Hallo!
Ich kann deine "Angst" durchaus aus verschiedenen Blickwinkeln nachvollziehen.
Zum Ersten ist da die Sache mit dem Elektroschrott. Einerseits, je mehr Elektrogeröll, Chips, Sensoren und Prozessoren von Rand-Features (z.B. Video-Funktion) in den Kameras Platz finden müssen (Die Gehäuse werden ja nicht im selben Takt größer), umso weniger Platz haben die Kernelemente (Bildsensor & -Prozessor, etc.). Sollte jetzt jemand sagen "Sensor und Prozessor für Video sind die selben wie für Foto", führt mich das zum zweiten Teil des Elektroschrotts. Eines muss klar sein - jede Sekunde, die ein Entwickler von Canon für die Konzipierung und Verbesserung z.B. einer Videofunktion verbraucht (verschwendte), fehlt anschließend in der Erweiterung der Sensoren und Prozessoren in Punkto Bildqualität.
Der zweite Punkt ist verwandt mit dem ersten. Dadurch, dass die Kameras immer vollgestopfter mit Technik werden, steigt auch die Anfälligkeit für Fehler und Fehlfunktionen. Ein Beispiel - mein altes (ehemaliges) Handy, ein Nokia 6310 mit Monochrom-Display, welches ausschließlich telefonieren und SMSen konnte, hatte ich ca. 3 Jahre in Gebrauch, währenddessen ist es mir ca. 200 mal hinuntergefallen, wurde von einem Metallgegenstand komplett zerkratzt und ging (gemeinsam mit mir) ca. 15 Minuten schwimmen. Das gesamte Ding war komplett wassergetränkt. Allerdings - nachdem ich es einen Tag auf die Heizung gelegt hatte, funktioniert es wieder einwandfrei - dieser Vorfall ist inzwischen 5 Jahre her, und das Gerät ist immer noch im regelmäßigen Gebrauch. Hingegen ein neueres Sony Ericsson, welches eine Kamera, Farbdisplay, MP3-Player, SD-Karten-Slot, wasweißichwasalles aufwies, ist ein paar mal hinuntergefallen und war danach kaputt - ist ja klar, bei dem ganzen Schrott der drinsteckt. Das selbe wird auch mit den Kameras passieren - sie werden anfälliger.
Ein weiterer Punkt ist ein kombinierter - der "Knippser-Faktor" und der "schlechte-Bilder-Alarm". Das Problem daran ist, dass durch die neue kaufkräftige Zielgruppe, die DSLR-Knippser, bei Marktforschungen Ergebnisse herauskommen, welche nicht den Anforderungen von Amateur-Fotografen entsprechen. z.B. ist einem Knippser ein digitaler (auch qualitativ minderwertiger) Sucher vermutlich egal, was aber ein Todesurteil-Killerargument für alle Amateur-Fotografen wäre. Wenn es jetzt irgendwann billiger ist, den Sucher zu digitalisieren wird das auch so passieren. Zusätzlich geht die Kunst am Bild verloren. Da die Knippser zwar aus Überzeugung keinen blassen Schimmer von echter Fotografie haben, aber trotzdem natürlich schöne Bilder wollen, wird es irgendwann einmal ein rotes Licht oder einen Piepton an der Kamera geben, der bei einem schlechten Bild vorab warnt. D.h. man läuft dann mit der Kamera, ohne durchzuschauen, durch die Gegend und wartet, bis irgendwann das rote Licht ausgeht, und drückt dann ab - diesenfalls wäre dann auch der digitale Sucher für die Katz, und man würde sich das ganze "Gesuchere" sparen - braucht ja dann niemand mehr.
Ja ich gebe zu, das ist überzeichnet, nur es zeigt einen Trend an, und wie schon einige gesagt haben, will man trotzdem noch die hohe Kunst der Fotografie würdig ausüben, ist man gezwungen, sich zu entscheiden zwischen: einerseits den neuen, hypercoolen, 500-MPixel-Geräten mit DIGIC-XX-Prozessor mit eingebauter 3000p-HDTV-Video-Funktion, GPS-Navigationssystem, Handy, Terminplaner, Internetanbindung und natürlich mit einer integrierten Kaffeemaschine, was allerdings so viel Platz in der Kamera benötigt, dass der Sensor nur mehr ein halbes APS-C-Format hat, weshalb das Bildrauschen so schlimm ist, dass ein Bild eines Vogel-Strauß und das der eigenen Großtante nicht mehr nennenswert zu unterscheiden ist (sofern dies momentan noch der Fall wäre *G*) - Aber egal, man weiß ja, was drauf sein sollte, und immerhin hat man ja während dem abdrücken mit der Kamera telefoniert und einen integrierten Kaffee getrunken.
Die zweite Wahlmöglichkeit ist dann eine Kamera mit einem lausigen 30-MPixel-Vollformat-Sensor, einem echten Sucher (wie altmodisch!), komplett ohne Videofunktion und Kaffeemaschine, dafür (weil ja so viel Platz übrig bleibt in dem altmodischen Teil) immerhin 4 DIGIC-XX-Prozessoren, welche die Sensordaten schnell und effizient verarbeiten und dabei eine hohe Bildqualität garantieren, und somit z.B. Belichtungsreihen im hohen Maße ermöglichen - aber wer will schon gute Bilder, wenn es Kaffee gibt? Das Teil kostet dann natürlich 15 mal so viel wie die 500-MPixel-Hypercam, weil so ein schlankes Design ist natürlich Spezialanfertigung, das ist teuer!
Wer es jetzt bis hier geschafft hat und alles gelesen hat, dem möchte ich erstmal für die Aufmerksamkeit danken, und ich hoffe, dass die Leser den Text im selben Humor sehen, wie ich ihn geschrieben habe, jedoch trotzdem dies als kleine "Warnung" vor den falschen Tendenzen ansieht.

Ich habe nichts gegen Fortschritt, aber ich bin überzeugt konservativ - das heißt, nicht die Asche anbeten, aber das Feuer weitergeben, und nicht das Feuer durch viel Geröll und Sand verschütten und auslöschen.
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und entbiete euch meinen Gruß,
Lord Osiris