Habe jetzt HDR auch mal etwas ausführlicher probiert, auch auf Trey Ratcliffes Kritik hin und die Reaktionen hier darauf.
Manchmal mag ich das künstliche/künstlerische (habe NIK), manchmal widert es mich an, weil selbst die Neutraleinstellung noch zu arg ist.
Will man also einfach "nur" die Dynamik einer Szene voll ausreizen, kann man in LR6 ganz natürlich wirkende DNGs produzieren, die dennoch schön gezeichnet in allen Bereichen sind (bei Canon finde ich oft die Schatten besonders kritisch).
Weitere Vorteile: Auch nach der HDR-Verrechnung kann man noch Objektivkorrekturen und CA-Korrekturen anwenden. Beides liefert überhaupt bzw. deutlich bessere Ergebnisse als NIK. Überhaupt die komplette Palette der RAW-Entwicklung so schonend auf ein HDR anzuwenden, das eben KEIN festgenageltes TIFF ist, finde ich schon prima. So kriegt man z.B. auch Farbrauschen noch gut gebändigt, was bei den NIK-TIFFs fast unmöglich war.
Warum Trey keinen Erfolg hatte bzw. mit der mittleren Belichtung das gleiche Ergebnis erzielte, wurde mir dann auch klar: Genau das gleiche passierte bei mir bei mehreren Belichtungsreihen, die ich aus den letzten Urlauben mitbrachte. Stellte ich bei dem normal belichteten Bild die Regler genauso ein wie beim auto-getoneten LR6-HDR, bekam ich fast exakt die gleichen Ergebnisse. Diese Bilder waren aber allesamt nicht wahnsinnig dynamisch, die Belichtungsreihen hatte ich eher "zur Sicherheit" aufgenommen.
Dann aber gab es wieder Bilder, wo die Belichtungsreihe mit HDR deutlich bessere Ergebnisse lieferte, die mit einem Bild unmöglich herzustellen waren. Es waren ausschließlich solche Bilder, für die HDR eigentlich gedacht ist: die mit riesiger Dynamik, also massiv hellen und massiv dunklen Bereichen. So konnte ich aus der normalen Belichtung einer Gegenlicht-Szene in London die Sonnenscheibe nicht mehr rekonstruieren (siehe Anhang 1). Mit HDR ging das dann aber (Anhang 2). NIK in der Neutraleinstellung lieferte dann ein sehr ähnliches Bild, wirkte knackiger, war aber auch weniger flexibel bei der Nachbearbeitung und streckenweise etwas rauschiger (Anhang 3).
Insgesamt also eine Mischung aus Geschmacksache und wohldurchdachter Anwendung, je nach Situation und Ergebniswunsch. Auf NIK würde ich nicht verzichten wollen, LR6 gibt mir aber die Möglichkeit, dynamische UND neutrale Bilder zu erzeugen. Eine gute Ergänzung also. Nur ein paar mehr Detaileinstellungen und Features wären schön gewesen. Ich finde einfach, Adobe hat sich bei so einem Versionssprung schon ein bisschen lumpen lassen. Andere Firmen machen da einen Aha-Effekt draus. Adobe ist etwas blass geblieben.
Viele Grüße,
Christian