Hätte ich zu den Bildern der Möven in #83 ein Urteil abgeben sollen, so hätte ich wohl das obere Bild der SX10 höher eingeschätzt als das untere.
Da muss ich dir Recht geben, ich sehe es auch so. Ist aber immer noch kein Beleg dafür, hier allgemeine Schlüsse zu ziehen. Ein Systemvergleich ist mehr als ein Bildervergleich. Sicherlich hat die Bridge, durch den kleineren Sensor, im Bereich Schärfentiefe ein anderes Verhalten. Es wird halt auf einem Foto mehr scharf abgebildet.
Für viele Normalbetrachter wird dieser Tatbestand als angenehm empfunden, auch die Tatsache, dass z. B. die Canonmodelle gerne die Farben recht kräftig im Grundsetup herausarbeiten. Viele sehen das gerne so. Möchte ich jedoch eine möglichst farbgetreue Darstellung vermitteln, kann ich mit dieser Einstellung nichts anfangen.
Der Betrachter wird also in seinem Sinne manipuliert. Das ist aber nicht unbedingt eine schlechte Sache, denn solange die Ergebnisse gefallen ist das ja auch ok.
Sobald ich aber bewußt ein bestimmtes Ergebnis erzielen möchte, sieht die Sache schon anders aus.
Möchte ich aus fotogestalterischen Gründen weniger Schärfentiefe, um bestimmte Bildinhalte zu betonen, dann kann das ein Bridgesystem nicht ausreichend gewährleisten. Ich muss zu einer DSLR greifen oder aber eine aufwendigere Bildmanipulation vornehmen.
Wenn ich jedoch mit einer DSLR eine Freistellung sofort erreiche, kann ich mir das Basteln sparen und damit auch Zeit gewinnen.
Den flexibelen Einsatz diverser Objektive habe ich ja schon an anderer Stelle erwähnt. Hier muß die Bridge einfach die Segel streichen.
Natürlich kann mir mit einer Bridge auch ein schönes Vogelflugbild gelingen und viele meiner, mit Bridgemodellen fotografierten Tierfotos, liegen bei beiden Systemen nah beieinander. Trotzdem erkenne ich aber die wesentlichen Unterschiede in der Praxis sehr deutlich.
Ich kam von der 10D über die 20D usw. irgendwann zu einer 5D. Die ersten Fotos hatten mich dabei glatt vom Hocker gehauen. Niemals zuvor hatte ich so eine Schärfe und Detailbrillanz in meinen Bildern reihenweise feststellen können. Ein Grund warum ich auf meinen Touren durch die Tierparks häufiger zur 5D greife und das trotz weniger Brennweite. Alleine der geringe Ausschuss in den Bildergebnissen hatte mich sehr beeindruckt.
Abschließend noch ein paar Worte zu den Fotogewohnheiten und dem Anspruch den jeder an seine Ergebnisse stellt. Wer mit den Ergebnissen seines Systems voll zufrieden ist, andere damit zufrieden stellen kann, der hat ein wunderbares Instrument. Ich habe jedoch einen hohen Anspruch an meine Ergebnisse, der vielleicht etwas höher über dem Durchschnitt liegen mag.
Ich benötige dazu ein Handwerkszeug, das mir diese Erwartungen erfüllen kann. Dazu muss ich natürlich tiefer in die Tasche greifen. Das hat aber nix mit Arroganz oder Überheblichkeit zu tun, eher mit dem Ehrgeiz es besonders gut zu machen. Diesen Ehrgeiz kann ich natürlich nicht von jedem einfordern, denn jeder kann selbst bestimmen was er zu leisten bereit ist.
Würden wir nun alle Fakten gleichreden, gäbe es keinen Fortschritt, keine Leistungsteigerung und keine Topergebnisse. Wir würden im Mittelmaß verweilen.
Ich zähle mich aber mit meinen Möglichkeiten noch weit im Bereich der Eisbergspitze, was die Möglichkeiten der Fotografie angeht. Da gibt es ein Heer an Fotografen, die wesentlich Besseres, Kreativeres und Spektakuläreres in ihren Bildern zum Ausdruck bringen. Ich würde mich hüten, mich auf die gleiche Ebene begeben zu wollen oder den Satz in den Mund zu nehmen, dass ich das mit meiner Ausrüstung und meinen Fähigkeiten auch leisten kann. Träumen darf jedoch jeder davon.
Viele die von ihren Leistungen voll überzeugt sind, werden z. B. in vielen Castings schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Einige werden dabei unbelehrbar bleiben, anderen tut es aber gut auch mal andere Meinungen und Einschätzungen zu erfahren, denn nur das relativiert die eigene Leistung.
Gruss
Goddy