so bedauerlich es tatsächlich ist, dass Olympus bis zum heutigen Tage nichts wirklich Konkretes zum Nachfolger der E-1 gesagt hat und damit naturgemäss selbst dazu beiträgt, dass die Spekulationen in bestimmten Kreisen inzwischen überborden, so sehr muss ich mich fragen, was dies denn nun tatsächlich in der Praxis für Auswirkungen auf den normalen Anwender hat.
Wir können doch per heute zwei Fakten feststellen:
1.: Olympus arbeitet seit nunmehr Jahren an einem professionellen Modell, das möglichst alle zum Zeitpunkt des Erscheinens wichtigen und marktüblichen Features enthalten soll -und nach Möglichkeit noch ein paar Goodies mehr, um Kaufanreize zu schaffen. Bislang ohne greifbares Ergebnis -weil die Entwicklung im Markt nach meinem Dafürhalten die Olympus-Planung mehrmals überholt hat.
2.: Olympus entwickelt in hoher Geschwindigkeit und permanenter Abfolge Kameras für den normalen Consumermarkt, der sich nicht nur auf Einsteiger konzentriert, sondern ob der in diesen Kameras enthaltenen Features durchaus sehr weit in den Bereich des "gehobenen Anwenders" hineingeht.
Durch Punkt 2 ist sichergestellt, dass ein Alltagsanwender (zu dieser Gruppe muss sich in der Normalnutzung eigentlich jeder von uns zählen lassen,selbst dann, wenn er u.a. auch professionell arbeitet) Kameras erhält, die in ihrem Leistungsumfang durchaus äusserst interessant sind. Gerade die neu vorgestellte E-510 enthält Features, die ihr eine Alleinstellung im Markt geben -zumindest aus heutiger Sicht.
Mit einer solchen Kamera kann man dermassen viele Anwendungen abdecken, dass kaum ein Defizit bleibt. Anwendungen, von denen wir vor ein oder zwei Jahren noch träumten (LiveView und Stabi) - und das vor allem in dieser Preisklasse.
Dazu werden ebenfalls permanent neue Optiken entwickelt (trotz all der Zeit, die dies braucht, letztendlich doch in einer Gesamtgeschwindigkeit, die kein anderer Hersteller momentan aufzuweisen in der Lage ist). Das anfangs berechtigt als zu "dünn" kritisierte Olympus-Objektivprogramm hat inzwischen einen Umfang entwickelt, der sich sehen lassen kann - und dies bei durchweg hoher bzw. sehr hoher optischer Qualität, die auch von Nutzern anderer Systeme ohne jede Frage anerkannt wird - und oft neidisch beäugt wird.
Viele Derjenigen, die so heftig nach der neuen E-x rufen, werden sie sich letztendlich nicht kaufen, weil auch "kleinere" Kameras des Systems ihre Anforderungen dicke zu erfüllen in der Lage sind, ja selbst in ihrer Vielfalt nicht vollständig ausgenutzt werden.
Und genau Denjenigen steht doch heute schon eine solche Bandbreite von Kameras (unter Einbeziehung der jetzt neu angekündigten Modelle), eine solche Bandbreite an fotografischen Möglichkeiten auch durch die breite Palette sehr guter Optiken offen, dass sie nur in sehr wenigen Punkten an echte Limitierungen (im Sinne eines Hindernisses) stossen - und diese Hindernisse gibt es bei jedem System.
Ich verstehe ja durchaus den immer lauter werdenden Ruf nach einem E-1-Nachfolger - und kann ihn aus meiner Sicht ja in Teilen auch nachvollziehen-
aber überlegen wir doch mal eines:
wären wir nicht vor etwas mehr als drei Jahren über eine Kamera, die das kann, was die E-510 heute aufweist, ins Träumen geraten -teils auch als Profi?
10MPix, integrierter Stabilisator, LiveView..... -um nur mal die Dinge aufzuzählen, die vor drei Jahren noch utopisch klangen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten Rufer nach einer E-x letztendlich selbst für ihr engagiertes Hobby nicht mehr benötigen als eine E-330 oder E-510 (wenige Spezialfälle ausgenommen). Diese beiden Kameras in Verbindung mit den excellenten Optiken (und selbst die sehr preisguenstigen Kitobjektive sind wirklich als gut zu bezeichnen) bilden doch ein Gespann, das vielfältigste Aufgaben hervorragend zu erledigen in der Lage ist. Bei diesen Kameras -wie zahlreichen anderen des Marktes- ist doch heute schon viel mehr der Fotograf der limitierende Faktor, als dass die Kamera diesen darstellen würde.
Vergleichen wir doch mal ganz ehrlich das, was -incl. der neuen Ankündigungen- die Olys können und für ihr Geld bieten mit dem, was andere Marken anbieten: Pentax steht gehäusemässig gut da, hat aber wesentlich grössere Defizite in den Optiken als Olympus und weist von dort her gesehen deutliche Defizite auf, die echte Limitierungen enthalten.
Canon hat interessante, gute Kameras mit ähnlich hoher oder etwas höherer Auflösung als die Olys, kennt aber nur einen eingeschränkter funktionierenden Staubschutz, keinen LiveView und schon gar keinen gehäusebasierten Wackelschutz. Die entspr. hochwertigen Optiken sind teurer als bei Oly und weisen trotzdem nicht immer die Qualität auf, die man sich wünscht.
Ähnlich bei Nikon, auch dort fehlt den Kameras sowohl Imagestabilizer, Staubschutz, wie auch LiveView. Die Optiken sind gut, aber teuer und eine in der Optik integrierte IS-Einheit kostet richtig Geld.
Sony: siehe oben, viele fehlende Features, wenig Optiken und bsialng nur Minolta-Ableger.
Und sonst?
Mir ist die Hype um das bei Olympus kommende Profimodell bei aller Berechtigung auch der fordernden Nachfrage doch insofern weit überzogen, als dass -und alle hier wie andeernorts bestätigen es ja immer wieder mit eigenen Worten- die potentielle Nutzerschaft momentan doch recht klein geworden ist und erst wieder von Olympus "erarbeitet" werden muss.
Und dieses "erarbeiten" kann morgen ebensogut wie heute erfolgen, wenn die neue Kamera denn über wirklich aussergewöhnliche Features verfügen sollte.
In diesem Zusammenhang möchte ich nur einmal auf die Kommentare aus zurueckliegender Zeit erinnern, die Olympus bei nicht sofortigem Erscheinen eines E-1-Nachfolgers den logischerweise "auf der Hand liegenden" Tod prognostiziert haben. Und was ist die tatsächliche Folge: Olympus verkauft heute im Conusmersegment mehr Kameras als jemals zuvor, entwickelt weiter, verdient sogar gutes Geld und prosperiert.
Ich will nicht in Zweifel stellen, dass es Olympus sehr gut tun würde, eine wirklich professionelle Kamera "on Top" zu setzen, aber ob dies für ein Bestehen der Marke im Kameramarkt wirklich von DER Bedeutung ist, die hier oftmals hineininterpretiert wird, wage ich zu bezweifeln.
Auch ich sehne mich nach einem in vielerlei Hinsicht überarbeiteten und marktaktuellen Topmodell aus diesem Hause, nur sollte doch wirklich klar sein, dass diese hier oft so vehement artikulierten Wünsche nicht über Wohl und Wehe der Marke Olympus entscheiden.
Über den Fortbestand entscheiden die unenendlich vielen Normalanwender. Und denen gibt Olympus schon heute Kameras an die Hand, die Alleinstellungsmerkmale haben - und das zu äusserst günstigen Preisen.
Bei allem -in manchen Bereichen - durchaus verständlichem Frust über das Vorgehen von Olympus in der Top-Klasse- sollten wir doch die Gesamtsituation nicht aus den Augen verlieren - und die ist alles andere als negativ.
Viele Gruesse
Guenter