Der war gut (sorry)

Und der Spiegel klappt dann in Lichtgeschwindigkeit um, oder wie soll ich das verstehen?
Du betrachtest das Ganze zu oberflächlich, denn wir sind beim Blick durch den Sucher. Da geht es darum, daß wir den richtigen Moment zum Auslösen erkennen - und je früher das ist, um so besser...
Nehmen wir auch an, der elektronische Sucher ist einer der ganz schnellen Sorte und arbeitet mit einer Verzögerung von
nur 100 ms gegenüber dem optischen System.
Der Fotograf ist geübt und reagiert bei beiden Systemen gleich schnell.
=> An der Kamera mit elektronischem Sucher startet der Belichtungsvorgang 100 ms später.
Insofern hat der Spiegel einen mechanisch bedingten Nachteil, der als Verzögerungszeit immer Bestand haben wird. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!
Auf den ersten Moment könnte man glauben, daß Du an dieser Stelle Recht hast.
Als Grundlage nehme ich mal eine Serienbildgeschwindigkeit von 10 Bildern/Sekunde mit AF-Servo an
(für "Sport-Kameras" nicht unüblich).
Das bedeutet, daß auf ein Bild eine Gesamtzeit von 0,1 s entfällt. Diese setzt sich nun aus den einzelnen Abläufen zusammen:
- Spiegel hochklappen
- Belichten
- Spiegel herunterklappen
- Nachfokussieren
nehmen wir nun einfachheitshalber an, daß diese vier Schritte jeweils die gleiche Zeit zur Verfügung haben, so würden auf das Hochklappen 25 ms entfallen.
Da der elektronische Sucher eine Verzögerung von 100 ms erzeugt und der Spiegel 25 ms "verbraten" hat, beginnt die Belichtung der Kamera mit optischen Sucher 75 ms vor der Spiegellosen.
Bei dieser Rechnung ist nicht einmal berücksichtigt, daß der Sensor der Spiegellosen vor der Belichtung erstmal zurückgesetzt werden muss
(egal ob es ein elektronischer erster Vorhang, oder ein mechanischer ist).
Außer man arbeitet mit einem starren, halbdurchlässigen Spiegel, der einen Lichtverlust mit sich bringt.
Lichtverlust ist nicht akzeptabel...

