Das Problem aus meiner Sicht: Auch wenn die Phasendetektion über den Hauptsensor ein Killerfeature für Video ist (es ermöglicht auch Laien die Nutzung), es wird zuviel Erwartung damit verknüpft, darunter dann halt auch die Erwartung, dass alle Objektive davon profitieren. Dass dem nicht so ist, erschliesst sich bei nähergehendem Studium der Dokumentationen von Canon wie dem "Interview/Vorstellung" der Entwickler und insbesondere der Patentschriften. Trotzdem bleibt ein Hauptvorteil gegenüber reiner Kontrasterkennung für alle Objektive erhalten, nämlich die grundsätzliche Erkennung in welche Richtung der Fokus einzustellen ist.
Allerdings gibt es auch einen grundlegenden Nachteil der Hauptsensortechnik, da ja keine optische räumliche Trennung von Bildelementen erfolgt wird das Signal des Motivs schnell durch Hintergrundelemente kaschiert - was bei dem traditionellen AF nur passiert, wenn das Motiv regelmässige Muster aufweist die sich im Bereich des Fokussensors wiederholen. Dann heisst es für die Kamera komplett auf Kontrasterkennung zurückzugreifen.
Das im Canon-Dokument gezeigte Beispiel ist in gleichem Masse ideal (Kopf vor blauem Himmelshintergrund, ideale Situation für die zunächst grobe Phasendifferenzbestimmung, weil der unscharfe Motivbereich "Kopf" ist leicht vor dem uniformen Hintergrund identifizierbar und daraus dann eine Phasendifferenz ermittelbar) und worst case (eigentlich müsste auf das Auge scharf gestellt werden). Hier gibt es zuviele Störeinflüsse als dass es algorithmisch mit vertretbarem Aufwand möglich wäre, das unscharfe Signal von der Umgebung aus Haaren, Augenwimpern, Nase, (schlimmtenfalls auch noch Nasenfahrrad, sprich Brille) zu trennen.
Hier tut sich der klassische Autofokus leichter, da er eine räumliche Separation über die Strahlenteilerlinsen beinhaltet, die selbst stark abblenden und daher die Kontrastkanten der getrennten Strahlengänge verdichten, jedes der Halbbilder ist an sich also moderat scharf, es kommt nicht zu den das "Motivsignal" verschleiernden überlagerungen, das vom Auge stammende Licht geht also nicht in der Umgebung unter.
Es sind also zwei verschiedene Techniken mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, die können sich ergänzen aber niemals ersetzen, es ist eine Frage der individuellen Erfordernisse welche der beiden man benötigt. Ich beispielsweise benötige den LiveView-AF gar nicht, ich sehe keinen Grund diesen jemals einsetzen zu müssen, selbst bei Makro nicht, denn hier ist mir die Autofokuspräzision aktueller AF-Objektive zu ungenau...
Und dass der LiveView-AF mit Fremdobjektiven mangels Kenntnis um die relevanten optischen Eigenheiten des Objektivs nicht funktionieren können - das ist halt Fakt, dafür rate ich mal in die Patente von sowohl Canon als auch Sony (die in der A99 ein auf ähnlicher Technik fussenden Unterstützungs-AF realisiert haben) hineinzusehen. Wenn es ohne die Kenntnis ginge, dann hätten beide Hersteller dieses in ihren Patenten so schnell drin stehen gehabt wie Du oder ich Papp sagen können, denn je weiter ein Patent greift, desto mehr lässt sich damit Reibach machen.