AW: E-3: Erste Eindrücke?
Ich hab sie seit gestern (23.11.2007) - die Olympus E-3

Natürlich bin ich seit dem nur am Rumspielen und austesten.
Die Bedienungsanleitung wird noch nachgereicht, aber da ich mit meiner E-1 gut vertraut bin, komme ich mit den Einstellungen ganz gut klar.
Die Menüs sind sogar noch etwas übersichtlicher geworden, als bei der E-1 und intuitiver einstellbar.
Auf dem LCD-Monitor ist nun jede Einstellung super lesbar, auch wenn die Augen nicht mehr die Besten sein sollten.
Die Lage der Knöpfe zur Einstellung ist anders, als bei der E-1.
Nach kurzer Eingewöhnungsphase ist aber mit Sicherheit alles auch leicht im Dunkeln bedienbar.
Der Griff ist so gestaltet, daß jeder, der die Kamera in die Hand nimmt, den Finger genau dort hat, wo er sein sollte - nämlich auf dem Auslöser.

Ich habe noch die Objektive ohne swd, aber der neue Autofokus macht sich auch hier sehr deutlich bemerkbar.
Ist der Kontrast nicht extram schwach, wird selbst abends bei spärlicher Zimmerbeleuchtung noch automatisch scharfgestellt.
Das klappt meist selbst noch mit dem 50-200er + 1.4 Telekonverter, wo man bei der E-1 nur auf manuellen Fokus umstellen konnte, weil der Fokus streikte.
Hier dauert die Fokussierung allerdings einige zehntel Sekunden, wird aber in Näherungsschritten ausgeführt und "pumpt" nicht sinnlos herum, wie bei der E-1.
Tagsüber, bei trübem Licht, wird damit in annehmbarer Zeit scharfgestellt - ohne den Konverter sogar sofort.
Davon konnte ich bisher nur träumen.
Obwohl das "Live View" mit dem voll drehbaren Display eine tolle Sache ist, macht es mich nicht wirklich glücklich.
Wer damit arbeiten will, sollte zunächst im Suchermodus scharf stellen und dann den Display-Knopf drücken - sonst gibts bis zum Auslösen nur ein stark unscharfes Bild zu sehen.
Hier kann man dann in verschiedene Modies (ich mach´s im Tiefenschärfebereich) das Motiv betrachten.
Beim Auslösen kommt dann der Haken - die Sucherverriegelung klappt erst wieder weg, dann wird scharfgestellt und dann wird erst ausgelöst....
Das dauert mindestens eine Sekunde - bis dahin ist jede bewegte Situation Vergangenheit.
Folglich ist das Display nur für statische Fotografie brauchbar (z.B. Architektur), nicht aber z.B. für ein Makro von einem fliegenden Insekt....
Hocherfreut war ich darüber, daß sich das Live View-Bild mit Hilfe einer Videokarte direkt auf das Display eines Notebooks übertragen läßt.
Da ich gerade dabei bin, mir eine Hochstativanlage zusammenzubasteln, könnte mir das die Installation einer separaten CCD-Kamera am Sucher, zur direkten Kontrolle des Bildes vor der Auslösung, ersparen - prima!!!.
Der Frust folgte auf dem Fuße.
Sobald mit der Steurung von Olympus Studio 2 der Modus von "Kamera" nach "PC" umgestellt wird, erlischt der Videobildschirm und kann nach Rücksetzen auf "Kamera" nur durch manuelles Drücken auf den Display-Knopf an der Kamera wieder aktiviert werden

Das dürfte in einer Höhe von 3-15m etwas schwierig werden

Eine Anfrage beim Olympus Kundendienst, ob es da vielleicht doch noch einen Trick gibt, läuft bereits.
Verblüffend gut sind die Ergebnisse für Farbtreue und Bildrauschen.
Lag die Aufnahmegrenze bei der E-1 bei 800ASA, weil alles darüber aussah, als wäre das Bild aus groben, bunten Kieseln zusammengesetzt, würde ich bei der E-3 darauf tippen, daß sich Aufnahmen mit 1600ASA noch in recht guter Qualität auf Din A4 ausdrucken lassen

Probleme wird es bei Profis, die ständig das Display nutzen, mit der Energieversorgung geben.
Bei der E-1 hat noch ein BLM-1 Akku gereicht, um eine 4GB Karte mit Fotos zu füllen, obwohl ich mir fast alle Fotos mal kurz auf dem Display angesehen habe.
Genaues müßten Messungen ergeben, aber gefühlsmäßig würde ich tippen, daß die E-3 mindestens den 4-fachen Strombedarf hat.
Der zusätzliche Batteriegriff ist hier also keine Spielerei, sondern ein Muss.
Im Gegensatz zur E-1 können die Aufnahmen auf dem Display der E-3 selbst bei RAW-Bildern farbgetreu betrachtet werden.
Bemerkenswert ist, daß das Display bei Nichtbenutzung mit der empfindlichen Seite nach innen gedreht werden kann.
So widersteht es auch bei einer Klettertour in den Bergen mal einen Buff gegen eine Felswand ohne Schaden.
Der Verwacklungsschutz bringt auch so Einiges, aber gefühlsmäßig nicht die angekündigten 5 Blendenwerte - ich freue mich aber auch schon, wenn ich damit echte 2 Blenden tiefer noch wirklich scharfe Bilder bekomme..... und das bringt sie auf jeden Fall.
Sehr ärgerlich finde ich, daß man den fummligen Anschluß des Fernauslösers so gelassen hat, wie bei der E-1.
Beide Kameras sind sonst so ausgelegt, daß man selbst im Dunkeln damit zurechtkommen kann, weil z.B. der kleine rote Gnubbel am Objektiv erfühlt werden- und es dadurch problemlos an der Kamera angesetzt werden kann, beim Abnehmen der Sonnenblende reicht eine Drehung des Hangelenks und das Bajonet sitzt umgekehrt auf dem Objektiv usw. - nur Kleinigkeiten, aber die machen den Umgang mit dem "Werkzeug" sehr angenehm.
Warum nun ausgerechnet der Fernauslöser mit einer mikrigen Rändelschraube versehen ist, die man selbst mit feineren Fingern kaum aufs Feingewinde gefummelt bekommt, ist mir ein Rätsel.
Das ganze Geheimnis dieses Auslösers ist, das 2x ein Kontakt kurzgeschlossen wird (1. Scharfstellung, 2. Auslösen).
Bei meinen nächtlichen Touren bei den "Festival of Lights" in Berlin habe ich nun in 2 Jahren schon 3 Fernauslöser verschlissen, da ich die nicht bei jedem Motiv wieder demontieren wollte, weil ich mit meinen kalten Fingern immer eine Ewigkeit für die Montage gebraucht habe, und ich stattdessen wieder mit dem vorstehenden Nippel hängen geblieben bin und der Stecker im Gewinde abgebrochen ist - ein verdammt teurer Spaß

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Ein abgewinkelter Klinkenstecker, eventuell noch mit Bajonetverriegelung, wäre hier ein wahrer Segen, würde sich auch mit dicken, kalten Gnubbelfingern in Sekunden montieren lassen und würde auch nicht mehr abbrechen
Fazit:
Wie schon in den vorangegangenen Jahrzehnten gehabt, ist auch die E-3 keine Kamera, die wirklich ganz perfekt ist (sonst hätten ja die Nachfolgemodelle keine Chance mehr

)
Was Bildqualität, Händling und Autofokus angeht, kann ich sie nur empfehlen und freue mich schon auf das Arbeiten mit meinem neuen Lieblingsspielzeug
Schöne Grüße
Euer Lutz