AW: Color Foto Test Bildstabilisatoren
Hallo,
interessantes Thema hier, aber wieder einmal wird für meinen Geschmack zuviel mit "Entweder oder" argumentiert.
Der IS ist ein schöner Zusatz. Aber man muss wissen, wo seine Grenzen sind (Einfluss auf Blitzaufnahmen, gerade wenn man nicht nur Automatik nutzt, Stativ, sich bewegende Motive etc., bei mFT müssen dann je nach Kamera leider noch andere Sachen beachtet werden.
Jeder sollte für sich abschätzen, was er benötigt. Ich adaptiere viel Objektive, vor allem aber mein gesamtes Makrozubehör (das durch ein neues Makroobjektiv eben leider nicht zu ersetzen wäre). Ich bin daher auf einen IBIS in Kombination mit einem guten Staubschutz und drehbarem Kameradisplay angewiesen, da war meine Entscheidung für Olympus damals schon fast zwangsläufig.
Die Entscheidung der Hersteller ist auch nicht einfach, da sind diese nicht zu beneiden. Die Kombination GF-1 + 1.7/20er (ohne Kamera-, ohne Objektiv-IS) ist wunderschön, dennoch kann man nicht alle Situationen allein mit Lichtstärke und hohen ISO-Einstellungen meistern, da wäre ein IBIS schon nicht schlecht (zumal man auch noch die Hochformatkennung verliert, was für Leute wie mich, die gerne im Hochformat arbeiten, ärgerliche Mehrarbeit in der EBV bedeutet, auch wenn es die Stapelverarbeitung gibt).
Ein Objektiv-IS ist wiederum wunderbar bei sehr langen Brennweiten (vielleicht ab 400 mm KB ?), weil das Sucherbild dadurch stabilisiert wird.
Dass es auch mit (IS) nicht gleich einfacher wird, bezeugen die grundsätzlichen Schwierigkeiten ab 200 mm an einer MFT-Kamera, die von Forenbesuchern öfters berichtet wurden, da kann ein Objektiv noch so gut sein, Brennweiten immer länger und Kameras immer leichter ist gerade für Einsteiger nicht gerade einfach

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Daher würde ich aber auch einen IS nicht generell gegen das Stativ setzen. Für richtige Architektur ist dieses gerade mit Weitwinkelobjektiven in Verbindung mit einem Feintrieb-Neiger wie dem MA-410/405 eigentlich unverzichtbar. Architektur aus der Hand sieht hier in Forumsgröße immer ganz wunderbar aus, schwierig wird es, wenn man es dann auf Papier hochvergrößert (die EBV kann für waagerechte und senkrechte Linien auch keine Wunder vollbringen).
Ich erinnere mich da noch gut an die Sucher/Sensor-Schieflage-Diskussion bei der E-3. Einige der Probleme waren wahrscheinlich definitiv selber erzeugt, da zumindest anfangs Freihandaufnahmen und andere handwerkliche Fehler herhalten mussten - ich habe das mal selber ausgetestet: Von Freihand bis Stativ mit Optimierungen incl. Gittermattscheibe geht die Bandbreite der Ergebnisse bei einer Kamera, die nicht defekt war (!) von 1.2 Grad (in der Projektion deutlich sichtbar) bis 0.05 Grad (völlig unsichtbar, das aber eben nur mit Stativ). Ich glaube, viele überschätzen da auch ihre eigenen Fähigkeiten (ruhige Hand, Augenfehler ...) - da hilft ein IS nur bedingt weiter.
Eigentlich ist es wie mit allem bei diesem Hobby: Ob ich ein Stativ oder eine Kamera kaufe - ich sollte mir für grundlegende Entscheidungen (z.B. System ...) eben genügend Zeit nehmen.
Ob der IS nun 2 oder 3 oder 4 Blenden schafft, ist dabei zweitrangig (außer man ist Berufsfotograf, es muss schnell gehen, die Motive sind danach - und es gibt trotzdem Profis, die schalten den IS mit Absicht ab). Testergebnisse sind ein guter Anhaltspunkt beim Kauf, man sollte aber auch nicht böse sein, wenn man die Daten dann in der Praxis oft nicht erreicht (denn da sind die Rahmenbedingungen eben meist suboptimal).
Der IS ist nur ein Teil am Gesamtpaket Kamera: Früher haben viele nur mit zwei Kameras bestückt mit 100er und 400er Film Bilder gemacht, die wir hier nie werden erreichen können

. - Herr Pölking hat in der Naturfotografie sogar oft bewußt den 50er Film verwendet ohne IS und AF und diese ganzen Hilfen.
Leider wird die Bedeutung des IS aber wohl immer mehr zunehmen.
Zum Beispiel, wenn die Kameras weiter immer höhere Auflösungen bekommen (Tester haben das Problem vor kurzem bei 24 MP definitiv definitiv nachgemessen, der Aufwand für scharfe Bilder wird immer höher, abdrücken allein reicht gerade bei diesen Kameras nicht mehr und erzeugt schlechtere Bilder als bei älteren Modellen).
Dann werden Bilder immer mehr am Monitor bei 100% und höher verglichen, ohne auch an den Adressaten der Bilder zu denken. Der Betrachter kann diese Veredeleungen in den meisten Fällen gar nicht würdigen, weil er sie nicht sieht (schon gar nicht bei der gegenwärtigen bezahlbaren Beamertechnik, wo das kleine Sensorbild von einigen Millimetern ja schon extrem aufgeblasen wird).
Oder Bilder werden schon am Kameradisplay kritisch beäugt in bis zu 14-facher Vergrößerung. Aber schon mit der 5-fachen Bildschirmlupe wird das "Sensorbild" um den Faktor 14,45 aufgeblasen, die Lupe wandert auf einem virtuellen Bild von 250 mm x 188 mm (25 x 20 cm, fast A4) herum und macht gnadenlos jede "Unreinheit" sichtbar (dann wird das Bild natürlich aus einem Abstand von wenigen Zentimertern "analysiert"). Am PC ist es dann auch nicht besser.
Meine Meinung dazu: Wie bei jedem Testaufbau in der Technik muss man sich heute mehr denn je fragen, ob das, was ich als Unterschied bei den Vergrößerungen sehe (z.B. Unschärfen mit/ohne IS) überhaupt noch praxisrelevant, also im richtigen Bild sichtbar ist. Zum Teil sind manche meßbaren Unterschiede einem "Normalsichtigen" Mitbürger gar nicht mehr vermittelbar - ähnlich wie beim Hörtest so mancher HIFI-Anlage.
Ich finde, wir sollten uns nicht unnötig die Freude an unserem Hobby selber kaputtmachen (die Berufsfotografen hier werden jetzt mal gnadenlos ausgegrenzt, ich entschuldige mich saofort dafür).
viele Grüße
Michael Lindner