Na ja, ich kann es mir nicht "bildhaft" vorstellen, sprich wieviel "dunkler" wird denn das Bild? Meine Cam ist leider mal wieder ausverkauft, deshalb kann ich nicht einfach mal selber was machen. Sprich ich verstehe den theoretischen Unterschied, habe aber kein Bild wo ich sagen kann "ja, das ist ein Muss die 2,8 oder nee, is doch nicht so ein Drama, kann mit 4 leben und habe dafür den IS".
Ich versuch das mal zu erklären und fange vorne an:
Die Zahlen, die du hier in den Raum wirfst (2,8 und 4) sind die sogenannten Blendenzahl. Sie geben die Größe der Öffnung der Blende (durch das Öffnen der Blende kommt Licht in auf den Sensor/Film einer Kamera) beim Belichten des Sensors/Film an.
Je größer die Blende, desto mehr Licht trifft auf den Sensor/Film pro Zeiteinheit.
Warum tritt bei 2,8 mehr Licht in die Kamera ein, als bei 4, wenn die Zahl doch die Blendengröße angibt?
Wenn man von einem "F4"-Objektiv spricht, dann meint man eigentlich das Verhältnis von Durchmesser der Blende zur Öffnung während des Fotografiervorgangs, d.h. F2.8 bedeutet 1 zu 2.8 und F4 bedeutet 1 zu 4.
1 geteilt durch 2.8 ist größer 1 geteilt durch 4, daher ist die Blende bei 2.8 offener als bei 4 und es tritt mehr Licht ein.
Exkurs: Schärfentiefe
Ein weiteres Gesetz des Fotografierens lautet:
Je größer die Blende (also je kleiner die Blendenzahl), desto geringer die Schärfentiefe, also der Bereich, den der Mensch noch als scharf wahr nimmt vor und hinter der Fokusebene (Die Ebene im Raum auf den die Kamera während des Fotografiervorgangs scharf gestellt war). Physikalisch betrachtet ist eine Foto immer nur auf exakt eine Ebene im Raum scharf gestellt und vor und hinter dieser Ebene wird die Abbildung immer unschärfer. Allerdings kann man die Abnahme der Schärfe über die Blende beeinflussen und eine kleine Blende (große Blendenzahl) lässt einen größeren Bereich als "scharf" erscheinen, als eine große Blende (kleine Blendenzahl).
Wieviel Licht auf den Sensor/Film während des Belichtungsvorgangs trifft hängt nicht nur von der Größe der Öffnung der Blende ab, sondern auch von der Dauer, die die Blende geöffnet ist.
Zwischen den Blenden 1:2,8 und 1:4 liegt genau eine sog. "Blendenstufe", das bedeutet durch eine Blende der Größe 1:2,8 dringt pro Zeiteinheit doppelt soviel Licht ein wie durch eine Blende der Größe 1:4.
Daraus folgt: Möchte man nun für beide Blendenstufen die gleiche Lichtmenge auf den Film/Sensor treffen lassen, kann man für die größere Blende die Zeit verkürzen. Für folgende Einstellungen trifft die immer gleiche Lichtmenge auf den Sensor/Film:
0,5s - F2
1s - F2,8
2s - F4
4s - F5,6
usw.
Achtung: Das bedeutet nicht, dass das Bild gleich aussieht. Die Helligkeit bzw. die Belichtung des Films/Sensors ist zwar immer gleich bei diesen Blenden/Zeit-Verhätnissen, allerdings nimmt bei zunehmender Blendenzahl (abnehmender Blendengröße) die Schärfentiefe zu.
Diese Überlegungen führen zu Faktor 1 deiner Entscheidung:
Wenn du aus gestalterischen Gesichtspunkten heraus eine geringe Schärfentiefe wünschst, dann ist das 2,8er besser.
Weiter im Text mit dem Thema "Unschärfe".
Unschärfe bei einem Foto kann zwei Ursachen haben:
1. Bewegungsunschärfe: Das bedeutet das fotografierte Objekt hat sich während der Aufnahme bewegt und die Verschlusszeit (Warum heißt das eigentlich Verschlusszeit, wenn es doch die Dauer der Öffnung der Blende ist?) war lange genug, so dass sich diese Bewegung auf dem Sensor/Film manifestiert hat. Das kann natürlich ein gestalterisches Mittel sein.
2. Verwacklungsunschärfe: Das bedeutet während der Öffnung der Blende hat sich die Kamera bewegt. Das ist eher selten ein erwünschtes Gestaltungsmittel und häufig liegt die Ursache hierfür in der Notwendigkeit einer langen Verschlusszeit, da zu wenig Licht vorhanden ist um eine kürzere Verschlusszeit zu wählen.
Punkt 2 spricht wieder für das Objektiv mit der größeren Lichtstärke (der größeren, möglichen Blende).
ALLERDINGS kommt hier nun der "Image Stabilizer" kurz IS ins Spiel. Diese Funktion soll genau die Verwacklungsunschärfe unterbinden, d.h. die Verwacklungen werden soweit möglich durch das Objektiv ausgeglichen. Das hat zur Folge, dass man mit einem Objektiv mit IS "zwei bis vier Blenden gewinnt". Was bedeutet das?
Zwei (Erfahrungswerte der Benutzer) bis vier (Werbeversprechung der Hersteller für einen IS) Blenden gewinnen bedeutet, dass der Image Stabilizer es ermöglicht zwei bis vier Stufen länger zu belichten, als es ohne IS möglich wäre, ohne dass sich die durch die längere Belichtung wahrscheinlich auftretende Verwacklungsunschärfe bemerkbar macht.
Du weißt, man kann aus der Hand nicht unendlich lange belichten, ohne das man sieht, dass während der Aufnahme die Kamera gewackelt hat.
Es gibt eine Faustregel für die längstmögliche Belichtungszeit, die ohne Verwacklungsunschärfe noch aus der Hand fotografiert werden kann (natürlich ist das bei jedem anders, da der eine mehr wackelt als der andere und es auch auf physische Eigenheiten des Fotografen ankommt. Ein Sportschütze kann eine Kamera vermutlich ruhiger halten, als ein ungeübter "Ruhighalter").
Die Faustregel ergibt sich aus der verwendeten Brennweite, mit der das Foto gemacht wird. Je länger die Brennweite, desto größer die Gefahr einer Verwacklung, da sich kleine Bewegungen des Sensors mit zunehmender Entfernung immer mehr auswirken.
Die Faustregel lautet:
Die längstens mögliche Verschlusszeit ergibt sich aus dem Kehrwert des Kleinbildäquivalents der verwendeten Brennweite.
Also bei einer Crop-Kamera (also nicht Vollformat) mit einem Crop von 1,6 und einer verwendeten Brennweite von 100mm ist die längst mögliche Verschlusszeit dann: 1 / 100 * 1,6 = 1/160s.
Durch den Image Stabilizer (der zwei bis vier Blenden Gewinn zulässt, was wie oben beschrieben auch durch Zeit ausgedrückt werden kann, denn Halbierung der Blende bei Verdoppelung der Verschlusszeit bedeutet identische Belichtung) kannst du allerdings auch mit einer Zeit von 1/40s bis (Herstellerwerbung) 1/20 bei einer Cropkamera und einer Brennweite von 100mm noch ein verwacklungsfreies Bild machen.
ABER: Verwacklungsunschärfe ist ungleich Bewegungsunschärfe!
Nehmen wir als (fiktives(!!!) Zahlen-)Beispiel die Sportfotografie in einer Halle. Die Halle ist schlecht ausgeleuchtet und die Belichtungsautomatik schlägt dir eine Blende von 5,6 bei einer Belichtungszeit von 1/100s vor. Du willst die schicken Mädels vom Volleyballverein während des Spiels komplett scharf auf dem Bild haben, was eine Schärfentiefe von ca. 5m benötigt, wenn du auf die Spielerin in der Feldmitte fokussierst. Das wirst du mit einer Blende von 5,6 nicht schaffen, da hier die Schärfentiefe zu gering ist. Also musst du die Blende auf 11 erhöhen (verkleinern), was zwei Blendenstufen (Viertelung der Lichtmenge) entspricht. Um diesselbe Belichtung wie bei 5,6 und 1/100s zu erreichen musst du bei F11 die Belichtungszeit um zwei Stufen verlängern, also auf 1/25s.
Dank Image Stabilizer ist es möglicherweise möglich, dass du diese Zeit noch aus der Hand verwacklungsfrei hinbekommst, allerdings werden sich die schnellen Mädels in 1/25s möglicherweise bewegen und du bekommst eine Bewegungsunschärfe auf dein Bild, gegen die auch der IS nichts machen kann.
Hier hätte dir allerdings auch das 2,8 nicht geholfen, denn du könntest hier die Blende vielleicht auf 2,8 öffnen, die Zeit auf 1/400s erhöhen, aber die Schärfentiefe wäre noch kleiner als bei 5,6 und noch weniger Mädels wären scharf (im fototechnischen Sinne!).
1. Eine Blende von 2,8 lässt mehr gestalterischen Spielraum (Schärfentiefe) zu als eine Blende von 4.
2. Die größere Blende von 2,8 und der IS beim F4er-Objektiv egalisieren sich in etwa. Was die 2,8er-Blende an Lichtstärke mehr zulässt, kannst du beim F4er durch die Belichtungszeit erreichen, die du durch den IS höher einstellen kannst als ohne beim 2,8er. Das geht dann allerdings zu Kosten der Bewegungsschärfe.
Wenn du dir den Unterschied bildhaft machen willst, dann mache folgendes:
1. Stelle deine Kamera auf Programmautomatik, miss die Belichtung eines Objekts und merke dir die Werte.
2. Dann stellst du die Kamera auf Manuell und stellst diese Werte ein.
3. Mache ein Bild.
4. Stelle die Blende eine Stufe kleiner (eine Stufe größere Blendenzahl). Achtung: Achte darauf, dass die modernen DSLRs alle Zwischenstufen zulassen. Die Blendenreihe geht so:
... 1,0 1,4 2 2,8 4 5,6 8 11 16 22 ...
Hier verdoppelt sich die Lichtmenge jedes Mal, wenn man die nächste Stufe erreicht. Bei den Zwischenstufen ist das nicht der Fall. Die Erhöhung der Lichtmenge kann ich hier nicht genau sagen. Wenn du also das Bild mit Blende 11 gemacht hast musst du auf 16 erhöhen, um "eine Blende zu verringern", nicht etwa auf 13.
5. Mache ein Foto
Wenn du diese beiden Bilder nun vergleichst, dann siehst du, um wieviel "dunkler" das F4er gegenüber dem F2,8er ist. Durch den IS kannst du aber die Verschlusszeit beim F4er erhöhen.
6. Verdopple die Verschlusszeit.
7. Mache ein Foto (Bei "Mache ein Foto" natürlich immer ein Bild desselben Objekts bei denselben Lichtverhältnissen ;-)).
8. Das Foto von 7. sollte genauso belichtet sein wie das Foto von 3.
Beim
Fotolehrgang gibt es einen Test (Tips -> Der Testfilm) der dir den Zusammenhang zwischen Blende, Verschlusszeit und Schärfentiefe sehr schön in einer Fotoreihe aufzeigt, die du selbst schießen kannst.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu simpel erklärt und ich konnte zu deinem Verständnis beitragen. Sollte mein Post Fehler enthalten, dann bitte darauf hinweisen!
Edit und Nachtrag: Argl... ich sehe jetzt erst, dass das Thema schon 11 Seiten hat und die Ausgangsfrage schon längst geklärt ist. Da hätte ich besser was gearbeitet in der Zeit, aber seis drum. Vielleicht hilfts ja jemandem trotzdem.
