Kamera "on Top" zu setzen, aber ob dies für ein Bestehen der Marke im Kameramarkt wirklich von DER Bedeutung ist, die hier oftmals hineininterpretiert wird, wage ich zu bezweifeln.
Auch ich sehne mich nach einem in vielerlei Hinsicht überarbeiteten und marktaktuellen Topmodell aus diesem Hause, nur sollte doch wirklich klar sein, dass diese hier oft so vehement artikulierten Wünsche nicht über Wohl und Wehe der Marke Olympus entscheiden.(...)
Olympus wird auch mit der E-X nichts mehr zurück gewinnen, was sie verloren haben. Aber sie werden u.U. neue Kunden ansprechen mithilfe dessen, was man jetzt noch als Alleinstellungsmerkmal bezeichnen kann.
Die Frage ist, in welchem Maße die beiden Großen bestimmte Alleinstellungsmerkmale übernehmen und womöglich sogar verbessern.
Viel wichtiger erscheint mir, dass Olympus die E-Linie besser kommuniziert, nicht mit Phrasen drischt wie "Neue Äre der Digitalfotografie" usw. usw. Da liegt noch viel im Argen. Und deshalb auch bestimmte Reaktionen aus dem Oly-Lager, die sich in Foren ja ziemlich wellenartig bewegen.
Schönes Wochendende
Rolf