Aus meiner Sicht ist das tatsächlich nur moderat geschärft, weil ich in diesem Falle nur 0,5 Pixel Radius bei 150% gewählt habe. Solche Werte sind bei einem generellen USM über das gesamt Bild undenkbar -jedenfalls ohne heftige Artefakte zu erhalten. Jedoch mache ich mir eben etwas mehr Aufwand und gehe im Gimp beim Thema Schärfen (mit Abwandlungen) in etwa nach
diesem Verfahren vor. Am Ende der Seite sind übrigens weiterführende Links, was die Lektüre auch für Photoshop User, bzw. User anderer EBV interessant macht.
Beim Schärfen über den Value (Helligkeitskanal) umgeht man z.B. das Problem, daß normales Schärfen eben das Farbrauschen verstärkt (die Value Ebene hat keinerlei Farbinfos), weshalb man eben stärkere Werte einstellen kann.
Bekanntlich ist Schärfen notwendig, um die Interpolationsfehler des Bayer Sensors zu mildern. Schärfen bedeutet Kontrastverstärkung an Kanten und ist eine Gratwanderung: die Kontrastverstärkung zerstört einerseits Details, die Schärfung aber verstärkt sie, bzw. bringt sie zum Vorschein. Man muß also für optimale Ergebnisse Radius und Stärke bei jedem Bild anders einstellen.
Sprich: in diesem Bild waren relativ kleine Werte vorteilhaft ("zarte" Schärfung). Zudem konnte ich die Deckkraft der Schärfungsebene noch auf ca. 90% reduzieren, was den Schärfungseffekt ebenfalls merklich mindert. Auf anderen Bildern verwende ich statt 0,5/150 auch schonmal 1,2/250, kommt halt auf das Motiv an.
Und genau das ist der Grund, warum ich eben den DPP Screeenshot mit 100% Crop der ungeschärften, unbearbeiteten Version eingestellt habe, so daß man eben vorher/nachher erkennen, bzw. besser mit seiner eigenen ungeschärften Version vergleichen kann.
Richtig: es reicht eben nicht im DPP einen Schärfungswert einzustellen und "convert to JPG" anzuklicken. Es reicht jedenfalls dann nicht, wenn man möglichst gute Ergebnisse möchte.
Nochmals: ein normales USM, Schärfung im DPP oder gar Schärfung in der Kamera bei JPG sind zwar unaufwendig, aber bügeln einfach nur über das gesamte Bild, verstärken Farb- und Helligkeitsrauschen - besonders sichtbar in Flächen wie blauem Himmel oder in Schattenbereichen. Darüber hinaus (ich übertreibe etwas) zerstört generelle Schärfe das Bokeh. Eine z.B. Schärfung des Gesamtbildes bei Portraits oder Personenaufnahmen ist in meinen Augen eine Sünde.
Selbst wenn das Portrait mit lichtschwacher Linse bei f 5.6 aufgenommen wurde (sprich Hintergrund scharf ist) wirkt es deutlich besser, wenn nur die Person (nicht der Hintergrund) geschärft werden, alleine durch den Schärfenunterschied Vorder-/Hintergrund ergibt sich nachträglich eine Art Freistellung, die das Bild merklich aufwertet.
Und bei Personenaufnahmen wirkt selektive Schärfe vorteilhafter, wenn eben nur (Kopf) Haare, Bart, Brille, Augen, Mund, etc. geschärft werden, nicht aber Fältchen, Hautunreinheiten, Nasen, Ohren, Arme, Beine, etc. oder die Kanten zwischen Haut und Kleidung, z.B. Dekollete, Bikinihöschen, etc. Die Summe all der kleinen Details auf die der EBV-ler achtet, machen eben den Unterschied zwischen einem ganz netten und einem guten Bild. Logischerweise muß das Ausgangsbild schon eine gewisse Qualität haben, einen verwackelten Schnappschuß von Onkel Hubert vor der Frittenbude wertet man nicht wirklich auf.
Viele Grüße Frederick