AW: Dynamikumfang E-510 (Lichterzeichnung im JPG vs. RAW)
Welche Schlüsse kann man aus diesen Beobachtungen ziehen?
a) Olympus hat die JPEG-Engine der E-510 noch nicht optimal konfiguriert und wir hoffen auf das erste FW-Update?
Du schreibst ja, dass Du absichtlich überbelichtet hast, aber leider nicht, in welchem Umfang. Irgendwann müssen die Lichter ja reinweiß werden, sonst würde die Kamera ja das Bild permanent unterbelichten. Normalerweise ist beim JPEG bei +2,7EV bis +3,0EV Schluss, spätestens danach fressen die Lichter aus. Wir gehen dabei von der Belichtung einer gleichmäßig beleuchteten homogenen Fläche aus, nicht von einem realen Motiv, auf das die Kamera die Belichtungsautomatik anwendet, denn hierbei muss bei der Belichtung ja der tatsächliche Motivkontrast berücksichtigt werden. Den meisten wird es geläufig sein, aber für die anderen sollte in diesem Zusammenhang unbedingt erwähnt werden, dass die Belichtungsautomatik grundsätzlich jedes Motiv als Fläche gleichmäßiger Helligkeit behandelt, und die Belichtung mittelt, d.h. dass sie einzelne Spitzlichter oder tiefe Schatten nicht berücksichtigt. Die moderne Mehrfeldmessung ist zwar im Vergleich zur Integralmessung oder der mittenbetonten Messung zwar eine deutliche Verbessrung, schafft hier aber auch nur bedingt Abhilfe, denn das wir uns Gedanken über die Lichterzeichnung machen, zeigt ja, dass wir über den Anspruch hinaus sind, uns mit dem zufrieden zu geben, was die Kamera automatisch liefert.
Nun stellt sich die Frage, ob Olympus bei der JPEG-Engine "geschlampt" hat, oder ob sie so beabsichtigt ist. Auffällig ist doch, dass die E-410/510 von allen Oly-DSLRs bis jetzt am kontrastreichsten arbeitet. Der Verlust an Lichterzeichnung könnte als der Preis für brillante JPEGs out of cam sein. Die Alternative wäre, die Kamera so zu justieren, dass sie um jeden Preis die Lichter schützt. Das kann man machen, nur handelt man sich damit in der Regel eine permanente Unterbelichtung und flauere Bilder ein, die man dann vermutlich nachträglich per EBV korrigieren möchte.
Aber wie groß sind die Unterschiede der "Lichterdynamik" im JPG wirklich, bevor unwiederbringlich Zeichnung verlorengeht? In absoluter Helligkeit im RGB bei 1% im Vergleich zur E-330, bei 3% zur 400D, und ebenfalls 3% zur D40x. Quelle: Phil Askeys Graukeile im Dynamiktest seiner Reviews.
Für Praktiker: Die Vignettierung der meisten Objektive dürfte erheblich über diesen Werten liegen.
b) Man sollte bis dahin mit der E-510 generell 1/3 EV unterbelichten?
Das ist nicht ratsam. Bei manchen Motiven wird -0,3EV eventuell nicht ausreichen, bei anderen wird es zuviel des Guten sein. Aber generell würde ich vorschlagen, die Frage der korrekten Belichtung und der RAW-Entwicklung getrennt zu behandeln, das eine hat mit dem anderen nämlich Nullkommanichts zu tun. Es sei denn, man benutzt RAW, um völlig falsch belichtete Bilder gerade noch hinzubiegen. Voraussetzung für eine gelungene RAW-Entwicklung ist jedoch die präzise Belichtung, denn sonst beschneidet man ja auch den Spielraum, dem einen RAW bietet, unnötig. Wenn man sich darauf verläßt, dass im RAW in den Lichtern noch Reserven stecken, dann sollte man natürlich tunlichst darauf achten, diese Reserven auszutesten und bei der Belichtung nicht zu überschreiten, mit anderen Worten, man sollte wissen, ob die Lichter jetzt 2, 3 oder 4 EV Stufen über Neutralgrau liegen, irgendwann ist nämlich auch beim RAW Schluss.
c) Selbst aus dem eigenen RAW-Format holt der hauseigene RAW-Entwickler (Olympus Studio) noch nicht "alles raus"? Ist da also auch noch Potential drin?
d) Lightroom scheint eine recht effektive Lichterrekonstruktion zu beherrschen.
Das haben eigentlich alle RAW-Konverter mehr oder weniger drauf, im Falle der Oly-Konverter vielleicht weniger. Frage ist, wieviel es bringt. Ab einem bestimmten Punkt kann nämlich der Konverter die Farbwerte nur noch spreizen. Man erhält zwar Zeichnung, verliert aber Kontrast und bekommt im schlimmsten Fall Tonwertabrisse. Auf jeden Fall erhält man ziemlich schnell belegte Lichter, d.h. die Spitzlichter sind dann auch nicht mehr weiß, sondern mehr oder weniger grau. Man gewinnt damit zwar Zeichnung, verliert jedoch an Information, weil man das Histogramm einfach nach links verschiebt, s.u. Das zeigt auch Dein Beispiel recht deutlich. Bemerkenswert finde ich das Ergebnis, wenn man den Kontrast wieder etwas anhebt - die Zeichnung bleibt erhalten, aber es ist immer noch Weiß im Bild vorhanden.
Jedenfalls steckt in dem Sensor der E-510 offensichtlich mehr Dynamikumfang als uns das JPEG aus der Kamera zur Zeit zur Verfügung stellt. Die Entwickler hatten eventuell nicht mehr genug Zeit um die Abstimmung zu optimieren.
Das Problem ist eher, dass die Informationen des RAW irgendwie in den Kontrastumfang des RGB-Farbraums hineingequetscht werden müssen. Ist der Motivkontrast kleiner oder gleich dem Kontrastumfang des RGB-Farbraums, dann muss man nicht mal quetschen, Probleme gibt es nur bei Hochkontrastmotiven. Wenn das RAW also zusätzlichen Belichtungsspielraum gespeichert hat, dann kann man entweder die Lichter zurückholen, verliert dabei aber automatisch Informationen in den Schatten, oder man hellt die Schatten auf, und verliert im Gegenzug die Lichter. Will man beides, Schatten anheben und die Lichterzeichnung verbessern, dann führt kein Weg daran vorbei, den Bildkontrast in der einen oder anderen Weise zu manipulieren.
Der einzige Wehrmutsstropfen sei aber auch nicht unerwähnt: Lightroom 1.1 hat noch einen kleinen Fehler, der dazu führt, dass die Lichter beim Reduzieren der Belichtung in LR magentafarben eingefärbt werden. Ich habe für das Beispiel hier dann einfach die Sättigung in LR auf 0 zurückgenommen, da ich das Vergleichs-JPEG sowieso mit dem Kameramodus "Monotone" aufgenommen hatte.
Das scheint das Problem aller RAW-Konverter mit den E-410/510 RAWs zu sein.
Anbei ein Hochkontrastmotiv, einmal Kamera-JPG, einmal RAW so entwickelt, dass die Lichter maximal restauriert werden, konkret: -2EV und Kontrast auf niedrig. Wie man anhand der Crops sehen kann, ist der Gewinn an Lichterzeichnung durchaus bemerkenswert. Allerdings hören Wasser und Himmel auf, blau zu sein, und nehmen einen Grauschleier an. Falls jemand einen Konverter kennt, der sowas nicht macht - ich bin immer für Verbesserungen in meinem Workflow zu haben.