AW: Die A9 in Händen eines Canon Users und seiner Canon Linsen - ein (erster) Erfahrungsbericht
Zunächst einmal vielen Dank für Deinen wahnsinnig guten und sachlichen Bericht. Derart objektive Erfahrungsberichte vermisse ich. Leider artet das Thema hier wieder dahingehend aus, welcher Hersteller nun die "Professionellere" bauen würde. Lasst es doch einfach. Was ist der Sinn dieser Diskussion?
Die Alteingesessenen hier wissen vermutlich, dass ich ursprünglich eine Zeit lang neben einer Kleinbildkamera von Canon parallel eine kleine mft-Kamera von Olympus nutzte und letztendlich Beide - mehr oder weniger - abgestoßen habe und nunmehr seit einem Jahr eine Sony a7R nutze. Da sich im Laufe der Zeit auch bei mir das ein oder Andere schöne EF-Glas verirrt hat, adaptiere ich seitdem die vorhandenen EF-Objektive mittels eines Sigma MC-11 Adapters.
Wie die grottenschlechte AF-Leistung der Sony a7R bereits vermuten lässt, lege ich beileibe keinen Wert auf die AF-Leistung. Bei meinen Aufnahmebereichen habe ich nahezu immer die Zeit, manuell zu fokussieren - und das funktioniert bei den a7 / a9-Kameras hervorragend. Im Endeffekt stelle ich - im Gegensatz zu Thorsten - keinen oder nur einen sehr geringen Anspruch an die Leistung des Autofokusmoduls.
Grundsätzlich gefällt mir ein Sonygehäuse sehr viel besser, als mir je ein Canongehäuse gefallen hat - mit den Spiegelreflexkameras von Canon konnte ich mich nie richtig anfreunden. Gänzlich anders ist das nun bei den Sonygehäusen: bereits durch die Nutzung der spiegellosen Olympus OMD-D Kamera, habe ich den elektronischen Sucher und banale Dinge, wie etwa ein Klappdisplay, schätzen gelernt. Die Sony a7R war die erste Kamera mit Kleinbildsensor, mit der ich mich richtig wohl fühlte.
Nun ist es aber so, dass auch ich gerne Neues ausprobiere. Natürlich gibt es da ein paar Kritikpunkte, die ich der Sony a7R anlaste. Zum einen ist das die geringe Auflösung des Suchers. Da ich manuell fokussiere, bin ich auf einen möglichst guten elektronischen Sucher angewiesen. Es funktioniert auch mit dem Sucher der a7R sehr gut; teilweise kann das Ganze aber - gerade bei f/1.4 etwas frickelig sein - hier würde etwas mehr Auflösung nicht schaden. Da ich zudem sehr gerne auf der Straße fotografiere, würde ich mir die Möglichkeit wünschen, geräuschlos aufnehmen zu können. Ein weiterer, vielfach kritisierter, Punkt ist natürlich die Akkuleistung. Da ich zwar nicht Derjenige bin, der Hunderte von Fotos an einem Tag macht, würde etwas Akkureserve hier dennoch gut tun. Und der gewichtigste Punkt, der mir an der a7R fehlt, ist der fehlende Sensorstabilisator.
Vor diesem Hintergrund hatte ich mich eigentlich entschlossen, die Sony a7R II anzuschaffen, da diese nahezu alle der oben aufgeführten Nachteile ausmerzt. Da der Autofokus der a7R II erheblich verbessert worden sein sollte, habe ich natürlich aus reinem Interesse das Autofokusverhalten meiner EF-Objektive durchgeprüft. Dabei konnte ich ebenfalls feststellen, dass kürzere Brennweiten - bereits mit der a7R II - wahnsinnig gut funktionieren. Das Sigma 24 MM F/1.4 und das Sigma 35 MM F/1.4 funktionieren hier - inkl. Eye-AF - tadellos. Selbst bei wenig Licht (F/1.4, 1/60, ISO 3.200) trifft der Autofokus immer und immer wieder problemlos. Bei derart hohen Lichtstärken kommt natürlich besonders der Vorteil der fehlenden Front- / Backfocus-Problematik sehr zum Tragen. Da ich ein besonders kompaktes Objektiv haben wollte, habe ich mit dem FE 28 MM F/2.0 ein einziges natives Objektiv für die Sony angeschafft. Gefühlt ist dieses native Objektiv nicht schneller, als die beiden Sigma Art Objektive. Überrascht hat mich auch das 24-105 MM L F/4.0 I - dieses arbeite ebenfalls sehr gut und schnell. Die Erfahrungen mit dem 100 MM F/2.8 IS decken sich mit der meinen - irgendwie klappt hier das Zusammenspiel überhaupt nicht und der Autofokusmotor rasselt unaufhörlich. Das 70-200 MM F/2.8 IS II L hingegen funktionierte inklusive Eye-AF bis etwa 150 MM wunderbar. Ab dann bricht die Leistung aber erheblich ein und der AF-Motor rast hin- und her. Bezüglich der Thematik "Autofokus" muss ich hierzu allerdings erwähnen, dass das Ganze ausschließlich ohne größere Bewegung versucht wurde. Festzustellen war jedenfalls, dass für meine Art der Fotografie bereits die Autofokusleistung der a7R II absolut zufriedenstellend ist. Dieser Umstand ist für mich von Vorteil, da ich nahezu ausschließlich mit weitwinkligem Glas unterwegs bin (vermutlich in über 90 Prozent der Fälle).
Aufgrund der Tatsache, dass der Aufpreis zur a7R III relativ moderat ist, habe ich mich letzendlich dazu entschieden, dass meine a7R durch das neueste Modell, der a7R III, ergänzt wird. Die Verbesserungen erstrecken sich auf ein großes Leistungsspektrum (
Auflistung siehe hier).
Ich denke, dass man anhand meines Beispieles sehr gut erkennen kann, dass es - in Abhängigkeit er Aufnahmebereiche - durchaus Sinn machen kann, EF-Objektive an einer Sonykamera zu adaptieren. Die pauschale Aussage "mit adaptiertem Glas wird man an einer Sony aX nicht glücklich" kann ich daher nicht unterschreiben. Sofern die Autofokusleistung jedoch eine maßgebliche Rolle spielt, mag die Aussage eventuell zutreffen - das kann ich aber nicht beurteilen, da ich in diesem Bereich keinerlei Erfahrung habe.
Jedenfalls würde ich die Objektive nochmals mit dem MC-11 durchtesten. Das Problem mit den langen Brennweiten (über 150 MM) wird dieser aber vermutlich auch nicht in den Griff bekommen. Solltest Du grundsätzlich von der a9 in größerem Maße als von der 5DM4 angetan sein, würde ich ihr dennoch eine Chance geben.
gruß,
flo