Nochmals der To...
Vermutlich ist alles Kundenbindung. Zumindest Sigma und Nikon scheinen das zu beherrschen. Da mein Sigma-Telezoom andere (realistischere, aber später am PC oder Print weniger überzeugende) Grüntöne liefert als die Nikkore und mir nach oben auf Dauer 200mm eh nicht reichen, habe ich es gegen ein AF-S 55-300 VR getauscht...so also funktioniert das mit der Kundenbindung...
Ich glaube, es ist hier bei manchen immer noch nicht angekommen, dass das mit "Kundenbindung" weniger zu tun hat als mit mangeldem Verständnis der Farbwahrnehmung und Farbdarstellung.
(i) Farbwahrnehmung ist subjektiv: das Gehirn korrigiert die von Auge detektierten Farbe je nach Inhalt - wir wollen das Erdbeeren unter jeder Beleuchung rot erscheinen.
(ii) Der Weisabgleich versucht diese subjektiven Farbeindruck simmulieren, da jeden Kamera/Film immer nur objektive Spektralfarben aufnemmt kann.
(iii) Bei Digitalbildern hängt der Farbeindruck vom Farbraum des Monitor und dessen Kalibirierung ab. Das selbe Bild wirk auf unterschiedlichen Monitoren ganz unterschiedlich.
Ob daher eine Aufnahme "realistischer" ist als eine andere, läßt sich an nicht kalibrierten Monitoren nicht entscheiden.
(iv) Der Farbeindruck von Ausdrucken hängt von dem Paper und der Chemie ab. Guto Fotolabore bieten daher ICC Profile an, mit denen die jpgs bei der Entwicklung der RAW Files versehen werden, damit der selbe Farbeindruck wie an kalibrierten Monitoren entstehen. Bei Verwendung von unkalibrierten Monitoren gibt es deutliche Abweichungen.
(v) Jedes Glas hat ein unterschiedliche Wellenlängecharakteristik. Dieses ist ein signifikanter Effekt und äußert sich unter anderem im CA! Sowohl longitudinales als auch transversales CA resultiert von der Lichdispersion in Glas. Damit beeinflußt das Glas auch die Transmissionseigenschaften.
(vi) auch die Glassbeschichtung beinflusst die Transmission. Das macht auch den Unterschied zweier scheinbar "gleicher" Objektive aus. Daher gibt es auch herstellerabhängige Farbcharakteristiken, die sich im Laufe der Zeit auch verändern.
Daher hat der OP schin recht, wenn ihm der Unterschied zwischen verschiedenen Objektiven auffällt. Ein Urteil über "realistischer" oder "unrealistischer" erlaubt das nicht. Dazu muss die Abweichung vom wahren Spektrum vom transmittierten gemessen werden und der Fehler bestimmt. Alles andere ist ein rein subjektiver Eindruck. Er hat seine Berechtigung, aber nicht als Werturteil des Objektivs sondern eher Ausdruck der eigenen Präferenzen.
(vii) Unser Auge ist evolutionsbedingt sehr, sehr empfindlich auf Grünabstufungen, sehr viel mehr als auf Rot oder Blau. Das ist bekanntlich der Grund, warum der Bayer-Sensor mit 50% Grün-Pixel aber nur 25% Rot/Blau Pixel arbeitet. Daher fallen uns Unterschiede in Grün stärker auf, als in Blau oder Rot, obwohl objektiv die Unterschiede vielleicht gleichgroß oder kleiner sind als bei Rot oder Blau.
(viii) Farbwahrnehmung hängt auch vom Kulturkreis ab. Unterschiedliche Kulturen empfinden die selben Farbkontraste unterschiedlich. Das ist Problem für die Hersteller.
Ich würde jedem empfehlen, der sich über "Farbstiche" Gedanken macht, sich erst einmal Gedanken über unsere Farbwahrnehmung zu machen und den Unterschied zwischen objektive Farbmessung über eine Spektralanalyse und dem wie unsere Gehirn funktioniert. Gerade die Op-Art aus dem 1960er spielt geradezu mit der subjektiven Farbwahrnehmung des menschlichen Gehirns.
just my 2ct.
F.