Moin,
Lass mal bitte ein bisschen was hören
Jetzt hab ich kurz Zeit.
Das sind eher meine »Praxiserfahrungen« als eine reine Feature-Liste. Ich denke, die eine oder andere Funktion wird dann hier im Thread zu Diskussionen führen, dort kann man ja ausweiten.
Katalog / Session.
Korrektur: die Media-Pro-Verzahnung ist mit der Releaseversion wieder drin. Habe den Punkt entsprechend entfernt.
- Für Session-Nutzer ändert sich praktisch nichts, funktioniert immer noch mit demselben Ordnersystem incl. Selects / Output usw.
- Dafür kann man sowohl in Sitzungen wie auch Katalogen Bildersammlungen auswählen und als neuen Katalog speichern bzw. im Anschluss einem bestehenden hinzufügen. Ein CO-Katalog könnte also je nach Anforderungen Media Pro ersetzen. Seit der 5. Beta oder so bin ich auch umgestiegen, bisher habe ich bis auf den People-Browser und die einfachere Stichwortvergabe nichts vermisst.
- Aber klar, CO-8 ist immer noch kein vollwertiges DAM, nur schon von den unterstützten / angezeigten Dateiformaten her nicht. Wer mehr braucht als ein »DAM für Fotografen« oder den CO-Katalog einfach nicht ausstehen kann, nun ja – Sessions nehmen und wie gewohnt die Bilder verwalten. Beim Herumschieben innerhalb der Datenbank einfach an die Capture-One-Einstellungsdateien denken oder EIP nehmen.
- Der Katalogmodus ist schneller und stabiler als in Version 7, auch 10.000 Bilder gehen fix. (Import dauert dafür eeewig.)
- Dasselbe gilt für den Import bestehender Lightroom- oder Media-Pro-Kataloge.
- Neu hinzugekommen: Der Import von Aperture-Katalogen. Den konnte ich selbst nicht testen, falls er so gut läuft wie der Lightroom-Import werden neben Schlüsselwörtern und Metadaten auch grundlegende Entwicklungseinstellungen (Belichtungskorrektur, Weißpunkt etc.) übernommen.
- Wichtig für diejenigen, die die Demo laden: Neue Formate für Katalog- und Session-DB. CO 8 kann mit Katalogen aus Version 7 sowie allen Sessions von 5-7 umgehen, aber ein Mal »aktualisiert« lassen sich die Entwicklungseinstellungen / Kataloge / Session-DB nicht mehr in alten Versionen öffnen bzw. verwenden. Also obacht bei der parallelen Verwendung zu Testzwecken!
Renderengine.
- Neue Engine / neuer »Prozess«. Aber immer noch dasselbe Grundsystem über ICC/ICM-Profile für Kameras sowie Ausgaberäume.
- Das heißt auch, dass es zur Zeit noch keine so einfache Profilierungsmöglichkeit gibt wie in Lightroom mit dem Colorchecker Passport.
- Ebenfalls kommt Capture One 8 immer noch nicht gut mit nach DNG konvertierten Bildern zurecht, z.B. aus Lightroom. Es wird immer das »DNG Neutral«-Profil genommen, die richtigen Kameraprofile passen nicht.
- Bei mir waren selbst die Betaversionen deutlich schneller als Capture One 7, besonders bei der Ausgabe. Im Viewport / in der Nutzeroberfläche hatte es lange rumgezickt, ich denke, dort wird auch nach dem Release noch nachgebessert werden.
- Qualität und Bildeindruck »wie gewohnt«, also hervorragend (sofern man den »Look« von Capture One mag, mit Clarity, Farbprofilen etc.).
- Deutlich bessere Ergebnisse im HDR-Tool (Lichter / Schatten); wirkt natürlicher aber auf Wunsch auch »heftiger« als in Version 7.
- Bessere Entrauschungsergebnisse (Luminanzrauschen)
- Viel bessere Schwarzweißergebnisse.
- Moiré-Reduktion ist ebenfalls verbessert worden, allerings empfand ich da den Unterschied als minimal.
Funktionen.
- Detailverbesserung bei bestehenden Funktionen, z.B. neue Optionen bei Klarheit (»Natürlich«) und stark ausgebaute Live-View-Optionen fürs Tethered Shooting.
- Aus der »Feinkorn«-Funktion wurde ein kompletter »Korn-Simulator«, könnte man sagen. So ein bisserl wie aus SilverEfex und ColorEfex bekannt. Das lässt sich sowohl ästhetisch wie auch funktional einsetzen. (Ich nehme das z.B. ironischerweise bei High-ISO-Bildern nach dem Entrauschen, um auch nach dem Hochziehen von Lokalkontrasten den »Plastiklook« zu vermeiden.)
- Klon- und Heilpinsel – dürfte wohl eine der am meisten verlangten Neuerungen sein. Phase One hat die beiden Funktionen meiner Meinung nach sehr gut gelöst, sie funktionieren voraussehbarer als das alte Spot-Tool, so zu sagen. Diese Funktionen stehen im Ebenen-Tool zur Verfügung.
- … und lassen sich auch wie gewohnt kopieren. Nützlich z.B. bei Studioarbeiten mit der Kamera fix auf dem Stativ, wenn man erst im Nachhinein merkt, dass da ein Fleck an der Wand war – ein mal korrigieren, kopieren, einfügen, ganze Reihe passt.
- Diese Funktionen sind »kontextabhängig«. Korrigiert man damit z.B. Sensorflecken wird beim Einfügen nicht der Blauton des kopierten Himmels genommen sondern passend errechnet.
- Weißpunkt, Lichter/Schatten, Rauschreduktion und Purple-Fringing-Korrektur funktionieren jetzt auch lokal bzw. auf eigenen Ebenen.
- Ausgebaute AppleScript-Unterstützung incl. Katalogfunktionen (z.B. sortieren auf verschiedene Sammlungen)
- Als letzten Punkt: Benutzeroberfläche im Flat-Design. Zuerst dachte ich iiiih, aber nach ein paar Tagen zurück auf die 7 gewechselt und ich muss zugeben, die neue Oberfläche ist nicht nur »flat« weil das gerade in ist, sondern wirklich einfacher und übersichtlicher. Aufgeräumter, und das, obwohl dieselben Icons an derselben Stelle wie immer sitzen. Mir gefällt’s.
Wie weiter vorne angedeutet scheint sich hier ein Wandel in der Ausrichtung von Capture One zu zeigen. Man kann nicht nur viel mehr im RAW-Entwickler erledigen als zuvor (Stichwort Stromleitungen rausstempeln oder Schwarzweißfilm-Simulationen), sondern der Katalogmodus ist stark erweitert und einfach nur »besser« geworden. Capture One Pro 8 soll wohl so etwas wie das »Photoshop für Fotografen« werden: Kein Lightroom mit Fotobuchbestellung und Einbindung in die sozialen Netze etc., sondern eher »wozu brauch ich jetzt noch Bridge und Photoshop?«
Bei mir war’s so, dass ich in der ganzen Zeit weder Photoline noch SilverEfex benötigt habe – ging alles in Capture One, und zwar
wirklich alles, incl. CMYK-Konvertierung und -Proof für den Offset-Druck und Retuschearbeiten. Das kann sich je nach Arbeitsgebiet der Fotografinnen und Fotografen natürlich unterscheiden – Panorama-Stitching geht z.B. nicht. Noch nicht? Wird sich zeigen müssen.
Dazu die Wahl zwischen Vollversion und Abomodell – zielt mMn auf potentielle Adobe-Kunden ab, die sich davor fürchten, dass auch Lightroom
nur noch im Abo-Modell vertrieben werden könnte und/oder sich ärgern, dass es bei Photoshop CC bereits so ist. Also wird Standalone beibehalten.
Und nun ja: Aperture-Import und Zeitpunkt der Vorstellung. Klar, »Photokina-Woche!«, aber bisher hat sich Phase One nicht sonderlich von solchen Daten beeindrucken lassen. Wenn’s aber die Ex-Apple-Kunden abgreifen wollen mussten’s flott reagieren – da passt der jetzige Releasezeitpunkt.
… deshalb ist wohl auch in Sachen Objektivprofile noch nicht viel im Vergleich zur 7 gelaufen und die reine Feature-Liste liest sich mit zwei, drei Ausnahmen eigentlich mehr nach (nötigen) Verbesserungen als nach Neuerungen. Ich denke, bis zur 8.1, 8.2 wird sich auch funktional noch einiges in Capture One tun. Eine 8.0.1 wird jedoch bald nachgeschoben, es hat noch einige kleine Bugs drin. Ich schätze, das wird vor dem Ablauf der 60-Tage-Testversion der Fall sein.
Cheers,
-Sascha