So, jetzt ist ein Jahr her, dass meine 1DMkIIN hier bei mir Einzug gehalten hat und deshalb ist es natürlich an der Zeit, sich die ein paar Fragen zu stellen. Die wichtigsten sind natürlich:
- Hat das alles so gestimmt, was ich mir damals überlegt habe?
- Sind meine Bilder besser geworden?
Und die Antwort ist – wie so oft im Leben – ein ganz klares Jein…
Fange wir mal damit an, dass das Bedienkonzept immer noch der letzte Schei** ist. Trotz all der aufmunternden Worte hier im Forum habe ich mich immer noch nicht an diesen kognitiven Blödsinn gewöhnen können, den Canon mir versucht als benutzbar unterzuschieben. Kurzum ich habe so viele so schöne Bilder nicht machen können, weil ich, zum Beispiel nach einer halben Drehung um die eigene Achse, von der Sonne im Rücken zur Sonne im Gesicht, bestimmt 20 Sekunden damit beschäftigt war, mir in Erinnerung zu rufen, welche zwei Knöpfe man zusammen mit welchem Drehrad verwenden muss, damit die ISO-Einstellung passt. Hier hätte ich mich wirklich für den Nachfolger entscheiden sollten, der einen deidizierten ISO-Knopf hat. Aber auch andere Details der Benutzbarkeit sind und bleiben schlichtweg eine Frechheit mit der ich mich NIEMALS abfinden werde.
Was mich auch stört ist der fehlende Aufklappblitz. Einfach mal wieder halb gedreht und dann muss schnell eine Motiv im Gegenlicht aufgeblitzt werden. Keine gute Sache bei spontanen Fotos, wenn man erst zur Fototasche gehen muss, den Blitz auspacken und aufsetzen muss und dann zurück zum Motiv geht, um die ganze Sache einzuregeln – das bezaubernde Lächeln der zu fotografierenden Person hat sich bis dahin längst zu einer wutverzerrten Fratze gewandelt…
Jetzt kann ich natürlich andersherum argumentieren und sagen: ‚Mensch Junge, wenn Du Deine 1DMkIIN benutzen willst, wie zuvor Deine 1000D, dann kann dabei ja auch nichts Gescheites rauskommen!‘
Und das ist ja nicht falsch, denn ich habe mir die 1DMkIIN angeschafft, weil ich
- eine bessere Gewichtsverteilung mit dem 24-70 2,8
- einen besseren AF
- mehr Serienbilder in höherer Geschwindigkeit und
- weniger Pixel haben wollte.
Und ich bin nicht enttäuscht worden !
Aber der Reihe nach :
Was soll ich sagen ?! Auch wenn die 1DMkIIN schei** zu bedienen ist (und bleibt), so ist es doch eine wunderbare Erfahrung sie in der Hand zu halten, jedes Mal wieder, auch nach einem Jahr noch ! Mit dem 24-70 2,8 passt einfach alles. Keine weiteren Worte nötig.
Mehr muss ich aber zum AF (Autofokus) sagen, denn das Ding ist gut, fast schon zu gut und somit ein etwas zweischneidiges Schwert. Inzwischen fotografiere ich vorrangig Sportfechten und mir ist es so oft vorgekommen, dass der AF lieber auf den graumelierten Teppich an der Hallenwand fokusiert, weil er dessen Musterung für so viel aussagekräftiger hält, als zum Beispiel den Kontrast zwischen der silbrigen Glocke (halbkreisförmiger Handschutz am hinteren Ende der Waffe) und dem weißen Fechtanzug. Sowas ist mir bei meiner 1000D nie untergekommen, weil deren AF immer auf dem Teppich hin- und hergepumt hat, bevor er sich dann zwar meist spät aber immer zielsicher für den Fechter im Vordergrund entschieden hat.
Also hier war einiges Umlernen von Nöten, aber inzwischen sind er AF und ich beste Freunde !
Die mehr Serienilder in höherer Geschwindigkeit sind ein Feature, mit dem ich zu Anfang wohl etwas übertrieben habe – so dass ich sinnlos eine SD-Karte nach der anderen vollgeballert habe. Inzwischen bin ich wieder im Einzelfeuermodus unterwegs und zwar aus zwei Gründen: zum einen war ich es schneller als gedacht leid, nach jedem Turnier auch noch die Nacht mit dem Aussortieren der doppelten und n-fachen Fotos zu verbringen und zum anderen, weil ich mich inzwischen an die absolut geniale (weil kurze) Auslöseverzögerung gewöhnt habe, und so, wenn ich denn eine potentiell photogene Situation kommen sehe, mit einem oder zwei gezielten Abdrückern genau dasselbe Ergebnis erzielen kann, wie mit zwanzig Serienbildern im Abstand von ein paar hundertstel Sekunden – will heißen: entweder ist der ‚eine‘, alles entscheidende Augenblick im Kasten oder eben nicht. Nur zu Anfang war das Ergebnis negativ, weil dieser Augenblick zwischen zwei Serienbildern lag und jetzt kann es negativ sein, weil ich, die sich entwickelnde Situation falsch einschätzend, zu früh oder zu spät abdrücke.
Hin wie her, mit dem Üben des bewussten Abdrückens scheint mir immer noch mehr Entwicklungspotential vorhanden zu sein, als mit dem Hoffen darauf, dass die Serienbilder so fallen, wie ich sie gerne hätte.
Schlussendlich: weniger Pixel sind toll ! Ich habe noch nie unbeschwert Fotos gemacht ohne mir ständig zu überlegen ‚Wie und wo willst Du dass bloß alles speichern‘. Und, positiver Nebeneffekt: inzwischen traue ich mich auch, meine Bilder auf A2 auszudrucken und auszustellen – und es hat sich noch nie jemand in die Austellung gestellt und ist angefangen die Pixel zu zählen… *BÄÄÄÄHHHH*
Der neue Fotorucksack für das ganze Geraffle um diesen elende schweren Magnesium-Klotz herum (ein Military Ops Alpha L) hat sich auch bewährt.
Soweit das technische. Jetzt noch die alles entscheidende Frage: sind meine Bilder besser geworden ?!
Auch das ist zweischneidig und gar nicht so einfach zu beantworten.
Ich würde es folgendermaßen versuchen: Da ich jetzt nicht mehr beim Fotografieren von einer besseren Gewichtsverteilung, einem besseren AF, einer geringeren Pixelzahl usw. usf. träumen kann, sind diese – inzwischen in Erfüllung – gegangenen Träume keine Ausrede mehr für schlechte Bilder. Das heißt, ich muss mich nochmal bewusster mit deren Komposition und Inhalt beschäftigen (wenn ich nicht gerade am Bedien-verhinderungs-konzept scheitere oder panisch Versuche an den ISOs zu drehen *ha ha*).
Aber auf der anderen Seite gibt es da jetzt die kleine Ecke in meinem Kopf, die behauptet: ‚Du hast ja jetzt eine Profi-Cam, also müssen Deine Bilder ja gut sein‘.
Zusammen führten diese beiden Effekte – der bewussteren Beschäftigung und des unbewussten Verlassens auf die Technik – wohl in der ersten Zeit zu einer Art Gleichgewicht, während dessen ich wohl etwas enttäuscht war, dass meine Bilder nicht so spürbar besser geworden sind.
Inzwischen habe ich mich aber auch diesen Themas angenommen und habe mich dazu durchgerungen, die durch die neue Kamera in meinen grauen Zellen freigewordenen Kapazität nicht einfach nur dazu zu nutzen, meine Bilder zu kritisieren (dafür, der Seitenhieb sei mir gestattet, bräuchte ich Sie ja auch einfach nur hier einstellen ;-) ), sondern sie auch bewusst zu verbessern.
In der Zusammenfassung bleibt also zu sagen: es bleibt noch eine weite Reise, aber diesen einen Schritt habe ich schon mal in die richtige Richtung getan.
Und noch eine kleine Nachbemerkung: ich habe letzte Woche mal wieder mit einer 1000D mit Kit fotografieren können und ich konnte sie danach ohne Wehmut aus der Hand legen !
Und nochmal vielen Dank an all euch Foristen ! Ihr habt mir vor über einem Jahr schon mal viel weitergeholfen und dann hat mich auch eure Reaktion auf meinen ersten Text sehr dazu motiviert, euch auf dem Laufenden zu halten, und zu berichten, was denn nun aus der ganzen Geschichte geworden ist. Mein Anliegen ist und bleibt, euch davon etwas zurückzugeben und ich hoffe, dass ihr damit was anfangen könnt
